Sunday, July 28, 2019

Flüge buchen im "grössten Bazaar der Welt"

Klimaschutz, Klimademos und Greta hin oder her: Die Schweizer fliegen wie verrückt - am liebsten billig. Tatsächlich sind sie noch nie so häufig mit dem Flugzeug verreist, wie jetzt. Deshalb ist auch das ganze Internet voller mehr oder weniger guter Tipps, wie man am besten und günstigsten Flüge buchen kann.

Eine Momentaufnahme des Himmels über der Schweiz und Europa am Sonntag,
28. Juli um 20 Uhr 50. Tatsächlich fliegen zu jeder Zeit weltweit etwa 600'000
bis 700'000 Menschen mit dem Flugzeug irgendwohin.     Screenshot flightradar 
“2019 ist das Jahr, in dem junge Menschen nicht Open Airs, sondern Klimafestivals besuchen, in dem Schüler fürs Klima die Schule schwänzen, Eltern sich am Familientisch rechtfertigen müssen, warum sie Fleisch essen, und Gymnasiasten ihre Matura-Reise mit dem Nachtzug antreten…“

Das schreibt die Sonntagszeitung am Anfang eines Artikels, in dem es nicht etwa ums Klima geht, sondern ums Reisen. Die Zeitung hat dazu eine Umfrage durchgeführt, und das das Resultat ist natürlich wieder einmal ernüchternd, vor allem für jene Zeitgenossen, die jeden Medienhype für bare Münze nehmen:
“Auch in der Schweiz waren es Schüler und Jugendliche, welche die Klimastreiks angestossen haben – doch ausgerechnet diese Generation verhält sich beim Reisen am wenigsten umweltfreundlich.“

Die Jungen sind aber natürlich nicht die Einzigen, die sich nicht klimakorrekt verhalten. Auch Beamte sind ganz spezifische Sünder, wie ebenfalls der Tagi weiss:
“In der zivilen Bundesverwaltung stieg die Zahl der Flüge in den letzten sieben Jahren von 21'200 auf 29'700, wie das Bundesamt für Energie (BFE) mitteilt. Das entspricht einem Plus von rund 40 Prozent.“
Und genau weil Fliegen so populär ist, möchten wir an dieser Stelle hilfeleisten, was das Buchen von Tickets im Internet betrifft. Eines gleich zum Anfang: Die beste Übersicht, was Destinationen und Preismöglichkeiten betrifft, bietet Google mit seiner “Flight“ Dienstleistung. Wer bei Google seinen Abflugort eingibt, kann die Preisspanne, die Destination und das Reisedatum anpassen, damit die günstigsten Angebote ersichtlich werden. Das Google Angebot lässt Sie auf der Website so richtig in die Reise-Vorfreude eintauchen. Vor allem wenn die Destination noch nicht feststeht, kann man hier stundenlang Flüge planen.
Das Google schon seit Jahren erfolgreich mit Flugbuchungen Erfolg hat, verwundert nicht. Der Markt für Flugtickets sei der grösste Bazar der Welt, schreibt die Handelszeitung:
“Per Yield- oder Revenue-Management steuern die Airlines Kapazitäten und Preise so, dass für sie die höchstmögliche Rendite herausschaut. Mit dem Effekt, dass eine längere Strecke plötzlich einmal billiger ist als eine kurze. Oder ein Umsteigeflug, der von den Kosten her teurer sein müsste, unter dem Preis eines Direktflugs liegt.“
Die Handelszeitung prüft im gleichen Artikel einige Mythen, was das Buchen im Internet betrifft. Zum Beispiel bestättigt sie, dass früh buchen günstiger ist, Umsteigeflüge und Abreisen im Ausland ebenfalls. Nicht bestätigen konnten die Autoren, dass man für bessere Preise anonym surfen sollte. Allerdings sind sie sich nicht sicher:
“Wer einen bestimmten Flug mehrmals abfragt, signalisiert der Airline einen dringenden Wunsch. Und tut gut daran, im Inkognito-Modus zu surfen oder – besser noch – den Browser zu wechseln.“

Guten Flug allerseits!

Wednesday, July 24, 2019

Wie legal ist Ihre Dashcam?

Dashcams, also jene kleinen Kameras, die aus der Frontscheibe eines Autos ständig Aufnahmen machen, die dann auch im Fall eines Unfalls zur Verfügung stehen, sind in der Schweiz nicht so richtig legal. Noch nicht - aber in einem Entscheid zu diesem Thema sollte das Bundesgericht noch dieses Jahr endlich Rechtssicherheit schaffen. An der Zeit wäre es.

Auf Youtube sind Dashcam-Videos sehr beliebt - und es gibt sie trotz
Dartenschutzbedenken auch aus der Schweiz.                  Youtube Screengrab 
Es gibt sie schon lange, die kleinen Kameras an der Auto-Windschutzscheibe, die während der Fahrt ununterbrochen aufzeichnen. Teurere Modelle sind sogar in der Lage, festzustellen, ob das eigene Auto an einem Unfall beteiligt war, damit die entsprechenden Aufzeichnungen nicht versehentlich überschrieben werden. In den meisten Ländern der Welt, gehören Dashcams längst zum Auto-Alltag. In England und Russland zum Beispiel, wird die Haftpflichtversicherung entscheidend billiger, wenn eine Kamera im Auto montiert ist. In der Schweiz ist es, wie so oft, etwas komplizierter. Zusammengefasst dürfen Schweizer Automobilisten davon ausgehen, dass die Installation von Dashcams in Autos grundsätzlich erlaubt ist. Die Sicht des Fahrzeuglenkers darf nicht beeinträchtigt werden, hier gelten die gleichen Regeln wie für Navigationsgeräte oder Smartphones im Auto. Eigentlich klar: Die Dashcam ermöglicht es in den meisten Fällen, die Schuldfrage nach einem Unfall klar zu beantworten. In diesem Sinne sicher eine positive Entwicklung. Aber obwohl auch in der Schweiz die Kameraüberwachung ständig zunimmt, hat sich der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte auf die Dashcams eingeschossen und behauptet, dass ihr Einsatz illegal sei:
“Datenschützer Adrian Lobsiger hat zwar Verständnis dafür, dass Dashcam-Aufnahmen bei schwerwiegenden Delikten verwendet werden sollen. Doch die Folge dürfe nicht sein, dass solche Aufnahmen dann auch bei alltäglichen Verkehrsdelikten als Beweismittel verwertet würden. «Das wäre inakzeptabel», sagt er. «Dann wird das datenschutzwidrige Beschaffen im Prinzip salonfähig und dann wird Bürgerüberwachung salonfähig.“ (SF1)
Lobsiger ist also nicht dafür, dass bei sogenannten “alltäglichen Verkehrsdelikten“ auf klare Beweise zugegriffen werden kann - aus Prinzip. Nach dem Motto: Privatsphäre geht vor Recht.
Natürlich ist es der Job des Datenschutzbeauftragten, sich um die Privatspäre der Bürger zu kümmern. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob Dashcams die grosse Bedrohung darstellen, wenn es um die allgegenwärtige "Bürgerüberwachung" geht. Diese scheint vielerorts längst salonfähig zu sein. (Die Überwachung fängt schon früh an: Allein in Zürich überwachen mehr als 800 Kameras die Schulhäuser.) 
Das Bundesgericht hat nun Gelegenheit, sich der Sache anzunehmen, und die Angelegenheit zu klären. Allerdings geht es in diesem Fall nicht um einen Unfall, sondern um ein riskantes Manöver auf der Autobahn.
Wenn Sie also eine Dashcam installieren möchten, können Sie das auch jetzt schon tun. Unklar ist bis jetzt aber immer noch, ob solche Aufnahmen vor Gericht als Beweismittel zugelassen werden. Auf keinen Fall dürfen Sie Dashcam-Aufnahmen im Web publizieren, auf denen Personen oder Fahrzeugkennzeichen erkennbar sind. Das verletzt die Persönlichkeitsrechte anderer Personen und kann auf dem Zivilweg eingeklagt werden.

Monday, July 22, 2019

Mikromobilität mit Konfliktpotenzial: Velo, E-Bike und E-Scooter

Im für die Schweiz ziemlich neuen Boom-Markt für Miet-E-Trottinette und Velos gibt es eine grosse Zahl von Anbietern, und die Übersicht fehlt. Unterschiedliche Ausleih-und Abrechnungssysteme erschweren die Orientierung für Konsumenten. Das zeigt eine Analyse von Comparis in den zehn grössten Schweizer Städten.

So sieht es aus, wenn die Polizei den Fahrern ihre E-Scooter wegnimmt, weil sie
im Fahrverbot unterwegs waren. Die Geräte haben ein enormes Konfliktpotential,
das in vielen Schweizer Städten erst noch zu Streit führen wird.
                                                                      Bild Santa Monica Police Department
Mikromobilität in Schweizer Städten und das Sharing von elektrisch unterstützten und digital verwalteten ‘Scooters‘ und Velos liegt voll im Trend. Noch ist nicht klar, wie sich die neue Mobilität auf das Zusammenleben auswirken wird, und der Markt ist gemäß den Comparis-Testern “so undurchsichtig wie einst den Mobilfunkmarkt in den Nullerjahren“. In Zürich bezahlen E-Trottinett-Nutzer beispielsweise für eine Strecke von 1,5 Kilometern oder eine Fahrzeit von sieben Minuten je nach Anbieter bis zu 50 Prozent höhere Preise. Der Anbieter Circ verlangt für die Fahrt 2.75 Franken. Gleich teuer ist auch der nur in Winterthur operierende Verleiher Voi. Tier ist mit 3.10 Franken rund 35 Rappen teurer als der günstigste Anbieter. Bird-Nutzer greifen mit 4.15 Franken nochmals deutlich tiefer in die Tasche.
Am günstigsten lässt sich die Strecke in Zürich mit einem E-Bike bewältigen. Smide verlangt für eine siebenminütige Fahrt 1.75 Franken. Die Tretunterstützung der Smide-E-Bikes liegt bei maximal 35 Kilometern pro Stunde. Doch nicht alle E-Bike-Anbieter sind für eine mittlere Strecke so preiswert. Bei E-Publibike (Tretunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde) kostet die Strecke 4.50 Franken.
«Wer sich vorgängig über die Distanz und Fahrzeit zu seinem Ziel Gedanken macht, kann viel Geld sparen», analysiert Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer. Für längere Fahrten seien E-Trottinette in der Regel teurer als beispielsweise Velos. Allerdings haben Zweiradfahrer nur in der Stadt Zürich die Wahl zwischen E-Trottinett, E-Bikes und Velos.
So unterschiedlich die Preise sind, so unterschiedlich gestalten sich auch die Abrechnungsarten. Der Trottinett-Verleih Tier verrechnet die Minute erst nach Vollendung. Konkurrent Bird dagegen verlangt bereits für jede angebrochene Minute den vollen Minutentarif. Bei Circ und Voi bezahlen Nutzer jeweils für die tatsächliche Fahrtdauer.
Wiederum anders rechnet der stationsgebundene E-Trottinett-Anbieter Scoobox (Basel). Der Verleiher verlangt jeweils 3 Franken für 30 Minuten. Ähnlich ist es bei Publibike (verfügbar in Bern, Lausanne, Lugano und Zürich). Velonutzer bezahlen ohne Abo 3 Franken (für E-Bikes bis 25 km/h 4.50 Franken) für die ersten 30 Minuten. Ab der 31. Minute kommen jeweils pro Minute 0.05 Franken bzw.0.10 Franken bei E-Bikes dazu.
Der in Luzern tätige Anbieter Nextbike rechnet pro Stunde ab. Der Service ist für Einwohner der Stadt Luzern kostenlos; andere Nutzer ohne Abo bezahlen zwei Franken pro Stunde. Genèveroule (Service über die App Donkey Republic) verleiht Velos generell für die Zeit von vier Stunden gratis. Allerdings ist die Flexibilität, von A nach B zu gelangen, mit nur elf Stationen eingeschränkt. Velospot (Biel und Genf) bietet aktuell noch keine Stundentarife, sondern nur Tageskarten für 10 Franken und ist somit für kürzere Fahrten teuer.
Vier von fünf E-Trottinett-Anbietern in der Schweiz funktionieren nach dem sogenannten Freefloating-System. Bedeutet: Die Fahrzeuge haben jeweils keinen festen Standort und können nach der Nutzung an einem beliebigen Ort abgestellt werden. Nur Scoobox in Basel muss an der Station abgegeben werden, wo es abgeholt wurde. Klassische Velos sind in der Regel ebenfalls stationsgebunden. Allerdings können die Fahrzeuge meist an verschiedenen Stationen geliehen und zurückgegeben werden. Bei den E-Bikes mit Geschwindigkeiten über 35 km/h sind zwei Anbieter mit Freefloating-Systemen auf dem Markt (Smide in Zürich und Bern sowie Pick-E-Bike in Basel).

Thursday, July 18, 2019

Eintritt bezahlen, um kaufen zu dürfen

Für immer mehr Kunden scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein, was für andere immer noch undenkbar ist: dafür zu bezahlen, dass man in einem Geschäft einkaufen darf. Das gilt vor allem auch im digitalen Bereich. Eine neue Studie zeigt, dass sogenannte Plattformen bereits fest im Nutzungsverhalten der Konsumenten verankert sind, und zwar so stark, dass diese durchaus bereit sind, eine Gebühr für die Nutzung zu bezahlen.

Einkauf nur mit Mitgliedschaft: Dieses Konzept hat den Einzelhändler Costco
zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Welt gemacht.        Bild Costco
Die Studie des IFH Köln befasst sich mit der sogenannten Plattformökonomie und dem Verhalten der Konsumenten. Sie zeigt, dass viele Verbraucher durchaus bereit sind, allein für das Privileg der Nutzung einer Plattform zu bezahlen. Auch Streaming-Plattformen wie Netflix oder Spotify funktionieren auf dieser Basis. Beim Streaming macht es durchaus Sinn. Seltsamer mutet das Modell dann an, wenn es um ganz gewöhnliches Shopping geht. Die Befragten gaben an, dass sie zwischen sieben und elf Euro monatlich bezahlen würden, um bei Amazon bestellen zu dürfen – und zwar ohne spezielle Zusatzleistungen (Prime) zu erhalten. Amazon ist zu einer enormen Handelsplattform geworden. Auch YouTube-Nutzern würden monatlich ein “Eintrittsgeld“ zahlen, um die bisher kostenfreien Inhalte der Videoplattform abrufen zu können. Das erscheint schon ein wenig logischer, da YouTube eine Streaming-Plattform ist, für die es keine echte Alternative gibt. Am höchsten fällt die Zahlbereitschaft aber für die Nutzung von Flug- oder Mietwagenplattformen aus. Bis zu 41 Euro würden potenzielle Kunden hier für das Privileg einer Buchung in die Hand nehmen.
Warum ist das so? Plattformen gelten als praktisch und flexibel und werden von den Kunden bei allen Leistungskriterien besser bewertet als lineare Geschäftsmodelle. Lediglich in Sachen Einfachheit sind lineare Angebote noch konkurrenzfähig – sicherlich auch, weil sich durch die zu grosse Auswahl auf Plattformen die Komplexität für Konsumenten erhöht. Auch der Blick auf den Informations- und Kaufprozess verdeutlicht, welcher Druck gegenwärtig schon von Plattformangeboten ausgeht. So bündeln Flug- und Mietwagenplattformen fast drei Viertel der der Suche nach relevanten Informationen und für die Buchung bleiben dann die potentiellen Kunden der Plattform treu.
Das Plattformmodell gibt es übrigens nicht nur im E-Commerce. Auch die Migros ist in diesem Sinne eine Plattform, wo man sich mit dem Bedarf des täglichen Lebens eindecken kann - fast überall in der Schweiz. Besuche in anderen Läden erübrigen sich häufig. Allerdings müssen Migros-Kunden keinen Eintritt bezahlen - aber auch dieses Modell existiert schon lange. Der Amerikanische Händler Costco ist extrem erfolgreich damit, nur Kunden in seinen Läden einkaufen zu lassen, die eine Jahresgebühr dafür bezahlen und sich an der Kasse jedes Mal mit einer Karte ausweisen müssen.  Costco Wholesale Corporation ist ein amerikanisches multinationales Unternehmen, das 2015 zum zweitgrösste Detailhändler der Welt aufstieg, und dessen Läden sich als Grosshandelsclubs anpreisen. Ab 2016 war Costco der weltweit grösste Einzelhändler von Rindfleisch, Bio-Lebensmitteln, Rotisserie-Huhn und Wein. Costco wird in den Fortune-500-Rankings der grössten US-Unternehmen nach Gesamtumsatz auf Platz 15 geführt. Costco hat auch Läden in Europa: 28 in Grossbritannien, zwei in Spanien, einen Laden in Island und einen in Frankreich.
Die Plattformökonomie ist also nicht ganz so neu. Sie zählt aber weiterhin darauf, dass es ein wichtiges Kundensegment gibt, das unter anderem Loyalität gegenüber einem Händler demonstriert, indem es bereit ist, für den Eintritt in einen Laden oder einen Shop einen Preis zu bezahlen.

Sunday, July 14, 2019

Handelsströme oder Handelsapokalypse?

Die Amerikaner haben ein Wort dafür: Sie nennen das Ladensterben, das in den letzten Jahren durch den Handel im Internet ausgelöst wurde, die Detailhandelsapokalypse. Sie haben allen Grund dazu: Zehntausende von Shops sind in den letzten Jahren geschlossen worden, und dieses Jahr beschleunigt sich der Trend noch. Aber auch in der Schweiz haben viele traditionelle Läden in Innenstädten nichts zu lachen.

Geschlossen für immer - und die Wende im traditionellen Handel lässt
weiter auf sich warten.                                     Bild Wikimedia Commons
Beim Retail Marktbericht Schweiz weiss man es ganz genau: Demnach schlossen im Jahr 2018 allein die 200 grössten Ladenketten im Bereich “Non-Food“ insgesamt 541 Filialen. Insgesamt reduzierten 41 Prozent aller “Non-Food“ Ketten die Anzahl ihrer Filialen. In der Bekleidungsbranche ist der Filialenrückgang am deutlichsten ausgeprägt. Mit einem Minus von 265 Filialen beträgt der Anteil rund die Hälfte vom Gesamtrückgang. Auch in der Schuhbranche schlossen 68 Filialen. In der Bücher- und Spielwarenbranche schlossen 52 Filialen. Die Internationalisierung im Schweizer Detailhandel schreitet voran.
Längst stürben die Läden nicht mehr nur im ländlichen Raum. Auch in den Schweizer Städten verschwänden mehr und mehr Geschäfte, schreibt die Handelszeitung zum Thema:
“Selbst grosse Marken reduzieren ihr Netz, weil sie gegen den wachsenden Online-Handel noch immer keine Antworten haben. Schweizer bestellen gern im Internet. 2018 haben sie für 9,75 Milliarden Franken im Internet eingekauft. Wie es im aktuellen E-Commerce-Report Schweiz der Fachhochschule Nordwestschweiz heisst, machen Onlinebestellungen im In- und Ausland damit 10,7 Prozent des Gesamtvolumens des Detailhandels von 91,3 Milliarden Franken aus.Online-Riese Zalando ist in der Schweiz innert sieben Jahren von Null an zum grössten Modehändler aufgestiegen. Vergangenes Jahr kam hierzulande das Berliner Unternehmen auf einen Umsatz von 800 Millionen Franken. Selbst Branchengigant H&M, der stets gewachsen war, reduzierte sein Netz um drei Filialen auf 93 Läden.“ 
Am stärksten vom Ladensterben betroffen seien kleine Städte. Sie hätten zudem das Problem, dass expandierende Ketten kleinere Orte auslassen. Die Folge sei eine Abwärtsspirale. Mit weniger Geschäften kommen weniger Kunden und so kämmen die verbleidenden Geschäft unter Druck,
heisst es im Expertenbericht. Aber nicht nur Kleinstädte seien bedroht: Auch grosse Innenstädte seien gefährdet.

Die gegenwärtige Entwicklung in den USA, wo seit Jahrzehnten die grossen Shopping-Trends gesetzt werden, lässt auch für dieses Jahr keine Wende erwarten. Nach neuen Erkenntnissen wurden in den USA bereits in diesem Jahr mehr Filialschliessungen angekündigt als im gesamten letzten Jahr, nämlich rund 6000. Einige Einzelhändler schliessen ausgewählte Geschäfte, um profitabel zu bleiben, während Ketten wie Payless angekündigt haben, dass sie alle ihre Geschäfte schliessen. Eine Expertenprognose sagt voraus, dass bis 2026 in ganz Nordamerika 75‘000 Läden geschlossen würden, da die Abhängigkeit vom E-Commerce zunimmt.

Bemerkenswert an diesen Zahlen und Berichten ist die Tatsache, dass nirgendwo klare Lösungsansätze genannt werden, die eine Verödung vieler Geschäftsviertel in den nächsten Jahren verhindern könnten. Die Handelsströme scheinen unaufhaltsam umgeleitet zu werden - von den Verbrauchern. Wer erfolgreich bleiben will, muss dort sein, wo sie sich hinbewegen.

Thursday, July 11, 2019

DSGVO: Wer am Ende die Millionenbussen bezahlt

Die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union ist vor gut einem Jahr in Kraft getreten und zeigt auch Wirkung. Gestiegen ist aber nicht nur der Schutzfaktor für Daten sondern auch der Aufwand für die beteiligten Firmen. Bereits wurden Bussen in Millionenhöhe ausgesprochen.

Marriott soll wegen eines Verstosses gegen die DSGVO 110 Millionen Busse
bezahlen.                                                                          Wikimedia Commons
Die neuste Busse im Zusammenhang mit der Datenschutzverordnung trifft den Hotelkonzern Marriott International, der für den mangelhaften Umgang mit Kundendaten in einem Tochterunternehmen 110 Millionen Euro Busse bezahlen soll:
“Nach einer umfassenden Untersuchung hat die britische Datenschutzbehörde Information Commissioner’s Office (ICO) mitgeteilt, dass sie beabsichtigt, den Hotelkonzern Marriott International wegen Verstößen gegen die Allgemeine Datenschutzverordnung (DSGVO) mit einer Geldbuße von 99.200.396 Pfund (110 Millionen Euro) zu belegen. Die Geldbuße bezieht sich auf einen Cyber-Vorfall, der dem ICO von Marriott im November 2018 gemeldet wurde. Eine Vielzahl von personenbezogenen Daten, die in rund 339 Millionen Gästeprofilen weltweit enthalten sind, wurden durch den Vorfall preisgegeben…“ (ZDNet.de)
Eine weitere Busse in Millionenhöhe war in England schon letzte Woche angekündigt worden. British Airways soll wegen eines Verstosses gegen die DSGVO 183 Millionen Pfund (204 Millionen Euro) bezahlen. Die Geldbusse bezieht sich auf einen Sicherheitsvorfall, der dem ICO von British Airways im September 2018 gemeldet wurde. British Airways hatte damals eingeräumt, dass bei einem Hackerangriff die Adress- und Kreditkartendaten von 380‘000 Kunden kompromittiert wurden. Betroffen waren Kunden, die zwischen dem 21. August und dem 5. September eine Online-Buchung vorgenommen hatten.
Die Bussen scheinen einen Trend festzulegen. Nach einem Jahr DSGVO waren schon im Frühling dieses Jahres über 200'000 Verstösse gemeldet und Bussen in Höhe von knapp 56 Millionen Euro verteilt worden. Der teuerste Strafzettel in Höhe von knackigen 50 Millionen ging damals an Google. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten ihrer Gültigkeit 206'326 Verstösse gegen die DSGVO gemeldet. Bei 65'000 davon handelt es sich um Selbstanzeigen von Datenschutzbeauftragten der Firmen, die Datenlecks meldeten. Bei 95'000 handelt es sich um eigentliche Verstösse gegen die neue Verordnung, wie einem Bericht der EU zu entnehmen ist.

Verbraucher sollten bei derartigen Meldungen gemischte Gefühle haben: Einerseits zeigen die riesigen Bussen, dass die DSGVO tatsächlich ernst genommen werden muss und damit dem Datenschutz in der Wirtschaft einen neuen Stellenwert gibt. Auf der anderen Seite ist klar, wer am Ende die vielen Bussen bezahlt, die mit Sicherheit in den bodenlosen Kassen des behördlichen Verwaltungsapparates versickern werden: Es sind die Verbraucher. Bussen sind Kosten, und Kosten werden auf die Preise umgelegt. Deshalb sind solch hohe Bussbeträge durchaus nicht nur für die betroffenen Firmen eine Strafe, sondern eine zusätzliche Steuer für die Kunden der gestraften Unternehmen, die am Ende höhere Preise bezahlen müssen.

In der Wirtschaft gibt es durchaus auch nach einem Jahr DSGVO noch kritische Stimmen. Zwar lobt der Bundesverband der deutschen Industrie BDI gemäss Medienberichten die DSGVO als wichtigen Grundstein für einen gemeinsamen Markt in der EU, betont aber auch, dass die Verordnung teuer für die Unternehmen sei. Auch der BDI fordert mehr Rechtssicherheit ein. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) ermittelte in einer Befragung unter seinen Mitgliedern sogar spürbare negative Auswirkungen. So rechneten 39 Prozent der Digitalexperten in den 237 Mitgliedsunternehmen mit Umsatzeinbußen. 32 Prozent haben demnach ihre digitalen Aktivitäten eingeschränkt - was wohl nicht das Ziel der Datenschutzgesetze war.

Monday, July 8, 2019

Amazons Einfluss auf den gesamten Handel wächst

Vor 25 Jahren gründete Jeff Bezos in seiner Garage in Seattle Amazon - und der Handel  war seither nie mehr derselbe. Heute ist das Unternehmen eines der wertvollsten der Welt - nur Microsoft ist noch teurer. Auch in Europa beeinflusst Amazon viele Branchen. Doch auch Jeff Bezos weiss, dass es mit seinem Unternehmen auch bergab gehen kann.

Egal ob online oder im Wartenhaus (auf dem Bild:
Galeries Lafayette in Paris), Amazon beeinflusst die
Kunden.                                                           Bild Pixabay
Amazon sei nicht zu gross, um zu scheitern, sagte Bezos an einem Treffen Ende des letzten Jahres.  "Wenn man sich große Unternehmen ansieht, beträgt ihre Lebensdauer in der Regel mehr als 30 Jahre, nicht mehr als hundert Jahre." Trotz des Erfolgs und der Marktmacht von Amazon hat der Gründer von Amazon also darüber nachgedacht, dass die Dominanz von Amazon nicht ewig anhalten wird. Allerdings gab er am gleichen Treffen auch bekannt, dass er wisse, wie er den Niedergang verhindern oder zumindest verschieben könne: Die Kunden müssten auch weiterhin von Amazon besessen bleiben, und das Management müsse weiterhin  “Hochgeschwindigkeitsentscheidungen“ treffen und grosse Trends erkennen und berücksichtigen.
Tatsächlich hat es Amazon im letzten Vierteljahrhundert geschafft, nicht nur die eigene Branche sondern auch das Geschäft Millionen anderer Unternehmer aufzumischen. Eine neue Studie des IHF zeigt, dass das Unternehmen allein in Deutschland immer mehr Einfluss auf den gesamten Handel hat:
“Rund 31 Prozent aller Umsätze im Nonfood-Bereich – egal ob online oder stationär – sind schon heute von Amazon abhängig. Ganze sieben Prozent sind Umsatz des Handelsriesen selbst, die übrigen 24 Prozent entfallen auf Umsätze, die direkt von Amazon beeinflusst werden – zum Beispiel durch die Informationssuche auf der Onlineplattform. Selbst in der vermeintlich Amazon-schwachen Fashion-Branche ist rund ein Viertel des Marktvolumens von Amazon abhängig. In anderen Branchen fällt dieser Anteil deutlich höher aus.“
Die Amazon-Abhängigkeit vieler Händler hängt in erster Linie eng mit dem veränderten Informationsverhalten der Konsumenten zusammen. So nutzen immer mehr Verbraucher  sowohl vor dem Onlinekauf als auch vor dem stationären Kauf Amazon als Informationsquelle. Die Studie zeigt: Durchschnittlich 60 Prozent der Onlinekäufe und 27 Prozent aller stationären Käufe geht eine Recherche bei Amazon voraus. Im Bereich Elektronik und Elektro ist dieses Konsumentenverhalten besonders weit verbreitet. Bei rund 67 Prozent der Onlinekäufe und 44 Prozent der Anschaffungen im stationären Handel wird vorab bei Amazon recherchiert. Insgesamt steigt der Anteil der Onlineinformationssuche bei Amazon in der Mehrheit der Branchen teilweise deutlich an. Vor dem Kauf – egal ob online oder im Ladengeschäft – nutzen Verbraucher Amazon vor allem als Preisanker, als Informationsquelle für Produktbewertungen anderer Kunden und für Produktempfehlungen. Vor allem die Kundenbewertungen der Amazon-Community liegen hoch im Kurs: Nur zehn Prozent der Amazonkunden vertrauen nicht auf die Kundenbewertung mit Sternen.
Wessen Produkte oder Dienstleistungen auf Amazon gefunden und gut bewertet werden, der darf also damit rechnen, dass er sie besser verkaufen kann - auch im eigenen Laden.

Thursday, July 4, 2019

Wie Sie Ihre Ferien sicher online buchen

Der absolut grösste Teil aller Reisen wird über das Internet gebucht - weil es praktisch und übersichtlich ist und schnell geht. Allerdings gilt es einige Regeln zu beachten, damit man als Reisekunde nicht an unseriöse Anbieter gerät. Worst-Case-Szenario: Die Reise ist bezahlt, das Angebot existiert nicht. Teuer kann es auch werden, wenn online mit günstigen Preisen gelockt wird, bei der Buchung aber plötzlich  intransparente Mehrkosten dazu kommen.

Es gilt, bei der Online-Buchung einige Fragen zu stellen, bevor Sie die Zeit an
Ihrem Traumstrand geniessen können.                                                 Bild PfW
Die Anbieter des Online-Gütesiegels Trusted Shops haben zur Reisezeit eine Checkliste erstellt, die es sich lohnt, bei der Online-Buchung zu beachten. Stellen Sie sich vor der Buchung Ihrer Ferien die folgenden Fragen:
Sind die Angaben zum Angebot vollständig? Dazu gehören — je nach gewählter Reise — die wesentlichen Leistungen, wie Reiseorte, die Anzahl der Übernachtungen, die Transportmittel, Zeitangaben zur Anreise und Abreise, Ihre Unterkunft, Mahlzeiten und etwaige Ausflüge. Der Veranstalter muss Sie zudem über die allgemeinen Pass- und Visumerfordernisse des Bestimmungslands informieren — auch die Fristen für die Formalitäten und benötigte Impfungen gehören dazu. Sie sollten auch über Ihre Rechte aufgeklärt werden, zum Beispiel über den Zeitpunkt, bis zu dem Sie die Rücktrittserklärung des Reiseveranstalters erhalten haben müssten.
Wer ist der Anbieter? Ist der Anbieter auch Reiseveranstalter oder nur -vermittler? Erst dann ist klar, wer für die gebuchte Reise haftet. Das wird bei Mängeln, Buchungsfehlern oder einer Insolvenz relevant. Ein Reisevermittler vermittelt Ihnen lediglich Leistungen eines Dritten. Daher haften bei der Buchung durch einen Reisevermittler die jeweiligen Anbieter der Leistungen und sind Ihre Ansprechpartner.
Existiert ein vollständiges Impressum? Es müsste die Rechtsform des Unternehmens, den Namen des Vertretungsberechtigten, die vollständigen Adresse und die Handelsregisternummer enthalten. Auch Kontaktmöglichkeiten wie die Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse müssen vorhanden sein. Wichtig: Ihr Der Kontakt sollte Sie in Ihrer Sprache beraten können. Sitzt der Vertragspartner im Ausland, kann es schwierig werden, rechtliche Ansprüche durchzusetzen.
Was geschieht mit Ihren Daten? In der Datenschutzerklärung Ihres Reiseanbieters müssen Sie über die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung Ihrer Daten informiert werden. Nur Daten, die im direkten Zusammenhang mit Ihrer Buchung stehen, dürfen erhoben werden. Bei allen zusätzlichen Daten, muss der Anbieter Sie darauf hinweisen, dass es sich um freiwillige Angaben handelt. Lesen Sie also die Datenschutzerklärung, bevor Sie private Daten preisgeben.
Ist der Buchungsablauf verständlich? Während der der Buchung sollte für Sie ersichtlich sein, bei welchem Vorgang Sie sich gerade befinden. Achten Sie darauf, ob kostenpflichtige Zusatzleistungen wie Versicherungen oder Mietwagen vorgewählt sind. Es gibt zum Beispiel Zuschläge für Sitzplatzreservierungen, die bei der direkten Buchung bei der Airline nicht berechnet werden. Über einen eindeutigen Bestell-Button mit dem Hinweis einer Zahlungspflicht schließen Sie den Kauf ab und erhalten eine Buchungsbestätigung per E-Mail. Diese beinhaltet Ihre Reisedaten und den Gesamtpreis.
Sind die Preisangaben transparent? Auch Online-Anbieter von Reisen müssen den Endpreis samt Steuern, Gebühren oder der Kosten für Nebenleistungen nachvollziehbar angeben. Sie müssen auch darüber informiert werden, wann Sie die Zahlung leisten müssen oder, ob es sich um Teilzahlungen handelt. Nutzen Sie diese Angaben, um Preise verschiedener Anbieter zu vergleichen. Beachten Sie auch die Gebühren für Stornierungen und Umbuchungen. Kartenzahlungen sollten keine zusätzlichen Gebühren verursachen. Beachten Sie, dass Sie bei Zahlungen mit Ihre Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren Ihr Geld zur Not zurückholen können.
Werden Ihre Daten verschlüsselt? Achten Sie auf eine sichere Übertragung Ihrer Daten. Überprüfen Sie hierfür, ob das Schloss-Symbol in Ihrem Browser geschlossen ist oder die URL mit „https“ beginnt. Unverschlüsselt können Ihre persönlichen Daten von Kriminellen abgefangen werden.
Wir wünschen Ihnen eine gute Reise und schöne Ferien!