Automatische Vermögensverwaltung: Es gibt sie, aber die Investoren reissen sich nicht darum Bild Pixabay |
Die Automatisierung ist zum einen im Alltag
schon ganz klar erkennbar - am Flughafen, beim Einkaufen, im Nahverkehr. Zum andern
müssen wir uns, was die Zukunft betrifft, diesbezüglich auf die Prognosen von
Spezialisten verlassen - und diese sind durchaus nicht sehr menschenfreundlich:
“Jack Ma, Chef des chinesischen E-Commerce-Konzerns Alibaba, erwartet, dass Computermaschinen in den nächsten drei Jahrzehnten bis zu 800 Millionen Jobs weltweit überflüssig machen. Und das Global Institute von McKinsey sagt, bis zu einem Drittel der deutschen Berufstätigen müsse bald eine neue Beschäftigung finden. Zu einem noch radikaleren Ergebnis kam ein viel gelesener Wirtschaftstheoretiker: Karl Marx. Im Maschinenfragment sagte der Vater des Kommunismus voraus, die unausweichliche Automation werde alle menschliche Arbeitskraft ersetzen – und damit zum Zusammenbruch des Kapitalismus führen…“ (zeit.de)
Ganz so weit sind wir noch nicht, und gerade
was den buchstäblichen Kapitalismus betrifft, will die Automatisierung nicht so
recht Fuss fassen, wie sowohl in der Schweiz, als auch in Deutschland berichtet
wird. Die Rede ist von sogenannten Robo-Advisors, die seit einigen Jahren von
Finanzinstituten als Dienstleistung angeboten werden. Beim Robo-Advisor gibt es
allerdings keine Beratergespräche, sondern massgeschneiderte Anlageprogramme,
die nach den Anlagewünschen und den Verhältnissen des Kunden zusammengestellt
und verwaltet werden. Der Vorteil: Der Gang zum Berater ist nicht mehr
notwendig, die Steuerung erfolgt Online. Obwohl das System praktisch ist und
auch schon mehrfach getestet
wurde, verkauft es sich nicht sehr gut. Nur gerade 0,01 Prozent der
verwalteten Vermögen in der Schweiz werden von einem Robo-Advisor verwaltet,
wie die
NZZ berichtet. Die Gründe haben mehr mit Gebühren als mit der Angst vor der
Automatisierung zu tun:
“Der Grund für das mangelnde Interesse der Schweizer Anleger sind vor allem die hohen Kosten. Als weitere Gründe für die Zurückhaltung von Schweizer Kunden gegenüber Robo-Advisory-Lösungen kommen mangelndes Vertrauen und Trägheit hinzu. Zahlreiche Kunden scheinen sich zwar für Robo-Advisory zu interessieren, sind jedoch gegenüber wenig bekannten Namen und Startup-Unternehmen kritisch eingestellt. «Viele Vermögensverwaltungskunden möchten sich um gar nichts kümmern – nicht einmal um das Vergleichen der Gebühren oder das Onboarding», sagt Manz. Ausserdem sei für viele, gerade ältere Kunden, noch der direkte zwischenmenschliche Kontakt wichtig.“
Die Schweizer sind übrigens nicht die
einzigen, die ihr Geld lieber einem Menschen als einem Roboter anvertrauen.
Auch in Deutschland meiden
die meisten Anleger die digitale Variante. Das habe aber viel mit den
bestehenden Strukturen zu tun und damit, dass die Banken lieber eigene Produkte
verkaufen:
“Nach Ansicht der Experten der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman haben sich die Hoffnungen der Robo-Branche nicht erfüllt. Viele Anbieter von digitalen Vermögensverwaltern, darunter Start-ups, hätten die Bedeutung einer bekannten Marke und die Kosten für Kundenakquise unterschätzt. Zudem würden sich Robo-Advisors an eine Nische von Kunden richten, die gerne Internet-Angebote nutzten und zugleich an Wertpapieren interessiert seien. Die Kombination sei aber selten. Der Teufelskreis ist nur, dass solche erfahrenen Anleger in aller Regel gleich selbst ein ETF-Portfolio zusammenstellen würden…“
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