Monday, March 30, 2020

Airbnb, der Virus und der Wohnungsmarkt

Es war einmal eine digitale Plattform, die dafür entworfen worden war, das Mieten und Vermieten von Übernachtungsgelegenheiten einfacher zu machen. Wie so viele digitale Plattformen, wurde Airbnb extrem erfolgreich - so erfolgreich, dass die Dienstleistungen vielerorts von den Behörden stark eingeschränkt oder sogar verboten wurde. Doch das ist längst nicht mehr das grösste Problem für Airbnb: Das Coronavirus könnte die ganze Erfolgsstory zu einem vorläufigen Ende bringen.

Aus dem Airbnb-Angebot: eine Villa in der Toskana.           Screengrab Airbnb
Wie viele andere Unternehmen auch, wird Airbnb seine Geschichte in die Zeit vor dem Virus und die Zeit nach dem Virus unterteilen müssen. Vor dem Virus zählte Airbnb rund 150 Millionen Nutzer und Milliarden Umsätze (über vier Milliarden im Jahr 2019). Die Wachstumsraten waren zweistellig und insgesamt wurden fast 6,6 Millionen Immobilien in 191 Ländern angeboten. Geplant war ein Börsengang im laufenden Jahr: Experten bewerteten den Wert des Unternehmens, das sich allein mit Mietkommissionen  finanziert, mit über 30 Milliarden Dollar.
Das wird sich wohl, zumindest kurzfristig, ändern. Mietobjekte in Grossstädten wie London, Paris oder New York, sind in den Zeiten der Seuche logischerweise nicht mehr gefragt, dafür können wenigstens Airbnbs auf dem Land teilweise an stadtflüchtige vermieten:
“Die Reisebranche wird von der Pandemie hart getroffen. Das gilt auch für Airbnb, wo die Buchungen auf der ganzen Welt zusammenbrechen, weil die Kunden gezwungen sind, Reisen abzusagen.
Doch die Airbnb-Immobilien in einigen ländlichen Gebieten des Landes scheinen sich diesem Trend bisher widersetzt zu haben, und einige sahen in der vergangenen Woche sogar einen Anstieg der Geschäftszahlen, wie der Ferienvermieter AirDNA mitteilte.“ (businessinsider.com)
Diese Entwicklung wird viele Spekulanten, die, vor allem in Städten, teuere Immbobilien mit Airbnb-Vermietungen finanzieren, in Schwierigkeiten bringen. Sie kann aber auch dazu führen, dass das Angebot an Wohnungen, die für langfristige Mieter zur Verfügung stehen, zunimmt und günstiger wird:
Da die Krise noch am Anfang steht, bleibt abzuwarten, was die langfristigen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt sein werden. Mehr langfristige Leerstände und der Wettbewerb in den Städten werden vermutlich die Preise nach unten treiben. Aber niemand ist wirklich daran interessiert, jetzt umzuziehen oder gar eine Wohnung zu suchen […] Die Gewinnspannen bei kurzfristigen Mietverträgen sind höher als bei langfristigen, und selbst nach dem Abklingen der Krise wird dieses Prinzip wahrscheinlich Bestand haben. Ob langfristige Einheiten wieder zu kurzfristigen zurückkehren, ist die sich abzeichnende Frage. Dennoch ist die Krise ein Weckruf für Menschen, die grosse Wetten auf Plattformen wie Airbnb abschliessen - für diejenigen, die 20 Pachtverträge mit der Absicht abgeschlossen haben, sie kontinuierlich zu vermieten, oder für diejenigen, die grosse Bankkredite aufgenommen haben, um Eigentumswohnungen zu kaufen und sie zu "Geisterhotels" umzuwandeln.(nymag.com)
Bei Airbnb hat man jedenfalls den Ernst der Lage erkannt. Gemäss einem Bericht von CNBC will das Unternehmen einen Einstellungsstopp einführen und momentan kein Geld für Marketing mehr ausgeben. Die Firmengründer wollen auf ihr Gehalt verzichten, und Führungskräfte müssen für die nächsten sechs Monate eine Gehaltskürzung von 50 Prozent in Kauf nehmen. Ausserdem wurde den Mitarbeitern mitgeteilt, dass ihr Bonus für 2020 wohl ausfallen werde.

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