Werner Herzog, der grosse deutsche Filmemacher, hat im Auftrag mehrerer grosser amerikanischer Telekom-Firmen eine Dokumentation zum Thema SMS und Autofahren gedreht. Das Ergebnis ist ein erschütternder Film. Wer ihn gesehen hat, wird wohl nie mehr autofahren und gleichzeitig am Mobiltelefon herumfummeln.
Werner Herzog ist bekannt für ganz grosses Kino: "Fitzcarraldo", "Nosferatu", Woyzeck“ oder "Aguirre, der Zorn Gottes" gehören zu seinen Werken, die sich mit Wahnwitz und Wahnsinn befassen. Auch seine neuste Dokumentation befasst sich mit absolutem, wenn auch alltäglichem Wahnsinn: mit Menschen, die glauben, gleichzeitig Autofahren und SMS schreiben oder lesen zu können. Was dabei angerichtet werden kann, ist erschütternd. Mehr als 100‘000 Unfälle werden in den USA jährlich durch so abgelenkte Autofahrer verursacht, heisst es in dem Film. Tendenz steigend. So ist es sehr verdienstvoll, dass sich ein grosser Regisseur wie Herzog dafür hergegeben hat, eine derartige Dokumentation zu filmen. Das Resultat trägt den Titel “ "From One Second To The Next" und überzeugt die Kritiker.
“Herzog mutet dem Zuschauer viel zu, er quält ihn. Er schildert haarklein, wie eine Sekunde der Unachtsamkeit Leben zerstören kann. Man erlebt die Nachhaltigkeit des Schreckens. Ein Unfall geschieht in einem Augenblick. Die Beteiligten leben danach jede Sekunde ihres Lebens mit diesem Moment, er gibt sie nie wieder frei. Fast noch schlimmer als das Leiden der Opfer wirken die schuldbeladene Todesfahrer. Chandler Gerber hat drei Menschen getötet. Aus Achtlosigkeit, wie er selbst sagt, weil er nicht nachdachte, weil ihm das Risiko egal war. Der Mann quält sich vor der Kamera und wartet auf eine Erlösung, die nie kommen wird. Drei Kinder mussten sterben, weil er seiner schwangeren Frau eine SMS von unterwegs schickte. Die SMS konnte nicht warten und lautete: "Ich liebe Dich.“
“Dass "From One Second To The Next" dringend ins Deutsche übersetzt werden sollte, machen aber diese Zahlen deutlich: Bei einer im Juni veröffentlichten Umfrage unter jungen Autofahrern gaben 26 Prozent der Teilnehmer in Deutschland zu, während der Autofahrt SMS zu schreiben. Europaweit ist es sogar noch schlimmer, dort liegt der Wert bei 37 Prozent.“
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