Tuesday, January 14, 2014

Denn sie wissen, was wir tun

Google, der Internetgigant, der durch die Verwertung von immer mehr Daten wächst und grösser wird, hat “Nest“ gekauft, eine amerikanische Firma, die Rauchmelder und Thermostate herstellt. Allerdings handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich nicht um die gleichen Geräte, die bei Ihnen zu Hause dafür sorgen, dass die Stube warm und rauchfrei bleibt. Die Nest-Gadgets regulieren nicht nur, sondern sammeln auch Daten - die von jetzt an in den grossen Google-Datenstrom fliessen werden.

Daten sind viel wert, heutzutage, wir wissen es. Google hat denn auch viel Geld für die Firma mit den digitalen Thermostaten bezahlt. Die Computerwoche weiss wieso und bringt es auf den Punkt:
“Google kauft sich ins Geschäft mit vernetzter Haustechnik ein. Der US-Internet-Konzern übernimmt für 3,2 Milliarden Dollar (2,34 Mrd Euro) die Firma Nest, einen Anbieter digitaler Thermostate und Rauchmelder. Nest solle weiterhin von Mitgründer Tony Fadell geführt werden, teilte Google am Montag im kalifornischen Mountain View mit. Fadell gilt als einer der Väter von Apples Musikplayer iPod. Vor einigen Wochen kündigte er eine beschleunigte Expansion nach Europa an. Zu Google kommen damit auch die Daten von den installierten Geräten - Nest wertet sie aus, um die Technik zu verbessern. "Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt", hatte Fadell Anfang Dezember auf der Konferenz LeWeb in Paris gesagt. Jetzt betonte Nest-Mitgründer und Technikchef Matt Rogers in einem Blogeintrag, die Daten würden auch künftig nur für Betrieb und Verbesserung seiner Geräte und Dienste eingesetzt. Nest sei bewusst, dass Menschen Informationen aus ihrem Haushalt als eine sehr private Angelegenheit sähen, hatte Fadell in Paris gesagt. Die Firma habe deshalb ein eigenes Hacker-Team, um nach eventuellen Schwachstellen zu suchen. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzelfällen. "Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heran will, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen…"
Doch was sind das genau für Informationen, welche von den Nest-Gadgets gesammelt werden? Zitat aus dem Spiegel:
“Nest-Thermostate erfassen eine Vielzahl von Informationen darüber, was in einem Haushalt gerade geschieht. Sie merken sich, wann der Nutzer die Temperatur hochregelt, wann herunter. Dank eingebauter Sensoren für "Temperatur, Aktivität, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit" (Nest-Website) kann der Thermostat sogar erraten, wann jemand zu Hause ist, in welchem Raum sich gerade jemand aufhält. Steuern lässt er sich auch über eine iOS-App, eine für Android ist in Arbeit. Gegenüber der "New York Times" erklärte Fadell seine Vision so: "Jedes Mal, wenn ich einen Fernseher einschalte, liefert das die Information, dass jemand zu Hause ist. Wenn sich die Kühlschranktür öffnet, ist das ein weiterer Sensor, weitere Information." Nest soll alles über einen Haushalt wissen, was sich nur irgend herausfinden lässt, und es für die Temperaturregelung nutzen.“
Für Google bedeutet die Acquisition ein weiterer Schritt zum allwissenden Datenkonzern, wie der Spiegel erklärt:
“Bei Google sieht man zweifellos nicht zuletzt die Big-Data-Möglichkeiten von Nest. Informationen über die Lebensgewohnheiten von Millionen Menschen, gepaart mit all dem, was der Konzern dank seiner Suchmaschine, dank Cookies, Gmail und Android schon jetzt über Abermillionen von Menschen weiß - das ist ein wertvoller Schatz. Ein Android-Nutzer, der sich auch noch Nest-Thermostate ins Haus holt, wird Google mehr Informationen über sich und sein Privatleben geben, als jemals ein Konzern über einzelne Personen besessen hat. Damit erreichen potentielle Sicherheitsprobleme, wie man sie von Android kennt, eine völlig neue Dimension.“
Unseres Erachtens kann man diese Entwicklung aus mindestens zwei Perspektiven betrachten. Die eine ist eher erschreckend - vor allem im Zusammenhang mit dem Schutz persönlicher Daten und dem NSA-Skandal.
Die andere ist eher humorvoll, wie ein Witz zeigt, der in den USA seit Googles Ankündigung die Runde macht: Wenn Ihr Haus brennt, werden Sie ab sofort  Gmail-Werbung für Feuerlöscher bekommen…“

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