Thursday, January 21, 2021

Streaming: Etablierte TV-Sender kommen immer mehr unter Druck

Der Einstieg von Disney+ als erster Streaming-Dienst “Made in Hollywood“ setzt die etablierten TV-Sender, insbesondere die öffentlich-rechtlichen, zusätzlich unter Druck. Traditionelles Fernsehen kann nur noch 39 Prozent der Screentime für sich in Anspruch nehmen. Corona beschleunigt den Trend: 50 bis 69-Jährige steigern ihre Streaming-Sehzeit um volle 15 Prozent.

Die Streaming-Plattform Disney+: Die Zuschauer gewöhnen sich an die neuen Formate
und die etablierten TV-Sender verlieren an Popularität.                    Screengrab Disney+
Die Zahlen, die einen nicht überraschenden Trend bestätigen, kommen aus einer Studie des Marketing Center Münster der Universität Münster und der Unternehmensberatung Roland Berger im deutschen Markt. Vor rund 65 Jahren startete der Siegeszug des Fernsehens. Heute steht das Format vor seiner grössten Herausforderung: Mit dem Eintritt der Hollywood-Konzerne in den deutschen Streaming-Markt verstärkt sich der Wettbewerb um die Gunst der Zuschauer noch einmal deutlich.

Die Ergebnisse zeigen: Rund 15 Prozent der Befragten hatten rund drei Monate nach dem Start des Angebots Zugang zu Disney+. Vor allem aber führt der Wettbewerber aus Hollywood, der nur der erste einer Reihe an Streaming-Diensten von Entertainment-Konzernen ist, zu einer Neuaufteilung des Bewegtbild-Kuchens: Personen mit Zugang verbringen im Durchschnitt acht Prozentpunkte zusätzlich mit Streaming, was einer Steigerung ihrer Streaming-Zeit um 31 Prozent entspricht. Das geht auf Kosten der Fernsehsender, aber natürlich auch der Streaming-Konkurrenz. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der neue Wettbewerber das Interesse am Streaming insgesamt weiter erhöht und zusätzliche Zuschauer dazu gebracht hat, Abonnements bei den etablierten Anbietern abzuschließen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass nur noch 39 Prozent der Zeit, welche die Befragten im Februar 2020 mit Bewegtbild verbrachten, auf das traditionelle Fernsehen entfielen. Das Gros ging an die verschiedenen Streaming-Formate einschließlich Sender-Mediatheken, die immerhin 14 Prozent des Bewegtbild-Kuchens für sich reklamieren können. Insgesamt aber zeigen die Ergebnisse, dass sich die TV-Häuser weiterhin sehr schwertun im neuen Wettbewerbsumfeld. Zudem wird deutlich, dass die Corona-Pandemie zumindest in einigen Bereichen als Beschleuniger für den digitalen Wandel fungiert hat. Sowohl junge als auch ältere Personen haben der Studie zufolge Handlungsmuster durchbrochen und den Weg zum digitalen Medienkonsum gefunden: Zuschauer im Alter von 50 bis 69 Jahren haben ihre Zeit mit Abo-Streaming-Angeboten um durchschnittlich mehr als 15 Prozent gesteigert.

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