Wednesday, February 20, 2013

Das Smartphone als Lebensmittelpunkt

Die Zeiten haben sich schon immer geändert – so schnell, dass schon im 16. Jahrhundertlateinische Sprichwörter zum Thema geprägt wurden. Doch das digitale Zeitalter scheint die gesellschaftliche Revolution zu beschleunigen.

Der amerikanische Historiker Viktor David Hanson schreibt in seiner Kolumne:
“Zivilisationen bewegen sich vorwärts, und die Menschen merken nicht, dass die Welt direkt unter ihren Nasen neu erfunden wird. Im Jahr 2000 konnte noch niemand vorhersehen, dass Fussgänger miteinander kollidieren würden, weil sie sich auf ihr iPhone konzentrieren. Heute, 13 Jahre später, ist es fast eine Seltenheit, dass man jemanden auf der Strasse trifft, der nicht an seinem Smartphone herummacht. Trotzdem sind die meisten von uns sich nicht bewusst, dass diese neuen seltsamen Gewohnheiten, die sich täglich millionenfach wiederholen, einen kollektiven Effekt haben. Millionen von Büchern werden nicht gelesen, Millionen von “guten Tag“ nicht ausgesprochen; Gehirne sind verkabelt mit kleinen Bildschirmen, statt mit der Welt, die sie umgibt. Früher nahm man an, ein Lenker sei betrunken, wenn sein Wagen auf die Gegenfahrbahn driftete, heute schreibt er wahrscheinlich gerade ein SMS“.
Vom Morgen bis am Abend: Der Schweizer und das Smartphone.
Gemäss einer neuen repräsantiven Untersuchung von Comparis (überschrieben mit “Guten Morgen liebes Smartphone“) scheint diese Analyse durchaus auch für die Schweiz zuzutreffen.
Zwei von drei Smartphone-Besitzern überprüfen auf ihrem Mobiltelefon ihre Nachrichten, noch bevor sie am Arbeitsplatz eintreffen. Jeder Zehnte informiert sich sogar schon im Bett noch vor dem Aufstehen über Aktualitäten. Die frühmorgendliche Smartphone-Nutzung ist weit verbreitet. Insgesamt nehmen mehr als 50 Prozent der Smartphone-Besitzer ihr Mobiltelefon zur Hand und überprüfen Nachrichten oder Aktualitäten, noch bevor sie ihr Haus verlassen. Nebst den 10 Prozent, die das bereits im Bett tun, greifen 20 Prozent direkt nach dem Aufstehen zum Gerät; 21 Prozent tun es, während sie sich zu Hause für den Tag fertig machen. Weitere 18 Prozent schauen auf dem Weg zur Arbeit oder Ausbildungsstätte auf ihr Handy. Alles in allem ergibt das folgende Rechnung: Zwei Drittel der Smartphone-Nutzer sind über ihre Nachrichten informiert, bevor sie am Arbeitsplatz eintreffen.
Sind die Smartphone-Nutzer dann bei der Arbeit, überprüfen fast 60 Prozent von ihnen regelmässig, ob auf ihrem Smartphone private Nachrichten oder andere Neuigkeiten eingegangen sind. Rund jeder Vierte nutzt sein Smartphone am Arbeitsplatz intensiv auf diese Weise: 17 Prozent etwa jede Stunde, 9 Prozent alle zwei Stunden. 27 Prozent lassen sich weniger häufig durch private Nachrichten unterbrechen, und zwar «bloss» zwei oder drei Mal pro Tag.
Unsere Schlussfolgerung: Einige wenige dieser Anwender werden vielleicht sogar ab und zu einmal Zeit finden, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren, als auf ihr Smartphone. 

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