Friday, May 11, 2018

Die Digitalisierung treibt die Wohnungspreise in die Höhe


Es ist erst zehn Jahre her, dass Airbnb in San Francisco anfing, Zimmer zu vermieten. Heute hat sich die Plattform zu einer gigantischen Tourismusdienstleistung mit 300 Millionen Usern entwickelt. Allerdings beeinflusst Airbnb nicht nur die Reisepläne seiner Kunden: Das Unternehmen treibt durch seinen Erfolg vielerorts die Wohnungspreise in die Höhe.

New York City by Night: Die Stadt ist auch für Airbnb-Kunden eines der
beliebtesten Reiseziele.                                                                  Bild Pixabay
Die neusten Meldungen kommen aus New York City, einem der beliebtesten Reiseziele der Welt, wo die Preise fürs Wohnen in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Die Wirtschaftsagentur Bloomberg berichtet über eine Untersuchung, die zeigt, dass die Mieter in New York City in einem Jahr ganze 616 Millionen Dollar mehr Miete bezahlt haben - wegen Airbnb. Der Report kommt vom Comptroller der City, der verglichen hat, wie stark Wohnungsmieten mit und ohne Airbnb-Geschäft angestiegen sind. Dass die Vermietung von Unterkünften durch Airbnb die Wohnungspreise in die Höhe treibt, ist nicht verwunderlich: Eigentümer, die ihre Wohnung auf diese Weise für kürzere Zeitspannen vermieten, entfernen diesen Wohnraum damit vom regulären Wohnungsmarkt, was das Angebot reduziert und die verbleibenden Wohnungen verteuert.
Deshalb ist New York City längst nicht die einzige Stadt, die sich, was die Wohnungspreise betrifft, über Airbnb beklagt. In Paris zum Beispiel, wehren sich viele Einwohner und auch die Behörden schon seit langem gegen das Überhandnehmen von Touristenunterkünften in Wohnungen. Gerade jetzt hat die Stadt angekündigt, Airbnb einzuklagen, weil die Plattform 43‘000 Unterkünfte listet, die nicht bei den Behörden registriert sind. Paris ist natürlich nur eines von vielen Beispielen: Auf der griechischen Insel  Mykonos, die Airbnb zu den 20 Top-Reisezielen in Europa zählt,  sei die Wohnungssituation inzwischen extrem schwierig, meldet der Spiegel:
“In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Buchungen rasant an. Inzwischen reisen jährlich mehr als zwei Millionen Touristen auf die kleine Insel mit gerade einmal 14.000 Einwohnern. Die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Apartments ist enorm. Viele Eigentümer haben ihre Wohnungen dem Mietmarkt entzogen, um sie Touristen auf der Plattform Airbnb anzubieten.“
Auch an Orten, wo die Sonne weniger lang scheint, wird die Digitalisierung des Wohnungsmarktes zum Problem, wie bzbasel berichtet:
“Die grosse Anzahl Airbnb-Angebote in Basel bedrängt nicht nur die Hotellerie, sondern verteuert und verknappt auch das Angebot an Mietwohnungen. Der Basler Mieterverband geht davon aus, dass die Kurzzeit-Vermietungen via Vermittlungsportal bereits jetzt «preistreibend auf den Basler Wohnungsmarkt wirkt», wie Co-Geschäftsführer Beat Leuthardt sagt. […] Dennoch erhebt der Kanton aktuell keinerlei Zahlen zur sogenannten Para-Hotellerie. In anderen Städten ist das Phänomen exakter untersucht: So geht die holländische Grossbank ING in einer Studie davon aus, dass Käufer für eine Wohnung im Amsterdamer Zentrum bis zu 100 000 Euro mehr bezahlen, weil sie sie an 60 Tagen auf Airbnb vermieten können (was in den Niederlanden das gesetzliche Maximum ist). In Berlin ist das gewerbliche Vermieten ganzer Wohnungen an Touristen seit Mai 2016 sogar komplett verboten – mit Bussen von bis zu 100‘000 Euro.“
mdr.de präsentiert am Beispiel der tschechischen Hauptstadt Prag, wie sich Airbnb ganz konkret auf das Leben eines Mieters auswirkt:
“Er hat das Leben fünf Minuten vom Nationaltheater und zehn Gehminuten von der Karlsbrücke genossen. Bis zum vergangenen Juni. Überraschend teilte ihm sein Vermieter mit, dass der Mietvertrag nicht verlängert wird. Der Vermieter hat sich entschieden, die Wohnung für sogenannte Kurzmieten anzubieten. Michael hat monatlich für die 80 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung umgerechnet 1.200 Euro bezahlt. Eine solche Wohnung in dieser Lage kann man über Airbnb aber locker für ca. 130 Euro pro Nacht anbieten. Das ist sehr günstig für Touristen, wenn diese zum Beispiel zu viert die Wohnung anmieten, und auch vorteilhaft für den Vermieter, der dann monatlich bis zu 4.000 Euro einnehmen kann. Nur für Michael war es sehr ungünstig…“


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