Saturday, April 20, 2019

Die Zukunft ist doch (noch) nicht bargeldlos

Bargeldlose Geschäfte sind nicht überall beliebt. In den USA ist gegenwärtig eine Gegenreaktion auf Läden im Gang, die kein Bargeld mehr akzeptieren. Solche Verkaufsstellen seien diskriminierend, sagen soziale Aktivisten, weil nicht jeder Konsument ein Bankkonto habe und in der Lage sei, bargeldlos zu bezahlen.

Die meisten Konsumenten lieben Cash - immer noch. In den USA werden jetzt
vielerorts Läden illegal, die ohne Cash funktionieren wollen, wie zum Beispiel
Amazon Go.                                                                                 Bild Wikipedia
„Abschied vom Bargeld“ ist ein Titel, der in vielen Medien in verschiedenen Formen immer wieder auftaucht. Zuletzt im Magazin Focus Money, das die Schlagzeile über eine neue Studie zum Thema stellte. Tatsächlich zeigt die Untersuchung der IG Group, dass auch in Europa immer mehr bargeldlos bezahlt wird. Kein Wunder eigentlich, in einem Umfeld, wo die Internetverkäufe immer noch gewaltig schnell anwachsen. Diese Zunahme an elektronischen Zahlungen ist ganz im Sinne der Banken und der Regierungen: Für Geldhäuser, weil Münzen und Scheine enorme Kosten verursachen, für die Behörden, weil dadurch die Geldflüsse und damit die Steuerverbindlichkeiten viel besser kontrolliert werden können. Allerdings ist die Vorliebe der Bürger für Bargeld noch lange nicht gebrochen, im Europäischen Raum. Zahlen für Deutschland und die EU zeigen, dass sich zwischen 2013 und 2017 die Summe aller E-Payments zwar versiebenfacht hat, der Gesamtwert aber immer noch verhältnismässig sehr tief ist: Zuletzt betrug der Wert aller digitalen Zahlungen in Deutschland gerade mal 0,8 Milliarden Euro bei 35 Millionen Transaktionen im Jahr. In der EU stieg die Zahl der digitalen Zahlungen seit 2013 insgesamt von 1,8 auf 3,4 Milliarden Euro pro Jahr.
In den USA ist man da schon weiter - aber auch schon wieder auf dem Rückzug. Die erste Stadt in den USA, die Anfang dieses Jahres Geschäfte, die kein Bargeld akzeptieren, verbot, war Philadelphia, trotz umfassender Bemühungen von Amazon, das Verbot zu verhindern. New Jersey verabschiedete bald darauf ein gleiches Verbot für den ganzen Staat, und ein ähnliches Verbot wird gerade jetzt vom Stadtrat in New York City bearbeitet. Noch im letzten Jahr gab es nur einen einzigen Ort, wo Unternehmen Bargeld annehmen mussten, in Massachusetts, das vor fast 40 Jahren ein entsprechendes Gesetz verabschiedete.
Hier geht es wohlverstanden nicht um ein Verbot bargeldlosen Zahlungsverkehrs, sondern darum, dass Läden immer auch Bargeld akzeptieren müssen. Der New Yorker Stadtrat Ritchie Torres erklärte in einem Interview, dass die potenziellen gesellschaftlichen Kosten einer bargeldlosen Wirtschaft seiner Meinung nach die potenziellen Vorteile für Unternehmen überwiegen.
Amazon, dass vor wenigen Jahren mit Amazon Go Shops jene automatischen Verkaufsstellen eingeführt hat, in denen man nach einmaligem Registrieren alle Waren einfach mitnehmen kann - wenn man ein Amazon-Konto und ein Smartphone hat - scheint die Argumente der Sozialaktivisten zu akzeptieren. Man sei bereit, in diesen Läden und in den Amazon-Buchhandlungen neu auch Bargeld anzunehmen. Das geplante Datum für die Umstellung ist nicht bekannt.

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