Monday, January 25, 2021

Von WhatsApp zu Telegram: Vom Regen in die Traufe

Es waren hauptsächlich zwei Ereignisse, die während der letzten Wochen zu Unruhe unter Social-Media-Nutzern geführt haben: Die Ankündigung neuer Geschäftsbedingungen für WhatsApp-User führte zu Befürchtungen, dass Facebook bei Zustimmung direkt auf die Daten der WhatsApp-User zugreifen könne. Und in den USA führten die Massnahmen verschiedener Social-Media-Plattformen gegen Donald Trump dazu, dass sich viele seiner Anhänger eine neue Social-Media-Heimat suchen. 

     
     Von WhatsApp zu Telegram: aus der Datenschutzperspektive
       wahrscheinlich kein weiser Umzug.                Logo Telegram

Tatsächlich führten diese Ereignisse zu Verschiebungen bei den Social-Media-Nutzern. Die Google-Alternative DuckDuckGo verzeichnete mehr als 100 Millionen tägliche Suchanfragen. Diese Zahl ist allerdings im Vergleich zu Google nicht beeindruckend: Google verzeichnet fünf Milliarden Suchanfragen pro Tag. Ähnlich hoffnungslos sieht es für Facebook-Konkurrenten aus:MeWe hat ganze 15.5 Millionen Mitglieder, was im Vergleich zu den Milliarden von Facebook-Nutzern schlicht nicht ins Gewicht fällt. Die App-Analyse der Firma Sensor Tower verzeichnete gemäss Medienberichten immerhin ein Wachstum der WhatsApp-Konkurrenz:

“Die Downloads von WhatsApp fielen zwischen dem 5. und 12. Januar im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 2 Millionen auf 10,6 Millionen. Im Vergleich dazu sah Signal 17,8 Millionen Downloads, während Telegram 15,7 Millionen verzeichnete..."

Die beiden WhatsApp-Alternativen geben an, dass sie Millionen von neuen Usern hätten – im Falle von Telegram habe man 500 Millionen Benutzer erreicht.

Doch ist der Abschied von WhatsApp aus Datenschutzgründen eine gute Sache? Matthias Schwarzer von RND.de ist nicht überzeugt. Denn der beliebteste Zufluchtsort nach dem aktuellen Whatsapp-Boykott scheine nicht die sichere Schweizer Alternative Threema zu sein, oder das von Elon Musk beworbene US-Pendant Signal – sondern ausgerechnet Telegram. Dabei sei nicht einmal der Standort des Unternehmens bekannt:

“Das Entwicklungsteam befindet sich nach eigenen Angaben in Dubai, bei den Gründern handelt es sich um zwei russische Entwickler. Wo genau die Server stehen, ist weitestgehend unklar. Zudem gilt Telegram laut Recherchen des Portals „heise.de“ aus dem November 2020 als Datenschutz-Albtraum.“

Wieso ist denn Telegram trotzdem die bevorzugte WhatsApp-Alternative? Matthias Schwarzer hat eine Antwort: 

“Weil der Datenschutz am Ende augenscheinlich doch eine deutlich geringere Rolle spielt als die tatsächliche Verbreitung des Dienstes. Wer garantiert jemanden per Videochat erreichen will, der setzt – trotz Sicherheitslücken – auf Zoom. Wer garantiert jemanden per Chat erreichen will, nutzt Whatsapp – oder jetzt eben Telegram. […] Dienste wie Threema und Signal dürften zwar in der Techblase boomen – in der Welt von Arbeitskollegen, Nachbarn, Schul- und Kindergartengruppen dürfte jetzt jedoch ausgerechnet ein Messenger zur Alternative herangezogen werden, der die geringste Sicherheit überhaupt bietet. Nämlich Telegram.“


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