Friday, October 21, 2016

Der Onlinehandel: Ein Mekka für Betrüger

Der Onlinehandel wächst weiter – in der Schweiz  im letzten Jahr um 7,5 Prozent auf 7, 2 Milliarden Franken. Das starke Wachstum zieht auch die Betrüger an: Eine aktuelle Studie zeigt, dass 95 Prozent der Händler schon betrogen wurden. Schweizer Onlinehändler sind mit diesen schlechten Erfahrungen nicht allein: Der deutsche Online-Handel verliert jedes Jahr rund 2,4 Milliarden Euro durch sogenannte Zahlungsstörungen. Trotzdem werden in Europa immer noch vertrauensvoll Rechnungen an Onlinekunden verschickt. Diese Zahlvariante wird in anderen Ländern längst nicht mehr angeboten.

So viele Zahlungsmöglichkeiten...         
Die deutschen Zahlen wurden von der Berliner Wirtschaftshochschule ermittelt, die Online-Betrugsquote in der Schweiz kommt vom Wirtschaftsinformationsdienst CRIF AG. Das Fazit: Mit dem schnell wachsenden Umsatzvolumen nehmen auch die Betrügereien im Online-Handel zu. Beinahe zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass der Betrug im Online-Handel in den letzten Jahren angestiegen ist. Knapp ein Viertel gibt an, dass die Betrugsquote sehr stark angestiegen sei.
Ganze 7,3 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie in den letzten 12 Monaten einen totalen Verlustbetrag von 50'000 Franken oder mehr erlitten haben. Bei fast einem Drittel der Befragten beliefen sich derartige Verluste auf mehr als 10‘000 Franken.
Am häufigsten wird betrogen, indem Kunden Ware bestellen obwohl sie wissen, dass sie diese nicht bezahlen können. Das zweithäufigste genannte Betrugsmuster sind Besteller, die mit falschen Angaben Waren kaufen. Eine steigende Anzahl Betrugsfälle ist auch im Bereich Identitätsdiebstahl und gestohlene Zahlungsdaten auszumachen.
Die Schweizer Studie ergab, dass fast alle befragten Online-Händler versuchen, sich gegen die zunehmende Betrugsgefahr zu wehren und vorhaben, zusätzliche Massnahmen zu ergreifen.
Genau das empfehlen auch die Experten, zum Beispiel der deutsche Bundesverband für Digitale Wirtschaft, der kürzlich einen Artikel unter dem Titel “Drei Faktoren, die Zahlungsausfälle und Betrug im Onlinehandel eindämmen“ veröffentlicht hat. Darin geht es unter anderem um die Bonitätsprüfung der Kunden:
“Zu Beginn des Prozesses sollte eine Einschätzung der Zahlungsfähigkeit der Kunden erfolgen. Grundsäulen zur Bewertung der Bonität und der Identität bilden Daten von Auskunfteien in Kombination mit den beim Händler intern vorhandenen Informationen aus früheren Transaktionen des jeweiligen Kunden. [...] Mithilfe eines solchen Risikomanagements sind Unternehmen auch in der Lage, Betrugsstrategien aufzudecken und effizient zu bekämpfen. Dabei werden etwa Betrugsmuster, zum Beispiel falsche Identitäten oder Abweichungen bei der Adresse, erkannt.“
Die beiden weiteren Faktoren, die im Artikel genannt werden, betreffen die Zahlvarianten und das Forderungsmanagement. Deutsche und schweizerische Onlinehändler haben nämlich ein Problem, das in den USA und anderen Ländern nicht besteht: Viele Kunden bestehen hier darauf, ihre Einkäufe per Rechnung bezahlen. Eine alte Bezahlgewohnheit, die nur langsam zu überwinden sein wird. Das ist, neben höheren Administrativkosten, natürlich schon deshalb problematisch, weil das Bezahlrisiko dann voll vom Händler übernommen wird. Zitat BVDW:
“Der Kauf auf Rechnung ist besonders anfällig für Zahlungsstörungen. Stammkunden, die schon mehrfach geordert und verlässlich bezahlt haben, kann der Rechnungskauf mit verhältnismässig geringem Risiko angeboten werden. Bei Neukunden ist die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls deutlich höher.“

No comments:

Post a Comment