Sunday, December 14, 2014

Nie mehr selber denken?

Ganz ohne eigene Gedanken und eigenes Urteilsvermögen geht es wohl noch nicht, trotz dem Angebot an digitalen Assistentinnen, das uns zum Ausklang des Jahres 2014 zur Verfügung steht. Aber wir sind sicher schon gut dem Weg dahin, wo uns eine digitale Anstandsdame davor warnen wird, keine peinlichen Bilder ins Netz zu stellen, wenn wir uns nicht blamieren wollen. Genauso, wie ein guter Butler, können digitale Assistenten natürlich nur richtig funktionieren, wenn sie uns gut kennen. Mit anderen Worten: Sie wollen möglichst viele Daten von uns haben.

Amazons digitaler Assistent ist gleichzeitig ein Lautsprecher. Momentan
ist er allerdings für die breite Masse noch nicht erhältlich, sondern nur "auf
Einladung".                                                                                 Bild Amazon
Das neuste Angebot in der Reihe der zumeist weiblich tönenden digitalen Lebensberater heisst Cortana. Sie ist im Windows Smartphone zuhause und wird oft als Siri-Abklatsch bezeichnet. Siri ist die erfahrenste der Assistentinnen und kommt mit dem iPhone von Apple. Doch bleiben wir noch einen Moment bei Cortana. Zitat aus einem Spiegel-Artikel:
“Der Assistenz-Charakter von Cortana wird dadurch unterstrichen, dass die Software beispielsweise auf anstehende Termine hinweist und dem Nutzer aktuelle Nachrichten aus dem Netz zusammensucht, die zu seinen Vorlieben passen. Dabei verlässt sie sich einerseits auf Präferenzen, die man manuell am Handy vorwählen kann. Zusätzlich soll sie in der Lage sein, aus dem Nutzungsverhalten des Anwenders zu lernen und so mit der Zeit immer genauer vorherzusehen, was ihn interessieren könnte.“
Microsoft erklärt worum es genau geht:
“Cortana ist eine dialogorientierte, verstehende persönliche Assistentin, die den Nutzer bei verschiedenen Anforderungen unterstützt. Durch ihre Lernfähigkeit kann sie Themen vorausschauend behandeln und Empfehlungen aussprechen. Damit gehen ihre Funktionen über die von bestehenden Sprachassistenten hinaus. So wird Cortana zum Beispiel, wenn der Nutzer täglich vor dem Aufbruch zur Arbeit nach Wetter- und Verkehrsbedingungen fragt, die Informationen nach einigen Wiederholungen selbständig anbieten, der Nutzer muss nicht mehr aktiv werden. Vorbedingung hierfür ist, dass Cortana die Gewohnheiten des Nutzers kennt. Je mehr sie weiß, desto hilfreicher ist sie, wenn es darum geht, mehr als nur Fragen zu beantworten. Die Entscheidung, was Cortana weiß, liegt beim Nutzer.“
Auch für Amazons neusten Assistenten, der für einmal nicht im Telefon, sondern im Lautsprecher eingebaut ist, gilt dasselbe: Je mehr Daten sie bekommt, die Assistentin, desto besser assistiert sie:
“Vor kurzem hat der Internet-Versandhändler Amazon ein zylinderförmiges Gerät namens Echo vorgestellt. Mit seinen hochempfindlichen Mikrofonen lauscht es ständig, ob irgendjemand das Codewort sagt. Um dann im Internet etwas zu suchen, Termine und Erinnerungen zu verwalten, das TV-Programm vorzulesen, die neuesten Schlagzeilen. Oder die Lieblingsmusik abzuspielen. Dass Amazon dafür ein eigenes Gerät gebaut hat, das nichts anderes tut, ist neu…“
Auch Facebook arbeitet übrigens an einem digitalen Assistenten. Dessen wichtigste Funktion soll es sein, die User vor sich selbst zu warnen, wenn sie zum Beispiel ein peinliches Bild von sich ins Netz stellen wollen, aber auch darüber zu informieren, wenn jemand anders sich im Netz unflätig über sie äussert.
Na also: Bald hilft uns die digitale Assistentin auch beim Anziehen. Wurde aber auch Zeit. Beim Autofahren sind schliesslich auch schon zahlreiche digitale Heinzelmännchen tätig. Die heissen dann Abstandsmesser, Geschwindigkeitsregler und Spurhalteassistenten.  Damit wir unser Denkorgan endlich auch im Auto nicht mehr so sehr anstrengen müssen und Zeit für Wichtigeres haben.



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