Sie besitzen etwas, das andere auch brauchen könnten? Dann ist das eine Gelegenheit zum Teilen und zum Geld verdienen. Sei es ein leeres Schlafzimmer, ein Parkplatz, der nicht immer benutzt wird, oder ein Auto, von dem viele gemeinsame Nutzer profitieren – per Internet lassen sich solche Besitztümer sehr effizient für andere Benutzer zugänglich machen. Damit bewahrheitet sich die Theorie des Harvard Ökonomen Martin Weitzman, der den Begriff der “Share Economy“ geprägt und definiert hat. Seine Theorie besagt, dass sich der Wohlstand für alle Beteiligten erhöht, je mehr sie untereinander teilen.
Finden Sie jemanden, der seine Wohnung mit Ihnen teilt - irgendwo auf der Welt. Airbnb ist Teil der Share-Economy. (Screenshot) |
Die gute Nachricht zuerst: Die Share-Economy ist zu einem Schlagwort geworden. Oft auch kollaboratives Konsumieren genannt, geht es dabei darum, neue Wege und Verhaltensweisen in unser Wirtschaftssystem einzubringen, das ja bekanntlich vor allem auf Besitz und Konsum basiert.
Die weniger gute Nachricht handelt davon, dass die Share-Economy erst eine winzige Nische in unserer Wirtschaft besetzt: Zitat aus einem Artikel der Forschungsabteilung der Deutschen Bank:
“Wir kaufen unbeeindruckt von der „Ökonomie des Teilens“ weiterhin Autos, Elektronik, Kleidung, Kunstgegenstände oder Werkzeug aus dem Baumarkt – allerdings zunehmend gern in Kombination mit Dienstleistungen wie Wartungsverträgen, Garantien oder einem exklusiven Zugang zu digitalen Inhalten […]
In der physischen Produktwelt sind die Auswirkungen der Share Economy [im Gegensatz zur virtuellen Welt] hingegen (noch) überschaubar. Viele alltägliche Gegenstände sind den Großteil ihres Produktlebenszyklus nicht in Verwendung, d.h. es existiert durchaus ein Umverteilungspotenzial für ungenutzte Kapazitäten. Wieso sollte sich jemand, der in einem Ballungsgebiet wohnt, ein Auto kaufen, wenn er es auch zweckgebunden temporär leihen kann? So muss er nur die variablen Kosten der jeweiligen Nutzung tragen und keine direkten Anschaffungs-, laufende Wartungs- und Unterhaltskosten tragen, geschweige denn sich mit der urbanen Parkplatzproblematik herumschlagen.“
Die Share-Economy funktioniert dann, wenn alle Beteiligten davon profitieren. Die Übernachtungsbörse Airbnb zum Beispiel, die seit Jahren bestens funktioniert und immer mehr Nutzer hat:
“Nach dem Credo "Lade Freunde ein, die du noch nicht kennst" wollte Airbnb ein Ausnahmeunternehmen werden, eine Art freundliches profitorientiertes Unternehmen: Menschen aus aller Welt vernetzen und dabei allen Seiten Profite sichern. Das Unternehmen selbst hat nach dem Wirtschaftsmagazin Forbes mittlerweile einen Jahresumsatz von 180 Millionen Dollar, denn pro Wohnungsvermietung kassiert das Portal eine anteilige Marge. Airbnb spricht sich zudem von jeder Verantwortung frei - materielles Risiko, Steuerpflicht und Meldung an den Vermieter unterliegen allein dem Nutzer.“
Ein weiteres Beispiel dieses Trends ist eine App, die es möglich macht, Parkplätze zu teilen(vermieten), die man selber gerade nicht braucht:
“Parku heisst die neue Smartphone-App, die die mühsame Parkplatzsuche in grossen Schweizer Städten vermeiden soll. Das Prinzip ist rasch erklärt: Wer einen Parkplatz besitzt, den er nicht ständig braucht, kann diesen auf der Website von Parku eintragen und untervermieten. Autofahrer, die Zeit sparen und ihre Nerven schonen wollen, reservieren sich einen Parkplatz, bevor sie in der Innenstadt ankommen. Das Ziel und die Zeitdauer, für die sie einen Parkplatz reservieren möchten, geben sie direkt in der App ein. Nun werden auf einer Karte die freien Plätze in der Umgebung der Zieladresse angezeigt. Diese können mit einem weiteren Klick in Echtzeit reserviert werden.“
Ein Problem gibt es allerdings mit derartigen Initiativen: Die Behörden machen Schwierigkeiten; das Establishment hat Mühe mit dem autonomen Bürger, der aus den vorgegebenen Lebensmustern ausbricht. Airbnb hat dazu geführt, dass zum Beispiel in New York City das Vermieten von Privaträumen verboten wurde, und in Zürich möchte die links-grüne Regierung die Parkier-App verbieten – weil sie nicht ins Verkehrskonzept passt.
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