Wednesday, January 6, 2016

Vinyl für digitale Bürger

Die CES 2016 in Kalifornien erfüllt die Erwartungen der Gadget-Freaks wieder mal voll und ganz: Da gibt es riesige, ultrascharfe Fernsehgeräte, smarte Kühlschränke, Steuergeräte für das vernetzte Heim, Fitness-Gadgets, Drohnen, Smartphones, Tablets und digitalisierte Auto-Konzeptstudien – unter anderem von VW. Eher überraschend ist, dass sowohl Sony als auch Technics dieses Jahr an der Gadget-Messe einen Plattenspieler präsentieren – für jene Sound-Puristen, die Vinyl den digitalen Formaten vorziehen.

Für alle Digital Natives, denen das abgebildete Gadget seltsam vorkommt: Es
handelt sich dabei um einen sogenannten Plattenspieler - ein Gerät, das vor
wenigen Jahrzehnten noch absolut gebräuchlich war...                  Bild Technics
CDP 101 hiess der erste CD-Player (von Sony), der anfangs der 80er-Jahre auf den Markt kam. Das Gerät markierte den Anfang der digitalen Revolution im Musikgeschäft - und kostete fast 1500 Schweizer Franken. Danach ging es schnell: Die Produktionszahlen für Compact Discs schnellten weltweit in die Höhe, der langsame Tod der Vinyl-Schallplatte hatte begonnen.
Oder etwa doch nicht?
Schon ganz am Anfang des Zeitalters der musikalischen Digitalisierung gab es jene, die den analogen Ton vorzogen. Musik ab Vinyl töne wärmer, echter, ganz einfach besser. Wohl deshalb, und auch weil es bestimmt immer noch Millionen von Vinylschallplatten gibt, für die im vordigitalen Zeitalter sehr viel Geld bezahlt wurde, die in Wohnungen und Kellerräumen ein vernachlässigtes Dasein fristen (und oft auch Schimmel ansetzen), ist Vinyl nie ganz gestorben. An der CES 2016 scheint sich nun, runde 34 Jahre nach der Markteinführung des ersten CD-Abspielgeräts, die Vinylscheibe wieder zu drehen – digital hin oder her. Natürlich haben Vinyl-LPs handfeste Nachteile, die wir an digitalen Formaten nicht vermissen: Sie sind zum Beispiel nicht wirklich portabel und, wie gesagt, sie schimmeln. Dem kann abgeholfen werden. Ein USB-Port im Sony-Plattenspieler macht den Unterschied, wie wired.de erklärt:
“Sonys neuer Plattenspieler verfügt über einen USB-Ausgang und wird mit Software für Mac und PC ausgeliefert, die aus der Vinylmusik hochauflösende Audiodateien macht. Dabei setzen die Japaner wahlweise auf das hauseigene DSD-Format oder WAV-Dateien, um die verlustfreie Übertragung zu garantieren — MP3s wären hier einfach nicht gut genug, berichtet The Verge. So bietet das neue Gerät mit einem minimalistischen Design die Möglichkeit, ohne große Umschweife und vor allem direkt die eigene Sammlung zu digitalisieren, oder eben einfach anzuhören…“
Beim Gerät, das die Panasonic-Tochter Technics vorstellte, handelt es sich um ein Retro-Modell, wie Panasonic mitteilt:
“Von 1972 bis 2010 produzierte Technics das Modell SL-1200 mit grossem Erfolg. Pünktlich zum 50. Jubiläum der Marke bringt das Unternehmen die Neuauflage des Klassikers als High End Produkt: Als Grand Class SL-1200G kehrt der analoge Plattenspieler mit Direktantrieb nun zurück. Das neue High-End-Audio-System von Technics wurde für genau diese Musikliebhaber entwickelt, die sich danach sehnen, den unverwechselbaren Sound analoger Schallplatten wieder neu zu entdecken.“
Wieviel der Technics-Plattenspieler kostet, wurde noch nicht bekannt gegeben; Sonys Gerät wird rund 500 Euro kosten. Es soll Mitte Jahr in die Läden kommen.

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