Wednesday, September 12, 2018

Arbeiten nach Feierabend ist (meistens) ungesund


Nach Feierabend einen Kunden zurückrufen und vor dem Schlafen noch die Arbeitsmails checken: Das Smartphone erlaubt uns, flexibel zu arbeiten. Den Kunden freut es, der Arbeitgeber schätzt das Engagement. Doch geht die Rechnung auf? Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung meldet Zweifel an. Demnach birgt die berufliche Smartphone-Nutzung nach Feierabend durchaus negative Folgen für den nächsten Arbeitstag.

Zuhause schnell die E-Mails checken: Das Verwischen der Grenzen zwischen
Arbeit und Freizeit kann die Arbeitsleistung beeinträchtigen.        Bild pixabay
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes greift mittlerweile fast jeder Zweite von zu Hause auf seine Arbeitsmails zu – besonders häufig über das Smartphone. Das kann allerdings Folgen für die psychische Gesundheit haben. Arbeitspsychologen des Leibniz-Instituts fürArbeitsforschung an der TU Dortmund haben untersucht, wie sich die berufliche Smartphone-Nutzung nach Feierabend auf das psychische Wohlbefinden am nächsten Arbeitstag auswirkt.
Die Studie bestätigt: Mobil erreichbar bleiben ist belastend. Es kostet viel Energie, zwischen den Rollen als Beschäftigter und als Privatperson hin- und herzuwechseln. Denn die Rollen sind mit verschiedenen Erwartungen von Arbeitgeber einerseits sowie von Familie und Freunden andererseits verbunden. Gleichzeitig müssen Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechterhalten werden. Dieses Wechselspiel kann schnell die persönlichen Kapazitäten übersteigen. Die Folgen: Der beruflich motivierte Griff zum Smartphone wirkt sich unmittelbar auf den nächsten Tag aus. Verlangt der Job am nächsten Tag, dass wir unsere Impulse kontrollieren, Ablenkungen widerstehen oder innere Widerstände überwinden, nehmen wir diese Anforderungen als deutlich belastender wahr als an anderen Tagen. Als Folge fühlen wir uns überproportional stark erschöpft. Studienautorin und Arbeitspsychologin Lilian Gombert erklärt:
“Berufliche Smartphone-Nutzung in der Freizeit wie auch viele Aufgaben während der Arbeitszeit erfordern, dass wir uns kontrollieren und unser Verhalten an die aktuelle Situation anpassen. Solche „Selbstkontrollprozesse“ kosten Energie. Ist die erschöpft, sinkt unsere Leistungsfähigkeit“.
Ein kleiner Trost: Nicht jeder Griff zum Firmen-Smartphone wird zum Problem: Bei Probanden und Probandinnen, die im Anschluss ans mobile Weiterarbeiten gut schliefen, wurde das Wohlbefinden am nächsten Tag nicht weiter beeinflusst.
Wichtig auf Unternehmensebene sind nachvollziehbare Regeln, wie das Smartphone für berufliche Zwecke genutzt werden soll. Eine entscheidende Rolle spielen hier Führungskräfte, die Richtlinien und Erwartungen für die Erreichbarkeit nach Feierabend kommunizieren, aktiv mittragen – und selbst einhalten.

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