Die Europäischen Kommissare schaffen schon mal die grossen Banknoten ab, weil sie befürchten, dass ihre Bürger im
Zeitalter der Negativzinsen zu viel Bargeld horten könnten, was wiederum dem
Zweck der Strafzinsübung zuwiderlaufen würde. In der Schweiz sind wir (noch)
nicht ganz so weit, dafür bemüht sich die Digitalbranche, das Geldausgeben auch
ohne Bargeld so einfach wie möglich zu machen. Das aktuelle Beispiel ist die
neue Swatch Bellamy, die mit gewohntem Swatch-Understatement daherkommt aber nicht nur gut aussieht, sondern auch noch
wie eine Kreditkarte eingesetzt werden kann.
Swatch Bellamy: Das gewohnte Swatch-Design, mit digitalem Geld im Innern. Bild Swatch |
Nach der Zusammenarbeitsankündigung mit
Visa im November 2015, gab Swatch jetzt die Unterzeichnung eines
Partnerschaftsvertrags mit der Cornèr Bank AG bekannt. Dies macht den Weg frei
für den Verkauf der ersten Swatch Bellamy-Modelle, die in der ganzen Schweiz
ab Mitte Juni für 105 Franken verkauft werden.
Die Swatch Bellamy funktioniert genau wie
eine moderne Kreditkarte: Für den Bezahlvorgang wird die Uhr kurz an einen Terminal für kontaktloses Bezahlen gehalten.
Da die kontaktlose Zahlung ohne Energiezufuhr durch die Uhr erfolgt, hält die
Swatch-Batterie wie gewohnt mehrere Jahre. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Zahlungskarten weist zudem nichts auf die Bezahlfunktion hin, die in die Uhr
integriert ist. Das ist diskret, erhöht aber auch die Sicherheit.
Die Schönheit der Swatch Bellamy liegt in
ihrer Einfachheit: Für die Nahfeldkommunikation (Near Field Communications) mit
kontaktlosen Zahlungsterminals ist jede Uhr mit einer Antenne und einem Visa-Chip
ausgestattet. Die Zahlungsbeträge werden wie bei kontaktlosen Prepaidkarten vom
Guthaben abgebucht, das Sie zuvor auf die verbundene Bank- Zahlungsfunktion
geladen haben.
Wer im Swatch Store eines der drei Modelle
der ersten Kollektion kauft, kann direkt einen Vertrag mit der Bank
abschliessen, Guthaben auf die Uhr laden und sofort auf Shopping-Tour gehen.
Die
Schweiz ist das erste Land in Europa, in welchem Swatch Bellamy erhältlich ist.
In China ist Swatch Bellamy bereits seit Beginn des Jahres auf dem Markt. Über
den Erfolg auf dem chinesischen Markt sei allerdings noch nichts bekannt,
berichtet die NZZ:
“Laut Nick Hayek, dem CEO der Swatch Group, jedoch unerwartete neue Zielgruppen erreicht werden. So kauften neben den technikaffinen Jungen in China auch viele Eltern die Bellamy für ihre Kinder. So hätten diese auf unkomplizierte und sichere Art immer ein wenig Geld für Notfälle dabei.“
Die Swatch Bellamy ist bei weitem nicht das einzige "Bezahlgerät" - der Markt beginnt gerade, sich zu entwickeln. Trotzdem werden der Uhr gute Chancen eingeräumt:
"Telekom-Experte Ralf Beyeler schätzt die Chancen der Bellamy trotz der starken Konkurrenz als gut ein: «Vorteil ist die NFC-Technik. Das heisst für die Supermärkte, dass sie keine neuen Bezahlterminals kaufen müssen.» Für die Kunden sei praktisch, dass sie die Uhr nur kurz hinhalten müssen – wenn das System tatsächlich einwandfrei funktioniert. Doch Beyeler sieht auch Nachteile: die Prepaid-Karte als Basis. «Die Gebühren sind bei diesen Karten für die Kunden meist sehr hoch», so der Experte. Oft müsse man zwei bis drei Prozent des Betrags pro Transaktion drauflegen. Ausserdem sei es unpraktisch, dass man für den Gebrauch der Uhr nicht eine bestehende Karte verwenden könne."
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