Friday, May 15, 2020

Corona und die Medien: Widerspruch und Unterhaltung sind gefragt

Als die Coronakrise begann, herrschte in der Bevölkerung ein enormer Informationsbedarf. Dieser wirkte sich auf die Reichweiten der Medien aus. Der März brachte zahlreichen Online-Medien ein Rekord-Publikum. Doch der Enthusiasmus des Publikums war nur von kurzer Dauer - zumindest was die sogenannten Mainstream-Medien betrifft.

Auch beim Schweizer Fernsehen war das Corona-Hoch nur von kurzer Dauer;
15 Prozent des Publikums sind bereits wieder abgesprungen.
                                                                                         Screengrab SRF Play
Die Zahlen von Net-Metrix, mit denen das Publikum der Schweizer Online-Medien gemessen wird, waren im März, also zu Beginn der Coronakrise wirklich sehr beindruckend.  Noch nie wurden mehr Visits oder Unique Clients registriert. Je nach Angebot hatte sich der Traffic im Vergleich zum Vormonat verdoppelt oder gar verdreifacht.
Nach mehreren Wochen und einer Entschärfung der Krise, kommt nun aber der Rückkehr zur Realität: Die gewonnenen Leser und Zuschauerinnen sind bis auf wenige Ausnahmen, bereits wieder abgesprungen. Im Moment kann eigentlich nur geschätzt werden, woran das liegt. Einer der Gründe ist sicher die gegenwärtige Entschärfung der Krise. Es könnte aber auch argumentiert werden, dass die neusten Net-Metrix-Zahlen zeigen, dass sich auch in der Schweiz in der Coronakrise neue Gräben geöffnet haben. 
Es sind nämlich vor allem die Mainstream-Medien, die bis zu 34 Prozent ihres Publikums bereits wieder verloren haben; Publikationen wie baslerzeitung.ch, bernerzeitung.ch, cash.ch, derbund.ch, 20min.ch usw. Das Medienportal persoenlich.com präsentiert eine ausgezeichnete Übersicht.  Zugelegt haben jene Publikationen, die eher nicht dem Mainstream zugeordnet werden können, die also während  der Krise sicher weniger als Sprachrohr der Behörden funktioniert haben, als die grosse Menge der journalistischen Online-Erzeugnisse. Die linke WOZ verzeichnet ein Plus von 27 Prozent, die rechte Weltwoche ein Plus von 13 Prozent.  Ebenfalls zugelegt haben drei Zeitschriften, die eher dem Unterhaltungssegment zuzurechnen sind, was durchaus nicht abwertend gemeint ist: Annabelle (19 Prozent), Glückspost (16 Prozent) und Schweizer Illustrierte (2 Prozent). Was unterstreicht, dass in der Coronakrise auch Unterhaltung sehr gefragt war - und immer noch ist.

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