In dem Beschluss werden die bisherigen Verzögerungen bei der Einführung eines freiwilligen eCall-Systems sowie die geringe Anzahl von bisher damit ausgestatteten Autos (es handelt sich gerade mal um 0,4 Prozent) bedauert. Die Europäische Kommission wird deshalb aufgefordert, Rechtsvorschriften vorzuschlagen, um das System bis 2015 verbindlich einzuführen. Die Abgeordneten appellieren an die Kommission, auch zu prüfen, eCall in nächster Zeit auf andere Fahrzeugtypen auszuweiten, wie zum Beispiel Motorräder, Busse und Lastwagen.
Das bordeigene eCall-System nutzt die europäische Notrufnummer 112, um die Notdienste automatisch zum Ort schwerer Unfälle zu lotsen. So sollen die Zahl der Verkehrsopfer und die Schwere von Verletzungen verringert werden, indem qualifizierte und ausgerüstete Helfer früher am Unfallort eintreffen - und zwar in der “entscheidenden ersten Stunde“, so die Entschliessung.
Die Abgeordneten sind der Ansicht, dass der öffentliche eCall-Dienst verpflichtend und kostenlos für alle Autofahrer sein sollte, unabhängig vom Wagentyp. Die Abgeordneten weisen darauf hin, dass die Technologie bereits zur Verfügung steht und dass EU-weite Standards vereinbart wurden. Sie fordern deshalb die Kommission auf, Rechtsvorschriften vorzuschlagen, die die Mitgliedstaaten verpflichten, die Infrastruktur ihrer Notfalldienste derart auszubauen, dass sie bis 2015 in der Lage sind, eCalls entgegenzunehmen.
Die Entschliessung betont, dass das eCall-System keinesfalls verwendet werden dürfe, um die Fortbewegungen einer Person zu überwachen oder ihren Standort festzustellen, wenn diese in keinen Unfall verwickelt wurde. Das vorrangige Ziel des eCall-Dienstes sei es, das Unfallmanagement zu verbessern.
Damit das automatische Notrufsystem funktionieren kann, müssten neue Autos mit einem GPS.Chip und einem GSM-Modul ausgerüstet sein. Notwendig wäre ausserdem ein Gerät, das einen Anruf auslösen würde und mit dem ein Anruf manuell ausgelöst werden könnte. Wikipedia erklärt:
“Bei einem Unfall wird ein Notruf (eCall) ausgelöst, der einen so genannten Minimaldatensatz direkt an eine Notrufzentrale (PSAP) absetzt, gleichzeitig jedoch auch eine Sprachverbindung für den Fall aufbaut, dass ein Insasse des Unfallautos noch sprechen kann. eCall wird automatisch und manuell auslösbar sein. Der Minimaldatensatz enthält unter anderem den Unfallzeitpunkt, die genauen Koordinaten des Unfallorts, die Fahrtrichtung (wichtig auf Autobahnen), Fahrzeug-ID, Service Provider-ID und eCall-Qualifier (automatisch oder manuell ausgelöst). Optional ist die Übermittlung von Daten von Bord-Sicherheitssystemen möglich, wie der Schwere des Unfallereignisses und der Zahl der Insassen, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren, ob das Fahrzeug sich überschlagen hat usw.“
Man darf davon ausgehen, dass die Schweiz bei einer Einführung des Systems in Europa nicht abseits stehen würde; viele der neuen Fahrzeuge würden dann sowieso auch für die Schweiz entsprechend ausgerüstet, und auch die Notrufnummer 112 funktioniert hier schon. Ob eine gesetzliche Verpflichtung zusammen mit der EU eingeführt würde, ist allerdings fraglich.
In Nordamerika hat GM schon vor Jahren ein System namens OnStar eingeführt, das auf freiwilliger Basis abonniert werden kann. In Südamerika heisst das System ChevyStar. Wenn bei einem Unfall die Airbags eines Autos ausgelöst werden, wird automatisch auch in der OnStar-Zentrale ein Alarm ausgelöst, der dann an die entsprechende Notrufzentrale weitergeleitet wird. OnStar bietet noch ein weiteres Feature, das auch bei eCall technisch möglich wäre: Im Falle eines Diebstahls kann das Auto mit dem eingebauten GPS-Modul sofort verfolgt und geortet werden. OnStar kann in einem derartigen Fall auch das Gaspedal des gestohlenen Fahrzeugs ausser Betrieb setzten - damit eine gefährlichen Verfolgungsjagd mit der Polizei vermieden werden kann.
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