Thursday, November 1, 2018

Das teuerste Unternehmen der Welt erhält so viel Gratiswerbung wie sonst niemand

“Das sind die neuen Apple Produkte“, titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ  in grossen Buchstaben und einem Bild des neuen iPad zuoberst auf der Titelseite ihrer digitalen Ausgabe am 31. Oktober, am Tag der aktuellsten Apple-Gerätepräsentation. Und die Frankfurter sind nicht die einzigen, die eine der reichsten Firmen der Welt mit derartiger Gratiswerbung verwöhnen. Wieso eigentlich?

Vorschau auf den Apple Oktober-Event im Spiegel: Wer
braucht da noch Werbung...                    Screengrab Spon 
Wenn Apple neue Geräte ankündigt, benehmen sich die Fachjournalisten wie kleine Kinder um Weihnachten. Wochen, manchmal schon Monate vor der Präsentation erscheinen die ersten Artikel mit wilden Spekulationen über neue Features der neuen Computer und Smartphones. Seiten werden gefüllt mit „Informationen“ die aus vertraulichen Apple-Qellen kommen und schon lange vor der Veröffentlichung die extremen Vorteile der neuen Gadgets preisen. Wenn dann der grosse Tag endlich kommt - und das tut er alle paar Monate - kann sich die Fachpresse kaum mehr halten vor Aufregung. Entsprechend fallen auch die Artikel über die neusten Apple-Produkte aus: Meistens lesen sie sich eher wie ein Flyer oder Werbeprospekt des Herstellers. Oft mit noch mehr Pathos (aus dem erwähnten FAZ-Artikel:
“Dass es auch einen neuen Mac Mini gibt, haben die meisten Freunde des Hauses nicht mehr zu hoffen gewagt…“
Was ist hier eigentlich los?
Der Hauptgrund für die überbordende Berichterstattung liegt wohl darin, dass die meisten Medien im Zeitalter des 24-Stunden-News-Zyklus‘ ganz einfach nur glücklich darüber sind, dass ihnen Apple die Möglichkeit bietet, vor dem Event, während des  Events und nach dem Event ihre blanken (meistens digitalen) Seiten zu füllen. Inhalte, die tatsächlich etwas beinhalten, sind nicht immer einfach zu beschaffen, was auch Fachjournalisten nur zu gut wissen. Ausserdem liegt die kindlich bewundernde Berichterstattung daran, dass fast alle Fachjournalisten die Apple-Produkte grossartig finden. Allerdings vergessen sie dabei oft, dass Apple zwar einen netten Marktanteil hat aber ltrotzdem nur einen Bruchteil des Marktes beherrscht. Das macht Apple zu einem elitären Produkt - und darüber berichtet man umso lieber. 
Im Smartphone-Bereich zum Beispiel, beherrschen Android-Geräte mehr als 85 Prozent des Marktes. Im PC-Markt erreicht Mac OS nicht einmal mehr 5 Prozent. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Apple-Produkte sehr viel teurer sind, als jene der Konkurrenz.  Deshalb ist es umso beeindruckender, wie Apple sich die Medienwelt zu Nutzen macht. Eine Google-News-Suche am 1. November zum Apple-Event am Vortag ergab 466‘000 Treffer (in Englisch).
Da lässt sich schon ein ganz schöner Batzen an Werbegeld sparen.

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