Lange sah es so aus, als ob das Facebook-Geschäft
unverletzlich wäre. Die Aktien stiegen in schwindelerregende Höhen, und die Anleger
liessen sich auch von Datenschutz-Skandalen, parlamentarischen Anhörungen und
Zuckerbergschen Schönredereien nicht aus der Ruhe bringen. Das änderte sich
allerdings mit einem Knall am letzten Donnerstag. Da verlor Facebook in kurzer
Zeit 121 Milliarden Dollar an Wert.
Facebook: Absturz um rund 20 Prozent. Screengrab Google |
Der gewaltige Absturz an der Börse geschah
nicht etwa, weil wieder ein Facebook-Datenskandal aufgedeckt worden war, oder
weil Facebook Chef Zuckerberg mit seinem Hoodie an einem Ort aufgetreten war,
wo er besser einen Anzug getragen hätte. Nein: Die Anleger waren unzufrieden
darüber, dass das Unternehmen nur ein Wachstum von 42 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr vermelden konnte; der Gewinn nahm nur um 31 Prozent zu. Zitat aus demSpiegel:
“Gemessen an normalen Unternehmen sind das sehr gute Ergebnisse. Gemessen an den astronomischen Erwartungen der Investoren an Facebook nicht. Als die Telefonkonferenz begann, war Facebooks Aktie bereits zehn Prozent im Minus. Die Analysten wollten Erklärungen für das aus ihrer Sicht nicht ausreichende Wachstum. Was die Konzernchefs dann erzählten, besänftigte die Investoren keineswegs. Es provozierte nur noch weitere Aktienverkäufe. Der Kursrutsch wurde zum Kurscrash.“
Je
nachdem, wie man zu Facebook steht, löste der Absturz Schadenfreude oder
Schrecken aus. Zahlreiche Analysten finden allerdings, das Ganze sei nicht so
schlimm - nach dem Motto: was sind schon 120 Milliarden… Auch bei der Süddeutschen
Zeitung ist man der Meinung, Facebook stehe immer noch ausgezeichnet da:
“Der Facebook-Konzern hat die Zeit, sich in Ruhe neu aufzustellen. Konkurrenz hat er keine mehr - die beiden anderen global führenden Kommunikations-Apps gehören ja zum eigenen Laden. Der Gigant sieht also auf den ersten Blick so aus, als würde er wanken, aber in Wahrheit verlagert er nur das Gewicht von einem Bein aufs andere. Für Nutzer von Instagram und Whatsapp bedeutet das, dass sie stärker mit Werbung konfrontiert werden. Bislang ist Facebook dort eher zurückhaltend. Die Whatsapp-Gründer, die Facebook beim Kauf der App übernahm, sind schon von Bord gegangen. Facebooks Strategie passt offensichtlich nicht zu ihren Vorstellungen - Datenschutz auf hohem Niveau und keine zielgerichtete, also überwachende Werbung. Nun hat Zuckerberg freie Hand.“Tatsächlich ist es ja nicht das erste Mal, dass die Facebook-Aktie für grosse Unruhe sorgt. Dafür waren die Gewinne später umso grösser. Dass sich die Zeiten geändert haben, zeigt allerdings eine Kampagne der britischen Royal Society for Public Health: Die Gesundheitsorganisation empfiehlt den Briten, nicht nur weniger Social Media zu nutzen, sondern einen Monat ganz darauf zu verzichten und sich in der richtigen Welt zu resozialisieren. Es darf allerdings daran bezweifelt werden, ob der Ratschlag befolgt werden wird.
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