Clay Johnson heisst der Autor, und sein Buch heisst: The Information Diet (Die Informationsdiät). Wie der Titel antönt, vergleicht er die Informationsgesellschaft mit der Fast-Food-Gesellschaft: Die Eine mache dick, die Andere dumm. Die Süddeutsche Zeitung hat ein einausführliches und durchaus lesenswertes Interview mit Johnson geführt. Zitat:
“SZ: Wie lassen sich gute und schlechte Informationen unterscheiden?
Johnson: Oft hilft unser Instinkt bei der Einschätzung. Wenn ich während der Nachrichten nur mit dem Kopf nicke, bin ich nicht gut informiert. Wenn ich auf Gegenmeinungen stets feindselig und aggressiv reagiere, bin ich wahrscheinlich schlecht informiert. Wenn ich merke, dass mein Informationskonsum sich negativ auf Erholung, Gedächtnisleistung und Konzentration auswirkt, wird es Zeit, sich Gedanken zu machen.“SZ: Wie lassen sich gute und schlechte Informationen unterscheiden?
SZ: Das hört sich zunächst simpel an.
Johnson: Ist es in der Theorie, praktisch erfordert das aber eine neue Definition von Bildung. Wenn sich unsere Gesellschaft im Informationszeitalter weiterentwickeln soll, bedeutet Alphabetisierung nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch die Fähigkeit zur bewussten Informationsverarbeitung. Wer in 50 Jahren die Welt der digital vernetzten Computer nicht versteht und sich in ihr orientieren kann, wird als Analphabet gelten. Ich sehe die Gefahr, dass wir weite Teile der Gesellschaft zurücklassen, wenn wir das nicht als grundsätzlichen Bildungsauftrag identifizieren.“
Johnsons Argumente betreffend bewusster Informationsverarbeitung machen als Diskussionsgrundlage durchaus Sinn. Allerdings ist es unseres Erachtens nicht ganz so einfach, “gute“ von “schlechten“ Informationen zu unterscheiden. Bietet der Tagi gesündere Kost als die Weltwoche? Oder ist es eher umgekehrt? Oder wäre es gesünder, die beiden Blätter abwechselnd zu konsumieren, oder nur ab und zu, wie ein zu kalorienreiches Dessert?
Ideologien und Vorurteile werden bei der Auswahl der Informationsquellen für die meisten User immer eine wichtige Rolle spielen – genauso wie für die Provider solcher Inhalte. Clay Johnson zum Beispiel hat unter anderem den Internetwahlkampf von Barack Obama betreut. Viele der damaligen Versprechen haben sich inzwischen in der harschen politischen Realität in Luft aufgelöst. Mit anderen Worten: Die damals verbreiteten Informationen waren wohl auch der Junk-Kategorie zuzuordnen. Die Frage ist nun: Entwertet das auch die Informationen, die Johnson heute verbreitet…? Wohl eher nicht, aber das Beispiel zeigt, wie schwierig es sein kann, eine gute Informationsdiät zusammenzustellen – sogar wenn man die genau Herkunft der Zutaten kennt.
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