Monday, August 5, 2013

Dreist oder schlau? Ferien-E-Mails einfach löschen!

Vielbeschäftigte Leute haben heute  eindeutig mehr Probleme, mal eine Pause einzulegen, als zu vordigitalen Zeiten. Das gilt auch für die Sommerferien. Wenn es dann mal soweit ist, dass man vom Geschäft weggekommen ist, stellt sich nicht nur die Frage, ob man am mobilen Telefon zumindest für gewisse Kollegen, Vorgesetzte oder gar Kunden erreichbar bleiben möchte, sondern auch, ob man den persönlichen E-Mail-Briefkasten offen lassen oder abschliessen soll. Die Aussicht auf einige Hundert oder gar einige Tausend  Nachrichten, die nach den Ferien warten, können die Aussicht auf den Arbeitsanfang schon ganz schön trüben.

In den Ferien - am Strand oder auf dem Schiff: Wer will da an E-Mails denken!
Comparis.ch hat es dieses Jahr untersuchen lassen: 56 Prozent aller berufstätigen Schweizer sind in den Ferien für den Chef und die Arbeitskollegen erreichbar. Bei den Tessinern sind es zwei Drittel. 43 Prozent der Befragten, die in den Ferien erreichbar sind, gaben an, dass ihr Arbeitgeber das von ihnen erwarte.
Die meisten berufstätigen Schweizer belassen die Ferienarbeit allerdings  bei einer Notfall-Bereitschaft. Regelmässig mit der Arbeitsstelle telefoniert nur jeder Achtzehnte. (Unter den Tessinern ist es jeder Achte). Immerhin: Beim Lesen geschäftlicher E-Mails während der Erholungszeit sind die Schweizer konsequenter im Abschalten: Für zwei von drei Ferienmacher ist das ein Tabu. Das Problem stellt sicvh dann, wenn man vom Strand zurückkommt: Auf viele Arbeitnehmer wartet dann eine zum Bersten volle Mailbox. Dabei liesse sich das eigentlich ganz einfach vermeiden. Zum Beispiel indem man Mails, die während der Ferien eintreffen, ganz einfach löscht und den Absendern mitteilt, wann man wieder verfügbar ist. Wenn dann auch noch die Adresse eines Kollegen angegeben werden kann, für dringende Fälle, kann ja eigentlich gar nichts mehr passieren.
Genau dieser Modus Operandi scheint sich jetzt langsam breitzumachen. Kein Wunder: Es kann sich auch für den Arbeitgeber nicht lohnen, wenn sich die Mitarbeiter nach den Ferien erst mal tagelang abmelden, weil sie ihre E-Mails aufarbeiten müssen. So beschreibt die BCC auf ihrer Website die Vorteile einer Ferien-E-Mail-Blockade und auch der Spiegel hat sich dem Thema gewidmet:
DerUmgang mit den Bergen ungelesener E-Mails, die einen modernen Büroarbeiter nach einem zwei- oder dreiwöchigen Urlaub erwarten, ist eines der großen ungelösten Probleme der Gegenwart. Wer ernsthaft darangeht, jede auch nur halbwegs interessant aussehende E-Mail zu öffnen und zu lesen, verbringt damit bei 1500 E-Mails und einer Bearbeitungsdauer von, sind wir mal großzügig, durchschnittlich 30 Sekunden pro E-Mail etwa 12,5 Stunden. Das sind mehr als 1,5 Arbeitstage. Der Großteil dieser Zeit wird zwangsläufig in sehr unproduktive Tätigkeiten investiert, nämlich
das Löschen von Spam aller Art,das Lesen und Löschen von E-Mails, die sich längst erledigt haben,das Lesen und Löschen von E-Mails, die einen nur erreicht haben, weil der Absender wieder einmal allzu liberal mit dem cc-Feldumgegangen ist."
Genau aus diesem Grunde hat zum Beispiel Daimler seit mehr als einem Jahr allen Angestellten das Recht gegeben, festzulegen, dass alle E-Mails, die in seiner Urlaubszeit auflaufen, gelöscht werden. Das habe den Zweck, dass die Belegschaft in Ruhephasen noch besser 'abschalten' könne, schreibt der Spiegel, der dann allerdings auch das Beispiel eines Berliner Politikers aufbringt, der mit genau diesem Verhalten einen Teil seiner Wählerschaft (und einige Journalisten) ärgert. Die Bild-Zeitung haut den Politiker in die Pfanne – mit der Überschrift:
"Weil er nach dem Urlaub seine Ruhe haben will: Dreister Stadtrat lässt alle E-Mails ungelesen löschen."

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