Friday, July 26, 2013

Medien in der digitalen Abwärtsspirale?

Der neueste Medien-Nachhaltigkeitsindex für Europa & Eurasien zeigt, dass die digitalen Medien auch dort dabei sind, sehr rasch die Rolle der Nachrichtenquelle von den traditionellen Medien zu übernehmen. Ein Jahrzehnt nachdem Online-Medien im Westen begannen, Werbeeinnahmen von traditionellen Medien abzuschöpfen, setzt sich dieser Trend in den östlichen Regionen fort und untergräbt auch dort die herkömmlichen Geschäftsmodelle.

Digitale Medien drücken die Qualität - heisst es im Medien-Nachhaltigkeitsindex
 für  Europa und Eurasien. Dass die meistgelesenen nicht die qualitativ hoch-
stehendsten Medien sind, war allerdings schon im vordigitalen Zeitalter bekannt.
                                                                                                         (Screenshot Blick.ch)
Es spielt eigentlich keine Rolle, weshalb das breite Publikum sich vermehrt den digitalen Medien zuwendet, die Folgen sind immer die gleichen: Die traditionellen Medien bleiben mit einem kleineren Publikum zurück und haben immer mehr Mühe, sich mit Werbung zu finanzieren, geschweige denn, Geld zu verdienen. Das wirkt sich auf die Qualität aus. Mit fallenden Auflagen und Werbeeinnahmen gehen dann auch die Ausgaben für Nachrichtenbeschaffung, Journalistengehälter und die Ausbildung zurück. Das zeigt sich jetzt auch in den östlichen europäischen und eurasischen Regionen. Gemäss IREX Media Sustainability Index kann dort seit 2008 einen stetigen Rückgang bei Professionalität und Geschäftstüchtigkeit beobachtet werden. Der Wettbewerb in einigen der Länder sei “grausam“, wenig anspruchsvolle kostenlose Nachrichten-Websites verbreiteten sich rapide und hinterliessen düstere Aussichten für traditionelle Journalisten und deren Arbeitgeber. In einigen Ländern hätten Reporter zwei oder drei Jobs, um zu überleben, und schrieben ihre Artikel hektisch um, um sie bei mehreren Medien anbringen zu können. Zitat aus der IREX-Mitteilung:
“Die Aufmerksamkeit der Führungsriegen und Eliten der Region ist bezeichnend für die Relevanz der neuen Medien in Eurasien. Ein Gericht in Kasachstan legte unter anderem die Online-Nachrichtenseite Stan TV still, weil diese Videos von tödlichen Zusammenstößen zwischen streikenden Erdölarbeitern und Sicherheitskräften gezeigt hatte. Andere zentralasiatische Regierungen blockieren routinemäßig neue Mediensender, die häufig fast die einzige Quelle für unabhängige Nachrichten und Kommentare sind.Kosovo und Kroatien schnitten am besten ab, wobei Kroatiens kürzlich erfolgter EU-Beitritt auf sein Abschneiden im nächsten Jahr gespannt macht: Bulgarien und Rumänien haben sich seit ihrem EU-Beitritt stetig verschlechtert…“
Der volle Bericht kann hier eingesehen werden. Berichte für andere Weltregionen stehen ebenfalls zur Verfügung (alle in englischer Sprache).



No comments:

Post a Comment