Wir alle
kennen sie und schlagen uns mit ihren Mitteilungen herum: Jene Freunde und
Bekannten, die ihren Kurzmitteilungen im Web oder ihren Messages immer noch ein
paar Emojis vor- oder nachstellen. Cocktailgläser, Sonnenbrillen und
Golfschläger scheinen besonders beliebt zu sein. Doch was bringen die digitalen
Hieroglyphen wirklich? Sind sie die Träger versteckter Emotionen – oder einfach
nur eine Ausrede für Schreibfaule und Analphabeten, die uns einen weiteren
Niedergang unserer Zivilisation signalisiert?
Wer
wirklich lernen will sich mit Emojis einigermassen auszudrücken, kann dies systematisch
angehen. Es existiert nämlich inzwischen sogar ein Buch dafür – unter dem Titel
“How to speak Emoji“:
Emojis ohne Worte. Screengrab emojipedia.org |
“Welche der mittlerweile fast 900 unterschiedlichen Emojis nehme ich wofür? Abhilfe schafft dieser erste Sprachführer: How to speak Emoji. Neben einer verständlichen Einführung und einem knappen Lexikon bringt er über 450 alltägliche und nicht-alltägliche Sätze, Phrasen, Ausdrücke, Sprichworte, Song- und Filmtitel übersetzt in Emojis — vom Autor der heute schon legendären Emoji-Übersetzung von Moby Dick: Emoji Dick.“
Tatsächlich.
(Der
literarische Wert dieser “Übersetzung“ sei dahingestellt; interessant ist die
Art ihrer Kreation: Crowd-Funding finanzierte die Übersetzung durch freie
Mitarbeiter auf der Amazon-Service-Website MTurk: Jede Zeile wurde von drei
Personen übersetzt, eine zweite Gruppe von Helfern entschied, welche
Übersetzung die beste sei.)
Im
Übrigen wird der Emoji-Boom auch wissenschaftlich beleuchtet. Die Zeit erklärt:
“Über die Relevanz von Emoji-Studien sind sich Kulturwissenschaftler [...] weitestgehend einig. Denn die Zeichen verraten nicht nur eine Menge über den Einzelnen, sondern geben auch Hinweise auf die Lebenswelt einer ganzen Generation – und zeigen an, wie diese Welt sich ändert: So fiel Stefanowitsch auf, dass am Ende von Tweets häufig ein Faxgerät-Bildchen auftauchte. Ein ziemliches Kuriosum, bedenkt man, dass wohl die wenigsten der jungen Nutzer tatsächlich dem anderen etwas faxen wollten. "Erst nach einiger Zeit habe ich verstanden, dass es – in Anlehnung an das ähnlich klingende englische Wort facts ('Tatsachen') – ausdrückte, dass jemand einer Sache zustimmte", sagt Stefanowitsch.“
Wer ganz
genau wissen will, was es mit Emojis auf sich hat kann natürlich Wikipedia
konsultieren. Es ist vielsagend, dass der Text in regulärem Deutsch und nicht
als eine Reihe kleiner Bildchen verfasst wurde. Zitat:
“Laut einer Erhebung […] werden fröhliche Emojis am häufigsten genutzt (45 %), gefolgt von traurigen Emojis, Herzen, Handgesten und romantischen Darstellungen. Emojis mit sexuellen Anspielungen (Banane, erhobene Faust, Aubergine, Pfirsich, Kirschen, astrologisches Zeichen für Krebs [69]) werden am häufigsten von Kanadiern benutzt. In Deutschland wird das Emoji Maus überdurchschnittlich oft genutzt.“
Schon
wieder was gelernt: Der Fruchtsalat in der erhobenen Faust ist also in Lingua
Emoji eine geballte sexuelle Anspielung! Und “Mausi“ ist, zumindest in
Deutschland immer noch ein beliebter Kosenamen – auch bei jener Generation, die
lieber kleine Bildchen als Worte benutzt, um sich auszudrücken.
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