Sunday, July 25, 2021

Pegasus: Wenn sich die Eliten gegenseitig ausspähen

Wer Zugang zu Ihrem Handy hat, erhält auch Zugang zu Ihrem Leben. Echtzeit-Standorte, Reiserouten, und Ruhezeiten können nachvollzogen werden – genauso wie Ihre sozialen Kontakte, Interessen, Vorlieben und politische Ausrichtung. Selbstverständlich enthält das Handy auch Dokumente, persönliche Fotos und Videos, Arbeitsdateien und anderes. 

Der mythische Pegasus hat sich zu einem Trojaner gewandelt                                         Bild pixabay
Allerdings gibt es wahrscheinlich nicht sehr viele Regierungen oder Spionagedienste, die in die Smartphones ihrer Bürger eindringen möchten, um dort die Fotos und die Kontaktlisten zu kopieren. Dazu sind Herr und Frau Normalbürger schlicht zu uninteressant, und der Aufwand für die Datenauswertung wäre zu gross. Anders sieht das bei den Eliten dieser Welt aus: Regierungschefs, hohe Beamte, wichtige Journalisten oder milliardenschwere Unternehmer. Diese sind es denn auch, die im jetzt bekanntgewordenen Skandal auf der Ausspähliste stehen. Möglich wurde diese Art der Spionage durch  Pegasus, dem Flaggschiffprodukt der israelischen NSO Group. Wie durch ein Leck bekannt wurde, hat diese Spyware, genannt Pegasus, unter anderem das Mobiltelefon des Präsidenten von Frankreich, Emmanuel Macron sowie des Präsidenten von Mexico, Andrés Manuel López Obrador und anderer führenden Persönlichkeiten  infiltriert. Auch der reichste Mann der Welt, Amazon-Gründer Jeff Bezos stand, zusammen mit vielen anderen Personen auf der Liste. 

Gemäss Wikipedia kann Pegasus unbemerkt auf sämtliche Daten zugreifen und sie über das Internet versenden. Die Software gelte als “professionell“ und werde vor allem an Staaten vermarktet, schreibt Wikipedia. Pegasus wurde also  entwickelt, um in fremde Telefone einzudringen, ohne dass der Besitzer es merkt – eine Telefonnummer scheint zu genügen, um Zugang zu schaffen. Der Trojaner kann Screenshots aufnehmen, die im Gerät enthaltenen Daten übertragen, Kommunikation modifizieren und das Mikrofon oder die Kamera aktivieren. Alles aus der Ferne.
Die Aufregung ist natürlich gross – schliesslich stehen weltweit mehrere 10‘000 Telefonnummern auf der Pegasus-Liste, die den Journalisten in die Hand gespielt wurde. Die Chance, dass bald Übeltäter ermittelt und beim Namen genannt werden ist allerdings klein. Wahrscheinlich steht inzwischen ein Tool zur Verfügung, um gegen Pegasus vorzugehen. Bis die nächste professionelle Spionage-Software entwickelt und weltweit an die Regierungen demokratischer - und nicht so demokratischer Länder verkauft wird...


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