Friday, February 21, 2020

Roaming: Die Kunden abzocken - für “astronomische Margen“

Der Schweizer Konsumentenschutz hat genug von der Abzocke, welche die Telkomfirmen in vielen Fällen ihren Roaming-Kunden zumuten. Die Politik habe nun über 20 Jahre lang zugeschaut, wie die Anbieter massiv überhöhte Preise fürs Roaming verlangen. Damit müsse nun endlich Schluss sein, fordert die Präsidentin der Konsumentenschützer. Diese fordern  den Bundesrat auf, im Rahmen der aktuellen Revision der Fernmeldeverordnung die massiv überteuerten Roaming-Tarife für Privat- und Geschäftskunden endlich zu begrenzen.

Und wenn's am Strand noch so schön ist: Schweizer User können beim
Roaming im Ausland böse Überrschungen erleben.                            Bild PfW
Laut Bundesamt für Kommunikation fehlt in der Schweiz die gesetzliche Grundlage, um unilaterale Preisobergrenzen für Roaming-Tarife festzulegen. Ein Rechtsgutachten von Prof. Dr. Andreas Stöckli von der Universität Freiburg widerspreche dieser Einschätzung nun klar, teilt der Konsumentenschutz mit. Der Bundesrat könne sehr wohl etwas unternehmen. Man fordert deshalb, dass in der laufenden Revision der Fernmeldeverordnung beim Roaming Preisobergrenzen für Privat- und Geschäftskunden festgelegt werden. Das zuständige Bundesamt für Kommunikation hatte dem Konsumentenschutz auf Anfrage beschieden, dass das im letzten Jahr revidierte Fernmeldegesetz keine gesetzliche Grundlage biete, um unilateral Preisobergrenzen festzulegen – erlaubt seien Preisobergrenzen lediglich gestützt auf “internationale Vereinbarungen“. Professor Andreas Stöckli widerlegt diese Aussage. Das revidierte Fernmeldegesetz biete sehr wohl die notwendige gesetzliche Grundlage, um in der Fernmeldeverordnung einseitig Preisobergrenzen für die Endkundentarife beim Roaming festzulegen.
Da angesichts der festgefahrenen Verhandlungen ein Roaming-Abkommen mit der EU wenig wahrscheinlich ist, fordert Konsumentenschutz-Präsidentin Prisca Birrer den Bundesrat auf, unilaterale Preisobergrenzen in der Fernmeldeverordnung festzuschreiben.
Eine aktuelle Analyse  zeigt, dass die Telekomanbieter teilweise massiv überrissene Roaming-Tarife verlangen: Ein Prepaid-Kunde von Salt zahlt beispielsweise für ein Datenpaket von 1 GB  19.95 Franken. Ohne Datenpaket surft er zum Standard-Tarif und zahlt für 1 MB 19 Franken, also rund 975 Mal mehr. «Das ist etwa so, wie wenn der Kaffee im Restaurant statt 4.50 Franken plötzlich 4390 Franken kosten würde. Auch bei den anderen Telekomanbietern gibt es überhöhte Tarife: Sunrise verrechnet seinen Prepaid-Kunden bei der Internetnutzung in der EU beim Standard-Tarif rund 68 Mal mehr als beim Datenpaket, bei der Swisscom sind es 31 Mal mehr (ebenfalls Prepaid-Kunden). Bei UPC ist der Standard-Tarif in den USA und Kanada rund 263 Mal höher als der Datenpaket-Tarif. “Wenn man davon ausgeht, dass die Telekomanbieter beim Verkauf eines Datenpakets Gewinn machen, müssen die Margen beim Standard-Tarif astronomisch hoch sein“, sagt André Bähler vom Konsumentenschutz.
Tatsächlich gibt es  - ausser den hohen Margen - keinen Grund mehr, um unanständige Roamingtarife für Schweizer Kunden beizubehalten. Die EU hat das Problem schon seit fast drei Jahren gelöst. Das sollte endlich auch für die Schweiz möglich sein.

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