Was die Entwicklung der Internetkommunikation, einschliesslich E-Commerce, am meisten zurückhält, ist ohne Zweifel die Internetkriminalität. Es gibt reihenweise Umfragen die belegen, dass ein ansehnlicher Teil der Bevölkerung sich nur mit grosser Zurückhaltung im Web bewegt. Das ist verständlich. Meldungen die über Internet-Betrügereien oder Betrugsversuche berichten, erscheinen fast täglich in den Massenmedien. Diese richtig zu gewichten ist nicht immer einfach.
Das Logo der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität beim Bundesamt für Polizei. |
“Betrüger im Internet werden immer dreister“, titelte die NZZ letzte Woche einen ausführlichen Bericht zum Thema Online-Kriminalität. Zitat:
“Die Kreativität der Täter im Bereich der Internetkriminalität kennt keine Grenzen. So bauen sie beispielsweise komplette Webauftritte von erfundenen Transportfirmen auf, um Geschädigte möglichst lang im Glauben zu lassen, eine im Internet bestellte Ware sei noch unterwegs − auch wenn diese gar nie verschickt wurde. Oder es werden Wohnungsinserate aufgeschaltet für Wohnungen, die nicht existieren, um sich Vorauszahlungen zu erschleichen. Letzteres insbesondere in Ballungsräumen mit grosser Wohnungsknappheit, was zeigt, dass die häufig auch international tätigen Banden bestens über die Situation in der Schweiz informiert sind…“
Die NZZ gründet ihren Bericht auf der neusten Statistik der seit 10 Jahren bestehenden Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) beim Bundesamt für Polizei. Diese Statistik zeigt, dass die KOBIK insgesamt 9208 Verdachtsmeldungen aus der Bevölkerung erhalten hat. Das entspricht einer Zunahme von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. 61 Prozent der Meldungen betrafen Vermögensdelikte. Zitat aus dem KOBIK-Bericht:
“Markant zugenommen hat die gemeldete Anzahl von Phishing-Versuchen. Mit insgesamt 2208 Meldungen hat sich dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr (662 Meldungen) mehr als verdreifacht. Bei den meisten Phishing-Varianten wurden potentielle Opfer mittels nicht zielgerichtetem Massenversand von E-Mails auf Webseiten gelockt, die bekannten Internetdienstleistungen nachempfunden sind und bei denen Benutzerdaten (Benutzername, Passwort) angegeben werden müssen. Bei rund einem Fünftel der eingegangen Phishing-Meldungen versuchte die Täterschaft, an Zugangsdaten zu Dienstleistungen von Schweizer Bankinstituten zu kommen. “
Eine Statistik über erfolgreiche Internet-Betrügereien wäre natürlich viel aussagekräftiger, als jene über Betrugsversuche. Schliesslich gibt es unzählige erfolgreiche Abwehrmassnahmen gegen derartige Machenschaften. Dass aber Online-Betrugsversuche im Internet immer zahlreicher werden, verwundert eigentlich nicht. Das Internet ist als Kommunikationsmittel und Geschäftsmedium derartig erfolgreich geworden, wie kein anderes Medium in der Geschichte der Menschheit zuvor. Ausserdem wachsen Web und Online-Partizipation ständig weiter. Es besteht also unseres Erachtens kein Grund zur Panik, aber sicher Grund dazu, stringente Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen. Man sollte es eigentlich nicht mehr wiederholen müssen: Schutzprogramme auf dem PC sind keine Option, sondern ein Muss, genauso wie regelmässige Software-Updates. Wer sich im Web ausserdem an die aktuellen Sicherheitstipps hält, ist zusätzlich geschützt.
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