Die Reform werde sich verheerend auf die
Freiheit des Internets auswirken, hatten Gegner im Vorfeld angeführt. Gemeint
war vor allem Artikel 13 der Verordnung: Internetplattformen müssen nun jedes hochgeladene
Bild, jede Tonaufnahme und jedes Video vor einer Veröffentlichung prüfen. Das
lässt sich nur mit Filtern machen. Die sind teuer und funktionieren oft sehr
ungenau - sprich: Sie blockieren auch Inhalte, die sie nicht sollten. Die
Reaktionen der Gegner fielen denn auch entsprechend aus: Von einem schwarzen
Tag für das Internet und die Freiheit, war die Rede. Lobbyisten hätten über
Demokraten gesiegt, heisst es. Sogar Edward Snowden meldete sich aus seinem
Russischen Exil und liess per Twitter verlauten, dass diese Abstimmung politische
Konsequenzen haben müsse. Auch der ehemalige britische Aussenminister Boris
Johnson ist nicht happy mit dem EU-Prozess zum Urheberrecht: Mitten aus den
Brexitwirren meldet er sich zu Wort und bezeichnet die neuen Regeln als “klassischesEU-Gesetz für die Mächtigen und die Reichen“ das für das Internet fürchterliche Folgen haben werde.
Immerhin haben die Gegner noch eine winzige
Chance, wie die Europapolitikerin Julia Reda festhält:
“Trotz aller Enttäuschung des Netzes bleibt die Frage, wie es jetzt weitergeht mit der Urheberrechtsreform und dem Protest dagegen. Obwohl die Reform im EU-Parlament angenommen wurde, ist sie noch nicht beschlossene Sache. Voraussichtlich am 9. April liegt sie noch im Rat der Europäischen Union vor. Gegnerinnen wie Reda sehen darin noch eine Chance. „Im Rat kann nur die Bundesregierung die Reformen stoppen. Wenn die Bundesregierung dagegen stimmt, dann wäre eine Sperrminorität gegeben, und die Reform könnte so nicht in Kraft treten“, erklärt Reda in einem Tweet. Sie gibt sich noch nicht geschlagen: „Wir müssen jetzt nochmal alles tun, um die Bundesregierung dazu aufrufen, sich an ihren Koalitionsvertrag zu halten und Uploadfilter abzulehnen.“ (t3n.de)
Tatsächlich sind die Chancen der Gegner
sehr, sehr klein, dass sich an der neuen Verordnung noch etwas ändert. Die EU
ist nicht dafür bekannt, auf Bürgerbewegungen Rücksicht zu nehmen, und die
Lobby, welche das Gesetz nach jahrelangem Feilschen durchgedrückt hat, wird
sich jetzt, kurz vor dem Ziel, nicht den Sieg abspenstig machen lassen. Dafür
hat die EU es einmal mehr geschafft, sich bei einer ganzen Gruppe von
(vorwiegend jungen) Menschen unbeliebt zu machen. Oder wie die Zeit es formuliert:
“ Zuverlässiger kann man Menschen nicht
gegen sich aufbringen. Die Frage ist nun, was all diese Menschen machen werden
mit ihrer Wut. Besonders Frustrierte werden daraus die Konsequenz ziehen, sich
von der Europapolitik insgesamt angeekelt abzuwenden. Andere werden bei der
Europawahl diejenigen abstrafen, die diese Reform vorangetrieben haben – und
unter Beweis stellen, dass #NieWiederCDU für sie mehr ist als ein Hashtag. Und
bevor sich hier irgendeine andere Partei freut: Politikerinnen von SPD und
Grünen haben sich in der Urheberrechtsfrage auch nicht gerade internetaffinen
Wählern empfohlen.“
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