Thursday, March 26, 2015

“Ich hasse Geoblocking aus tiefstem Herzen“

Es ist zwar erst eine Absichtserklärung, aber immerhin. Die EU-Kommission, also jenes Organ, das als De-facto-Gesetzgeber für die Europäische Union wirkt, will Geoblocking innerhalb der EU abschaffen. Es ist zu hoffen, dass sich auch die Schweiz an diesem Unterfangen beteiligen wird. Es ist höchste Zeit, mit dem zumeist völlig sinnlosen blockieren von Videoinhalten auf dem Internet aufzuhören. Zudem könnte auch der Online-Handel von einer solchen Liberalisierung profitieren.

Geoblocking beim SRF: Zumeist wird aus völlig unersichtlichen Gründen blockiert.
Wer viel per Internet Videos konsumiert, kennt das Problem: Es taucht sowohl bei Youtube-Videos  als auch beim Anschauen von Videos auf TV-Videotheken wie SRF auf. Geoblocking im Internet wird dann angewandt, wenn ein Fernsehsender nur berechtigt ist, Inhalte in gewissen Regionen auszustrahlen – zum Beispiel, weil diese Inhalte von auswärtigen Produktionsfirmen produziert wurde, die gerne andernorts zusätzliches Geld damit verdienen möchten. Sehr oft sind die Blockaden allerdings eher lächerlich: Wer zum Beispiel im Ausland die Schweizer Tagesschau anschaut, darf die meist nur sekundenlangen Ausschnitte von Schweizer Sportereignissen nicht sehen – sie werden blockiert. Wer allerdings geschädigt würde, wenn sich ein Tourist derartige Inhalte in einem Hotelzimmer im Ausland ansieht, ist unklar. Dasselbe gilt auch für zahlreiche Krimi oder Serienproduktionen dieser Fernsehsender.
F1, ARD oder ZDF auf.
Kein Wunder, dass der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, jetzt zu Protokoll gab, dass er Geoblocking “aus tiefstem Herzen hasse“ und verlangt, dass derartige Einschränkungen dringend abgeschafft werden. Zitat  aus der FAZ:
“Das “veraltete“ Geoblocking und ein digitaler EU-Binnenmarkt könnten „nicht zusammen existieren“, sagte Ansip. Die EU wolle „all die Zäune und Mauern“ abschaffen, „die uns im Internet den Weg versperren“. Menschen müssten sich „im Netz ebenso frei über Grenzen hinweg bewegen können wie in der Wirklichkeit.“ Ausnahmen beim Geoblocking werde es voraussichtlich aber weiter geben, wenn  nationale Gesetzgebung dies vorschreibe, räumte Ansip ein und nannte als Beispiel Online-Glückspiele.“
Dass die EU endlich etwas gegen Geoblocking unternehmen will, hat weniger mit dem Anschauen von Videos als mit der Förderung des Binnenmarktes zu tun, dessen Funktionieren durch eine enorme Zahl von Vorschriften, Bestimmungen und Regeln eingeschränkt wird. Dazu gehört auch Geoblocking. Golem.de zitiert Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser kritisiere einen "Flickenteppich von jeweils 28 unterschiedlichen Regelungen für Telekommunikationsdienstleistungen, Urheberrechte, IT-Sicherheit und Datenschutz“:
“Nur 15 Prozent der Verbraucher kauften online in anderen EU-Mitgliedstaaten, weil die Versandkosten oftmals höher seien als der Preis des Produkts selbst. Durch geografische Sperren würden viele EU-Bürger automatisch zu Anbietern vor Ort umgeleitet, die andere Preise verlangen. Eine solche Diskriminierung dürfe es in einem Binnenmarkt nicht geben.“
Zum in unserer Überschrift zitierten Kommentar des EU-Kommissars Ansip möchten wir noch beifügen: Wir auch!




No comments:

Post a Comment