Wir wissen, dass uns die Amerikaner oft ein paar Jahre voraus sind - das gilt vor allem auch für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen.Eine derartige Entwicklung sorgt im Moment in den USA für Schlagzeilen: Der ständig wachsende Online-Handel wirkt sich massiv auf die traditionellen Läden aus. Es komme ein Tsunami von Ladenschliessungen auf die USA zu, sagen Experten.
Es ist ja nicht weiter verwunderlich, dass traditionelle Händler die digitale Konkurrenz spüren, und dass diese Konkurrent grosse Auswirkungen zeigt. Immerhin wurden in den USA im letzten Jahr bereits etwa sechs Prozent aller Detailhandelsverkäufe über das Internet getätigt, und die E-Commerce-Wachstumskurve zeigt stetig weiter nach oben. Diese Milliardenumsätze (etwa 20 Milliarden pro Monat), die in Onlineshops getätigt werden, fehlen natürlich in den traditionellen „Bricks and Mortar“ Läden. Das wirkt sich jetzt doppelt aus, wie der Wirtschaftssender CNBC berichtet: Hunderte, wenn nicht Tausende von traditionellen Läden, vor allem in Einkaufszentren, werden in den nächsten Monaten und Jahren schliessen, und zahlreiche andere werden ihre Laden Flächen verkleinern, um Kosten zu sparen. Zitat CNBC:
“Shoppers will likely see an average decrease in overall retail square footage of between one-third and one-half within the next five to 10 years, as a shift to e-commerce brings with it fewer mall visits and a lesser need to keep inventory.”
Zu Deutsch:
“Kunden werden in den nächsten fünf bis 10 Jahren feststellen, dass sich die Gesamteinkaufsflächen im Detailhandel um 30 bis 50 Prozent vermindern werden.“
Das sagt Michael Burden, der Inhaber einer Firma, die sich auf Verkaufsflächen spezialisiert hat.
Fall diese Prognose wahr werden sollte, wäre dies tatsächlich eine Tsunami von Ladenschliessungen, wie sie nicht einmal während der schlimmsten Rezessionen aufgetreten ist.
Wie sehen denn nun die Aussichten für Europa aus?
Wir haben diesbezüglich keine offiziellen und breitabgestützten Prognosen gefunden. Es gibt aber Experten, die sich schon länger mit diesem Thema beschäftigen. Einer davon ist Alexander Graf, der Gründer des Beratungsunternehmens eTribes . Er berät Unternehmen beim Aufbau von E-Commerce. Graf hat sich auf kassenzone.de schon letztes Jahr zu diesem Thema geäussert:
“Die Zukunft des stationären Handels ist für mich aktuell spannender als neue E-Commerce Konzepte. Die vielen Milliarden Euro die der stationäre Handel aktuell pro Jahr gegenüber dem Onlinehandel verliert führen aus meiner Sicht zu erheblichen Verwerfungen im stationären Handelssystem, inkl. der betroffenen Gewerbeimmobilienbesitzer und der finanzierenden Kreditinstitute. Umfragen, Statistiken und Meinungen zu dem Thema verfolge ich daher sehr gespannt. Die meisten dieser Informationen sind wenig aufschlussreich, bzw. den harten Fakten (Leerstand, Onlineumsatz) wird erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Hoffnung nach dem Überleben des stationären Handels in der heutigen Form ist scheinbar stärker als die doch recht deutlichen statistischen Argumente dagegen…“
Auch die Kunden scheinen damit zu rechnen, dass es in Zukunft weniger traditionelle Läden gibt. Gemäss einer (nicht-representativen) Umfrage, die Alexander Graf ebenfalls auf kassenzone.de durchgeführt hat, rechnen 56 Prozent der Befragten damit, dass wegen des Online-Handels bis zu 10 Läden in ihrer Stadt schliessen werden. Das Interessante daran: Die Befragten sehen keinen Zusammenhang zwischen ihrem Einkaufsverhalten und den prognostizierten Ladenschliessungen - ob sie nun viel oder wenig Online einkaufen.
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