Irgendwie ist es ja ironisch: Die Beliebtheit des Online-Handels nimmt immer weiter zu, weil Online-Shops immer und überall zur Verfügung stehen und totale Preistransparenz bieten. Trotzdem ist, wie eine neue Studie aus Deutschland zeigt, die nicht-virtuelle Filiale die beliebteste Anlaufstelle für Servicefragen. Wenn es Probleme gibt, sprechen wir als Kunden halt am liebsten mit einem Berater oder einer Beraterin von Angesicht zu Angesicht. Damit spiegelt das Serviceverhalten vieler Kunden das Verhalten beim Einkauf: Man lässt sich im Laden beraten und kauft dann Online ein. Auf der anderen Seite haben wir uns bereits an die immer geöffneten Online-Shops gewöhnt und stellen auch für andere Kanäle ähnliche Ansprüche.
Reaktionen auf eine ZDF-Reportage über schlechten Kundenservice: Nicht nur die Kunden, auch die Serviceanbieter beschweren sich. (Screenshot DSB) |
Interessant ist, dass Online-Serviceangebote zuoberst auf der Hitliste stehen, wenn es um billige Produkte geht.
Die Untersuchung verdeutlicht einen Nachholbedarf: Um den Erwartungen ihrer Kunden zu entsprechen, sollten Unternehmen sowohl ihr Online-Serviceangebot online als auch die nichtvirtuellen Dienstleistungen im Laden ausbauen. Derzeit bieten nur 79 Prozent der Unternehmen vor Ort Serviceleistungen an, online sind es nur 62 Prozent
Was die Öffnungszeiten der Kundendienste betrifft, hat das Internet die Konsumenten anspruchsvoll gemacht; sie übertragen ihre Erwartungshaltung aus der rund um die Uhr verfügbaren Onlinewelt auf die Situation vor Ort. Fast die Hälfte erwartet, dass der Kundenservice werktags und auch am Wochenende zwischen 9 und 20 Uhr verfügbar ist. Tatsächlich steht er mehrheitlich nur zu Geschäftszeiten an Wochentagen zur Verfügung. Hier hat sich zwischen der Kundenerwartung und dem Dienstleistungsangebot der Händler eine grosse Lücke aufgetan.
Gross ist der Nachholbedarf auch beim Beschwerdemanagement: Hier liegen mit 82 bis 90 Prozent die Vorlieben der Kunden für eine Beschwerdeabgabe per E-Mail, Telefon oder vor Ort nahezu gleichauf. E-Mail wird hier insbesondere wegen ihrer Unkompliziertheit bei gleichzeitiger Formalisierung geschätzt. Immerhin 55 Prozent wollen ihre Beschwerde online durch eine Bewertung im Webshop des Anbieters loswerden. Unternehmen unterschätzen diesen Kanal massiv: Sie messen ihm kaum Bedeutung bei.
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