Tuesday, October 10, 2017

Das Internet und Social Media : Opium für das Volk

Die britische Zeitung Guardian nennt sie “Refuseniks“, jene ins mittlere Alter gekommenen digitalen Entwickler, die sich am liebsten von Internet lossagen möchten, obwohl sie genau diesem Internet ihre Berühmtheit und in einigen Fällen auch ihr Reichtum verdanken. Der Grund: Das Internet im Allgemeinen und Social Media im Besonderen hätten einen massiv negativen Einfluss auf unsere Gesellschaft, die Demokratie und das Wohlergehen der User.

Social Media sind zum Abgewöhnen, sagen die Macher der ersten Stunden. 
Einer dieser Refuseniks hat diese Woche besondere Aufmerksamkeit erregt: Justin Rosenstein, der Mann, der den Like-Knopf auf Facebook miterfunden hat, warnt jetzt die Öffentlichkeit vor den “verheerenden Folgen“ seiner Erfindung, wie der Guardian berichtet. Es sei besonders wichtig, jetzt vor der allesbeherrschenden digitalen Technologie zu warnen, sagt der gut 30jährige Rosenstein, weil er zur letzten Generation von Usern gehöre, die sich an “das Leben vor der Digitalisierung“ erinnere. Es sei interessant, schreibt der Guardian, dass sich gerade junge Spitzenkräfte wie Rosenstein von dieser Digitalisierung lossagen, sich die eigenen Produkte abgewöhnen und ihre Kinder an Elite-Schulen schicken, wo iPhones, iPads und sogar Laptops verboten sind.
Snapchat, zum Beispiel, sei wie Heroin, sagt Rosenberg und tut etwas dagegen:
“Das Interessante sind vor allem die Abwehrmechanismen, die Rosenstein und noch einige andere Silicon-Valley-Mitarbeiter in ihren Dreißigern um sich errichtet haben. Rosenstein hat das Betriebssystem seines Laptops so umkonfiguriert, dass es Reddit blockiert. Er hat seinen eigenen Snapchat-Account blockieren lassen. Er hat sich eine Art Kindersicherung auf dem Smartphone installiert, die es ihm unmöglich macht, neue Apps herunterzuladen.“
Selbstverständlich hat der Aktivismus dieser Silicon-Valley- Propheten eine starke politische Komponente; sogar das demokratische System sieht Rosenstein als gefährdet an:
“Rosenstein sagt, unsere Affekte, unsere Vorlieben seien mittlerweile in einem Masse von den Paradigmen der Aufmerksamkeitsökonomie bestimmt, dass er sich Sorgen um die psychologischen Auswirkungen mache. Das ständige Wischen, Klicken, Liken und Immer-weiter-Gucken von Onlineserien habe uns längst süchtig gemacht […] Das habe dramatische Auswirkungen auf die Demokratie, könne sie möglicherweise sogar zum Verschwinden bringen.“
Die Voten zu Brexit und Trump seien Beispiele für diese Gefährdung der Demokratie. Man darf davon ausgehen, dass auch diese digitale Suppe nicht so heiss gegessen wird, wie sie angerichtet wurde. Sicher ist, dass die Mitwirkungsmöglichkeiten der Social Media mit mehr gegenseitigem Respekt weit  sinnvoller genutzt werden könnten, als das heute der Fall ist - auch wenn es um den politischen Diskurs geht.  

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