Alle wollen sie - die Aufmerksamkeit. Aber es gibt nicht genug davon. Bild Wikimedia |
Die Studie, welche diese Theorie jetzt
wissenschaftlich untermauert, kommt von einem Team europäischer Wissenschaftler
an verschiedenen Universitäten. "Es scheint, dass die zugewiesene
Aufmerksamkeit in unserem kollektiven Verstand eine gewisse Größe hat, aber
dass die Inhalte, die um diese Aufmerksamkeit konkurrieren, immer mehr werden“,
sagt einer der Autoren.
Die Wissenschaftler haben Twitter-Daten von
2013 bis 2016, Bücher von Google Books, die 100 Jahre zurückgehen,
Kinokartenverkäufe, die 40 Jahre zurückgehen, und Zitate von wissenschaftlichen
Publikationen der letzten 25 Jahre untersucht. Darüber hinaus haben sie Daten
von anderen Internet-Inhalten gesammelt. Das Papier verwendet ein Modell für
die Aufmerksamkeitsökonomie, um zu zeigen, dass die Beschleunigung der populären
Inhalte durch die zunehmende Produktion und die zunehmende Nachfrage von
Inhalten getrieben werden. Dies führt zu einer schnelleren Erschöpfung der
begrenzten Aufmerksamkeitsressourcen. Mit anderen Worten: Das
Informationsbuffet ist ganz einfach zu voll, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche. Da kann auch ein sehr grosser Appetit nicht mehr mithalten. Twitter, das
Social-Media-Fegefeuer für extrovertierte News-Junkies und andere Masochisten,
ist ein gutes Beispiel dafür.
Bei einem Blick in die globalen Top 50 der
täglichen Hashtags auf Twitter stellten die Wissenschaftler fest, dass die
Spitzen immer steiler und häufiger wurden: Im Jahr 2013 blieb ein Hashtag mit
durchschnittlich 17,5 Stunden in den Top 50. Drei Jahre später sind es nur noch
11,9 Stunden.
Dieser Trend spiegelt sich auch in anderen
Bereichen, sowohl on- als auch offline - zum Beispiel bei Büchern und Filmen.
“Die Welt wurde in den letzten Jahrzehnten
immer besser vernetzt. Das bedeutet, dass die Inhalte immer umfangreicher
werden, was unsere Aufmerksamkeit erschöpft. Unser Drang nach Neuheit führt dazu,
dass wir gemeinsam schneller zwischen den Themen wechseln“, erklärt einer der Forscher.
Da die verfügbare Aufmerksamkeit mehr oder weniger gleich bleibt, führt dies
dazu, dass die Menschen schneller auf etwas aufmerksam gemacht werden und das
Interesse auch schneller wieder verlieren.“
Es ist schwierig zu sagen, wie sich diese
Entwicklung auf die Gesellschaft auswirken wird. Die Forscher spekulieren:
"Wenn sich nichts ändert, werden Themen, die öffentlich diskutiert werden,
auf ein Minimum reduziert, bevor das nächste Thema auftaucht. Das wird mit
ziemlicher Sicherheit die Qualität der Informationen beeinträchtigen.
Andererseits sind Dinge, die nur sehr kurzfristig wahrgenommen werden, auf
lange Sicht vielleicht auch gar nicht relevant."
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