Die Idee ist eigentlich einleuchtend: Man bietet seinen Kunden einen zusätzlichen Gratisservice, der immer populärer wird, und fördert dabei das eigene Geschäft. Das dachten sich viele Betreiber von Cafés und Restaurants, als das kabellose Internet vor einigen Jahren bei den Anwendern immer beliebter wurde. Doch nun scheint sich das Geschäftsmodell in ein Problem verkehrt zu haben - zumindest in Nordamerika.
Zu viele Gäste kommen nur, um die kabellose Internet-Infrastruktur zu benutzen. Sie besetzten Tische während Stunden, konsumieren so gut wie nichts, und wirken sich auch auf die Atmosphäre des Lokals nicht gerade positiv aus. Und sie haben auch schon einen Namen: Cyber-Squatters (nicht zu verwechseln mit jenen Cybersquattern, die fremde Domainnamen besetzen), was sich nur ungenau mit “Cyber-Besetzer“ übersetzen lässt.
Darüber beklagen sich in den USA immer mehr Gaststättenbetreiber, die ursprünglich die Idee hatten, mit dem Angebot von Gratis-WIFI ihre Kundenbasis zu vergrössern und ihre Umsätze zu erhöhen. Ersteres mag eingetroffen sein, das Zweite eher nicht, wenn man der aktuellen Berichterstattung in den US-Medien glauben darf. Der Fernsehsender Fox-News berichtet, dass viele Wirte den WIFI-Profiteuren den Krieg erklärt hätten:
“… with some going to such extreme measures as to set Wi-Fi time limits, require an access code to the wireless network (available only with purchase), or prohibit the use of laptops in cafés.” (Einige greifen zu extremen Massnahmen, indem sie zum Beispiel zeitliche Beschränkungen für die WIFI-Nutzung einführen, nur jenen Gästen einen Zugangscode geben, die auch genügend konsumieren oder gar Laptops im Lokal verbieten”.)
Der Artikel nennt zahlreiche Beispiele von Gaststätten, die unter den WIFI-Profiteuren leiden und ihr Konzept deshalb geändert haben. Der Eigentümer einer Kaffeebar in San Francisco erklärt, dass sein Geschäft 15 bis 20 Prozent Mehrumsatz verzeichnet, seit er Laptops nur noch zwei Stunden pro Tag, nämlich von 12 bis 14 Uhr erlaubt.
In der Schweiz, wo Smartphones inzwischen fast so verbreitet sind wie Cafès und Restaurants, scheint das Problem noch nicht angekommen zu sein. Zumindest liest man nichts davon. Im Gegenteil: Viele User beklagen sich, dass zu wenig Lokale WIFI-Dienste anbieten, und es scheint, dass WIFI hier immer noch zur Umsatzgenerierung taugt. In einem Kommentar auf 20min.ch zum Thema Beizenkultur fasste es ein User mit Namen berni so zusammen:
“ w-lan ist ein muss! damit schaffen die wirte erst mal die richtige basis. ich suche mir immer lokale aus, wo es gratis w-lan hat. das ist der trend. wer auch da schläft, verpennt die zeichen der zeit.“Auf YouTube ist inzwischen auch eine mehrteilige Videoproduktion zum Thema zu finden (natürlich in Englisch), die das Thema aus der Sicht der Besetzer und der Besetzten behandelt - mit viel Humor und bestimmt nicht mit erzieherischen Hintergedanken...
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