Die Selfie-Generation in Aktion: Hillary Clinton sieht lauter Rücken. Bild Clinton Campaign, Barbara Kinney |
“Liebe Berühmtheit, wenn wir mit dir gesehen werden wollen, drehen wir dir den Rücken zu.“Das Hamburger Abendblatt erklärt:
“Die Fotografin Barbara Kinney hat das Bild auf einer Wahlkampfveranstaltung am vergangenen Mittwoch in Orlando, Florida, geschossen. Victor Ng, ein Mitarbeiter aus Clintons Wahlkampfteam, postete das Foto am Sonntag auf Twitter, wo es innerhalb weniger Stunden mehr als 16‘000 Mal geteilt und Hundertfach kommentiert worden war. […] Auch Fotos von früheren Wahlkampfveranstaltungen werden von Twitter-Nutzern gepostet. Der Vergleich: 2006 wollten Clintons Anhänger noch Autogramme, inzwischen nur noch Selfies.“Auch die Kulturredaktion des Tagesanzeigers meldet sich zu Wort:
“Die Psychologie dahinter ist simpel: Man entführt den Ruhm von jemand anderem, um selber ein paar Sekunden Aufmerksamkeit in der Facebook-Timeline zu bekommen. Ist das schlimm? Nun, man könnte bedauern, dass die Leute nicht mehr selber präsent sind, sondern nur noch gesehen werden wollen. Dass sie sich wichtiger vorkommen als die wahrscheinlich erste US-Präsidentin. Wo wir uns gerade wohlig in Kulturpessimismus suhlen, stellt sich auch die Frage, wohin der Trend noch führt. Waren Selfies bisher eine individuelle Angelegenheit, knipst hier eine Masse. Haben wir bald AC/DC-Konzerte mit 40'000 «Zuschauern», die der Band den Rücken zukehren?“Im Zeitalter der sozialen Medien sollte das Selfie-Phänomen uns eigentlich längst nicht mehr erstaunen. Sei es mit dem kalten Plättli im Gartenrestaurant oder mit Hillary Clinton an der Wahlkampfveranstaltung: Mann und Frau gehen mit Selfies auf die Suche nach digitaler Bestätigung in Form von Herzchen oder Likes, ganz nach dem Motto: Ich fotografiere mich (mit dir), also bin ich.
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