An Angeboten mangelt es nicht: Airbnb bietet unzählige Übernachtungs- möglichkeiten allein in Luzern. airbnb.com Screengrab |
Die Idee war eigentlich genial, das
Zielpublikum jung, unkompliziert und auf günstige Unterkünfte angewiesen. Daher
auch der Name Airbnb, der signalisiert, dass eine Luftmatratze und ein
Frühstück für wenig Geld zu haben sind.
Das hat sich allerdings tiefgreifend
verändert. Wie viele andere Plattformen der Sharing-Economy funktioniert Airbnb
so gut - sowohl für Mieter, als auch für Vermieter - dass das Unternehmen vom
eigenen Erfolg eingeholt wurde. Airbnb ist so allgegenwärtig geworden, dass es vielerorts
eine Grundlage unserer Gesellschaft verändert, nämlich die Möglichkeit eine
Wohnung zu einem erschwinglichen Preis zu finden. Ausserdem verändert Airbnb
auch die Zusammensetzung ganzer Quartiere und sogar Städte. Statt Einwohnern,
gibt es Touristen und alle unangenehmen Begleiterscheinungen. Paris, Venedig
und teilweise auch Luzern können ein Lied davon singen. Gerade in Luzern haben
Aktivisten kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass durch Airbnb-Vermietungen immer
mehr echter Wohnraum verschwindet. Kein Wunder, mit solchen Objekten kann sehr
viel Geld verdient werden - bis zu 17‘000 Franken pro Monat kann eine Wohnung
in der Luzerner Altstadt einbringen:
“Airbnb [ist ]für die Vermittlungsfirma Keyforge ein gutes Geschäft. Sie vermietet in Luzern gesamthaft 37 Wohnungen über Airbnb und andere Plattformen. Nach Berechnungen der SP-Politiker Cyrill Studer und David Roth sei mit einer 4,5-Zimmer-Wohnung in der Neustadt bis zu 9000 Franken Ertrag monatlich zu erzielen. Ein anderes Haus mit ausschliesslich kommerziell vermieteten Apartments liegt am Hirschenplatz im Herzen der Altstadt – ebenfalls vermietet über die Agentur Keyforge. Das Haus gehört der NLU Immobilien mit Sitz in Luzern. Die Firma hat das historische Haus mit der einst beliebten Beiz mit einem Etablissement in den oberen Etagen 2015 gekauft und aufwendig umgebaut. Statt einer Kontaktbar gibt’s die schicken Apartments «Hirschen 1 bis 7». Bis zu 549 Franken kosten die Objekte pro Nacht…“ (zentralplus.ch)
Immerhin ist man in Luzern noch nicht
soweit, wie in Ibiza: Da werden, gemäss
Handelszeitung, sogar Balkone mit einer Matratze auf Airbnb zur Vermietung
angeboten.
Tatsächlich lohnt es sich für viele
Vermieter viel mehr, eine Wohnung kurzzeitig statt langfristig zu
vermieten. Die
Welt zitiert eine Berechnung des Deutschen Städtetags, die zeigt, dass es (in Deutschland) fast dreimal rentabler ist, an Touristen zu vermieten, als an einen Dauermieter:
“So lag der Durchschnittspreis für eine auf Airbnb angebotene ganze Wohnung 2018 bei durchschnittlich 83 Euro. Eine Vollvermietung an 365 Tagen hätte 30.295 Euro an Einnahmen gebracht, abzüglich Betriebs- und Nebenkosten (drei Euro pro Quadratmeter) blieben bei einer mittleren Wohnungsgröße von 72 Quadratmetern noch 27.703 Euro. Für dieselbe Wohnung würde der Eigentümer bei einer Nettokaltmiete von beispielsweise zwölf Euro pro Quadratmeter Wohnfläche lediglich 10.368 Euro jährlich verdienen. Demnach würde es reichen, die Wohnung nur an 137 Tagen bei Airbnb zu vermieten, um auf den gleichen Betrag zu kommen.“
Da die Vermietung von Airbnb-Unterkünften
derartig rentabel ist, darf man davon ausgehen, dass die Zahlen nicht
zurückgehen werden - ausser in Städten und Regionen, wo die Vermietung
gesetzlich eingeschränkt wird. Andernorts wird das System das Problem vielleicht
auch selber lösen: ganz einfach über Angebot und Nachfrage. Es scheint dass viele Airbnb-Angebote schlicht zu teuer sind, auch wenn Reinigungs- und
andere Arbeiten einberechnet werden. Wenn die Reisenden das merken, wird sich
der Vermieterboom hoffentlich zumindest teilweise selber regulieren.
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