Wednesday, March 6, 2019

Was G5, Huawei und kanadischer Raps gemeinsam haben

G5 ist das nächste grosse Ding. Die Fachmedien sind von den ersten Anwendungen begeistert - die Computerwoche spricht gar von einem Datenrausch. Allerdings wird die Geschwindigkeit im Moment ziemlich gebremst - durch politische Macht- und Ränkespiele, in die sogar kanadische Rapsbauern ohne eigenes Verschulden hereingezogen werden.

Die Welt macht nur zu gern Geschäfte mit China: Bevölkerungsreichtum und Wirtschaftswachstum sorgen für ein unglaubliches Profitpotential. Aber Amnesty International und andere Organisationen publizieren regelmäßig Berichte zur Missachtung der Menschenrechte in China. Das ist ernüchternder Lesestoff: China hat nicht den Ruf eines Landes, in dem man sich auf den Rechtsstaat verlassen kann.
Das erfahren jetzt die Kanadier.
Angefangen hatte alles mit Huawei und einem plötzlich erkannten Spionagerisiko: Wenn der Chinesische Konzern mit seiner führenden 5G-Technologie zu stark in westliche Mobilfunknetze integriert werde, bestehe die Gefahr, dass die chinesische Regierung mithöre:
“In der Debatte um die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller gerät Huawei international immer stärker unter Druck. Die USA versuchen, heimische Firmen am Kauf von Huawei-Ausstattung zu hindern. Australien und Neuseeland haben den Technologieriesen bereits vom 5G-Ausbau ausgeschlossen. Andere Länder könnten dem Beispiel folgen – auch in Europa […]Die USA werfen dem Konzern Industriespionage und Verstöße gegen die Iran-Sanktionen vor. Ende Januar hat das US-Justizministerium offiziell Anklage gegen den chinesischen Konzern erhoben…“ (t-online.de)
Das Rapsgeschäft mit China ist in Kanada Milliarden Wert. Nun wird das
Geschäft plötzlich mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G und Huawai in
Verbindung gebracht.                                                                    Bild Pixabay 
Diese Anklage der USA führte unter anderem zu einem Haftbefehl gegen Meng Wanzhou, Tochter des Huawei-Gründers und Finanzchefin des Konzerns. Diesem internationalen Haftbefehl kam Kanada nach und verhaftete die Gesuchte im Dezember in Vancouver. Nur Tage später verhaftete China zwei Kanadier und verurteilte einen dritten, bereits verurteilten Kanadier in einem plötzlichen Wiederaufnahmeverfahren zum Tode und hob damit eine zuvor verhängte 15-jährige Haftstrafe auf. Diese Massnahmen, deren Tragweite wohl nur die Betroffenen voll spüren, werden in diplomatischen Kreisen allgemein als chinesische Vergeltungsmassnahmen angesehen - genau wie beim kanadischen Raps. In einer Massnahme, die in Europa kaum vermeldet wurde, hat China am Wochenende die Einfuhr von kanadischem Raps blockiert. Einer der größten Getreideverarbeiter Kanadas erklärte am Dienstag, dass China seine Genehmigung zum Export von Raps widerrufen habe. Bei kanadischen Rapsexporten nach China geht es um Milliarden von Dollars. Der Verlust der Frachtgenehmigung kam, nachdem Kanada eine  Auslieferungsanhörung für Huawei CFO Meng Wanzhou durchgeführt hatte.
Wie sich diese Machtspiele auf  die weltweite G5-Entwicklung auswirken werden, ist unklar. Die Computerwoche spekuliert, dass der Druck auf China und Huawei die Einführung verlangsamen könnte:
“Mit oder ohne Huawei-Bauteile - die aktuellen Querelen werden kaum etwas daran ändern, dass 5G als neuer Standard in den nächsten Jahren eingeführt wird und LTE/4G Stück für Stück ablöst. Die Zahlen dahinter sind beeindruckend. 5G soll eine hundertmal höhere Datenrate als LTE bieten. Hinzu kommen eine Kapazitätssteigerung des Netzes um Faktor 1000, zudem die Möglichkeit, mehr als 100 Milliarden Sender weltweit gleichzeitig anzusprechen, dann eine drastische Verringerung des Stromverbrauchs um bis zu 90 Prozent und schließlich bei Bedarf extrem schnelle Reaktionszeiten…“
Huaweis Finanzchefin wurde übrigens schon wenige Tage nach ihrer Verhaftung wieder freigelassen und darf nun ihre Zeit in einer Villa in Vancouver verbringen, so lange das Auslieferungsverfahren läuft. Die drei kanadischen Verhafteten hingegen stecken in chinesischen Gefängnisszellen. Immerhin haben sich inzwischen eine ganze Reihe von Ländern und Persönlichkeiten für die Verhafteten eingesetzt und China aufgefordert, sie freizulassen.

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