Monday, November 24, 2014

Geld her, oder wir werben!

Werbung im digitalen Zeitalter ist eine vielschichtige Angelegenheit. Die Einen hassen die Werbung im Web, die Anderen können davon nicht genug verkaufen, um ihre Webangebote zu finanzieren. Die ganz Schlauen kümmert das alles nicht: Sie installieren einen Werbeblocker und können fortan so gut wie werbefrei leben. Der Internet-Gigant Google möchte das Problem nun ähnlich lösen, wie das im App-Sektor schon gang und gäbe ist:  Wer bezahlt, muss sich die Werbung nicht mehr ansehen.

Zahlen, um nicht beworben zu werden: Google Contributor.      Screenshot via Google
Wer mit einem Werbeblocker im Internet unterwegs ist, kann viel Zeit sparen. Eine gute App in dieser Kategorie löscht nämlich nicht nur statische Anzeigen, wie zum Beispiel Werbebanner, sondern auch Video-Werbespots – auf Fernsehkanälen oder Youtube. Da zeigt sich dann schnell, dass eine halbstündige Episode einer amerikanischen TV-Serie wie “The Big Bang Theory“ oder “The Simpsons“ in Echtzeit – heisst ohne Werbung – nur gute 18 Minuten lang ist...
Google will mit seiner Anti-Werbungsinitiative allerdings nicht unbedingt jenen Usern entgegenkommen, denen Werbung so richtig auf die Nerven geht. Vielmehr, geht es darum, die Website-Betreiber dafür zu entschädigen, dass gewisse Werbung, nämliche diejenige von Google-Adsense, nicht mehr gezeigt wird. Ob es funktionieren wird, bleibt allerdings dahingestellt – obwohl, teuer wäre es eigentlich nicht:
“Kosten soll der Dienst einen bis drei Dollar im Monat. Wie viel die Nutzer zahlen wollen, entscheiden sie der Contributor-Seite zufolge selbst. "GigaOm" zufolge wird Geld nur dann an die teilnehmenden Websites ausgeschüttet, wenn der betreffende Nutzer eine Seite auch tatsächlich besucht, so wie das beispielsweise auch bei Streaming-Diensten wie Spotify funktioniert: Geld bekommt nur derjenige, dessen Angebot auch tatsächlich genutzt wird. Google nennt das Geld, das die Nutzer bezahlen, nicht Abonnement sondern "Beitrag". Contributor wird also explizit als eine Art Crowdfunding-System für Websites beworben. Bei der Google-Tochter YouTube gibt es schon seit einiger Zeit eine Spendenmöglichkeit für Nutzer namens Fan Funding.“
Das Marketing-Magazin acquisa befragte Experten zu Google Contributor:
"Das Experiment "Contributor" ist ein sehr schlauer Schachzug von Google, denn Publisher suchen Möglichkeiten, um bezahlpflichtige Modelle zu finden", sagt Bernd Stieber, Managing Director der Online-Marketing-Agentur Netzeffekt in München. Sollten andere Anbieter aktiv werden, um Technologien zu entwickeln, die Werbung verhindern, hieße es unter Umständen das Aus für Google. "Daher ist der jetzige Schritt von Google sehr raffiniert".
Aus Nutzer-Sicht werden laut Stieber die Klickraten auf Displaywerbung tendenziell weiter sinken und dementsprechend werde das Geschäftsmodell Suchmaschine für Google immer schwieriger. "Hinzu kommt, dass Google unter keinen Umständen als Werbevermarkter wahrgenommen werden möchte, sondern vielmehr als ein Anbieter für Tools, die einen Mehrwert bieten und den Menschen den Alltag erleichtern", so Stieber."
Für Anwender, die spezifische Websites und Inhalte finanziell unterstützen möchten,  könnte Google Contributor durchaus Sinn machen – ob sie nun werbemüde sind oder nicht. User, die ihre Geräte mit Werbeblockern sowieso (fast) werbefrei halten, werden wohl eher nicht für das Projekt zu gewinnen sein. Allerdings sind diese User auch nicht das Zielpublikum der Werber, die für Geld Nachrichten auf Websites platzieren. Wer keine Werbung sehen will oder gar durch Werbung geärgert wird, spricht wohl auch nicht darauf an.


1 comment:

  1. Die Zeiten in denen man den Kunden ungehemmt mit Werbung bombadieren konnte, gehören immer mehr der Vergangenheit an , wenn man bedenkt wie viele Möglichkeiten einem allein das Internet gibt Werbung auszuweichen oder gezielt und unabhängig nach Werbung(z.B Produktreviews auf Youtube) , die einen interessiert zu "suchen". Es gib ja nun sogar Shoppinghelfer- Apps , wie von Meinprospekt oder Marktjaagd , die einem ermöglichen sich gezielt Prospektwerbung zu suchen und nicht von allen nahegelegenen Märkten Prospekte einfach ungefragt in den Briefkasten reingeschmissen zu kriegen.

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