Thursday, June 3, 2021

57 Prozent können sich ein Leben ohne Onlinehandel nicht mehr vorstellen

Welche volkwirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung hat der Onlinehandel? Eine Frage, die oft vor dem Hintergrund des Rückgangs traditioneller Handelsstrukturen diskutiert wird. Antworten, zumindest für Deutschland,  liefert eine neue Studie der Universität Köln und dem IfH Köln. "Wertschöpfung im Onlinehandel“ heisst die Untersuchung, und sie kommt zum Schluss, dass Multi-Channel-Handel die Regel geworden ist. Auch andere, wohl auch international gültige Ergebnisse werden präsentiert



Der  B2C-Onlinehandel realisierte im letzten Jahr 12,7 Prozent Anteil an der Wertschöpfung des gesamten Einzelhandels. Wertschöpfung ist dabei definiert als der im Produktionsprozess geschaffene Mehrwert einer Branche. Auch indirekt werden Werte geschaffen: Sowohl das Dienstleistungsgewerbe – allen voran die Logistikbranche – als auch die Ebene der Hersteller und des Großhandels profitieren von der Entwicklung.
Betrachtet man die Umsätze der Top 15 Multi-Channel-Händler, zeigt sich: In den letzten Jahren wurden die Umsatzzuwächse ausschließlich aus dem Onlinekanal generiert, während das stationäre Geschäft mit Frequenzverlusten und rückläufigen Umsätzen kämpft. Die Filialen übernehmen zunehmend andere wichtige Funktionen im Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Hochrechnungen des IfH Köln gehen davon aus, dass im letzten Jahr 44 Prozent des Onlinehandels aauf Marktplätzen getätigt wurde. Die Zahl der Händler, die auf Marktplätzen aktiv sind, wächst und übersteigt längst die der Händler mit eigenem Onlineshop. Auch kleineren Händlern bieten Plattformen einen niedrigschwelligen Onlinehebel, der Sichtbarkeit erzeugt und Umsätze ermöglicht. Gleichzeitig steigt der Wettbewerb auf Plattformen für kleinere Händler durch den Preiswettbewerb, den Druck durch größere Anbieter und den Direktvertrieb durch Hersteller.
Die Exportquoten des Nonfood-Fachhandels liegen teilweise im zweistelligen Bereich und nehmen tendenziell zu. Das demonstriert, dass es der Onlinehandel kleineren Händlern möglich macht, globale Absatzmärkte insbesondere auch über Plattformen zu erschließen. Dieser Effekt beschränkt sich jedoch vor allem auf Nischenmärkte.
Der Onlinehandel treibt mit seinem Innovationsverständnis den gesamten Handel. Viele neue Ideen in der Handelsbranche finden ihren Ursprung in der Digitalisierung und dem E-Commerce. Nicht zuletzt deshalb treibt der Onlinehandel auch digitale Innovationen am Point of Sale im stationären Handel.
Der Onlinehandel schafft Arbeitsplätze. Die Zahl der Beschäftigten im Online-/Versandhandel hat sich in den letzten zehn Jahren um 155 Prozent (Hochrechnung 2020) auf mehr als 233‘000 erhöht – das entspricht einer Steigerung um 142‘000 Beschäftigte und übersteigt den Zuwachs im Einzelhandel.
Der Onlinehandel erfüllt grundlegende Konsumentenbedürfnisse nach Bequemlichkeit und Produktversorgung und ist bei den Konsumenten und Konsumentinnen fest im Alltag verankert. Rund 62 Prozent der Befragten geben an, durch den Onlinehandel ihr Arbeits- und Privatleben besser vereinbaren zu können und 57 Prozent können sich ein Leben ohne Onlinehandel nicht mehr vorstellen.
Und schliesslich findet die Studie: Onlinehandel ist nachhaltiger als sein Ruf. Bei der Diskussion um die ökologischen Auswirkungen des Onlinehandels liegt der Fokus meist auf der Auslieferung. Bei der Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette im zeigt sich jedoch: Der Onlinehandel ist nachhaltiger als sein Ruf. In den drei betrachteten Kategorien verursacht der Onlinehandel nur 25 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen des stationären Handels. 

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