Tuesday, February 26, 2019

Internet-Shopping: Wie nutzlos sind Kundenrezensionen?

Kundenbewertungen in Internet-Shops könnten sehr hilfreich sein - zumindest möchten wir das glauben. Das Problem ist nur, dass man ihnen zu oft nicht trauen kann. Das zumindest sagt die Stiftung Warentest - und die müsste es ja eigentlich wissen.

Wieviel Wert sind die vielen Sterne wirklich?
                                                           Screengrab amazon.de
Internet-Shopping entspreche der berühmten Pralinenschachtel von Forrest Gump, sagen die Tester: Man wisse nie, was man bekomme. Ganz so schlimm ist es wohl nicht, aber immerhin zeigt eineUntersuchung der Technischen Universität Dortmund, die 1‘322 Elektronikprodukte unter die Lupe nahm, die von der Stiftung Warentest geprüft und von Internet-Shoppern bewertet worden waren, dass die Tester und Kunden oft zu ganz unterschiedlichen Bewertungen kommen. Nur in knapp einem Drittel der Fälle wurde der Warentest-Testsieger auch vom Publikum am besten bewertet. Die Autoren der Studie mit dem Titel „Should We Reach for the Stars?“ kommen zum Schluss, dass sich Sterne-Bewertungen von Amazon nicht eignen, um die Qualität eines Produkts einzuschätzen. Die Warentest-Spezialisten wissen auch wieso:
“Internet­Shopper äußern sich oft emotional und vertreten häufig extreme Meinungen zu den gekauften Produkten. Wer sich den Aufwand macht, eine Rezension zu schreiben, hat sich meist über eine Ware wahnsinnig gefreut oder geärgert. Das Mittelmaß ist in vielen Sterne-Bewertungen unterrepräsentiert. Die Stiftung Warentest prüft dagegen nach wissenschaftlichen und transparenten Kriterien. Unsere Tester bevorzugen keine bestimmte Marke und sind nicht sauer, weil die teure Neuanschaffung nicht ihren Vorstellungen entspricht. Außerdem bewerten wir in einem Test mehrere Geräte untereinander, unsere Urteile sagen auch etwas darüber aus, wie gut etwa ein Radio im Vergleich zu anderen getesteten Radios ist. Manche Produkteigenschaften können Laien zudem gar nicht selbst prüfen. Im Labor zerlegen wir zum Beispiel Kopfhörer und untersuchen sie auf Schadstoffe. Unsere IT-Cracks entschlüsseln den Datenstrom von Baby-Webcams und probieren aus, ob Fremde die Videos abfischen können. Ingenieure nehmen in unserem Auftrag die elektrische Sicherheit von Haartrocknern unter die Lupe…“
Die Warentester sprechen den Kundenkritiken die Nützlichkeit nicht vollständig ab. Man rate aber, ganz genau hinzusehen und sich nicht von den angezeigten Sternen blenden zu lassen, heisst es im Warentest-Bericht zur Studie. Grundsätzlich gelte: Negative Kundenrezensionen seien eher vertrauenswürdig, positive Kritiken würden häufiger manipuliert. 

Diese Tipps gibt die Stiftung Warentest zum Umgang mit Bewertungen:
Mängel suchen. Lassen Sie sich nicht von vielen positiven Bewertungen beeindrucken. Suchen Sie bei den negativen Kritiken nach Übereinstimmungen. Klagen mehrere Nutzer über denselben Mangel, ist das ein Indiz für eine Schwachstelle am Produkt.Gezielt abklopfen. Fahnden Sie über die Suchfunktion Ihres PCs oder Handys in den Kommentaren nach Schlagwörtern, die Ihnen wichtig sind. Etwa nach dem Begriff „kaputt“, wenn Sie heraus­bekommen wollen, wie lange die Ware gehalten hat.
Gekonnt aussieben. Blenden Sie im Kopf Bewertungen wie „Ware flott geliefert“ aus. Sie beeinflussen die Sterne-Berechnung, sagen aber nichts über die Qualität des Produkts aus.
Täuschungen erkennen. Vorsicht bei besonders langen Bewertungen, üblicherweise haben Käufer dafür keine Zeit und halten sich kurz. Bezahlte Rezensenten schildern die Ware dagegen gern ausführlich. Klingt eine Formulierung merkwürdig, geben Sie sie in eine Such­maschine ein – taucht sie im selben Wort­laut auch bei anderen Produkten auf, ist das sehr verdächtig. Klicken Sie auf das Amazon-Profil eines zweifelhaften Rezensenten, dort lassen sich seine übrigen Kritiken einsehen. Wer etwa in einem Monat zehn Handys bewertet, ist sehr wahrscheinlich kein gewöhnlicher Verbraucher.“

Monday, February 25, 2019

Personalisierte Werbung: ein Internet-Dilemma

Die Idee scheint an sich sehr viel Sinn zu machen: Wer im Internet surft, wird mit Werbung bedient, welche die persönlichen Interessen bedient. Doch personalisierte Werbung ist bei  vielen Anwendern gar nicht beliebt. Sie fühlen sich verfolgt und beobachtet, weil sich die Werbung ihren Surfgewohnheiten anpasst.

Die richtige Zielgruppe erreichen war gestern. Am Internet wird Werbung oft
sehr persönlich - auch zum Unwillen der betroffenen Anwender.
                                                                                                   Grafik Pixabay
Am störendsten sind jene Anzeigen, die uns tagelang auf dem Bildschirm verfolgen, nachdem wir im Net ein bestimmtes Produkt gesucht, gefunden und gekauft haben. Aber personalisierte Werbung geht nicht nur dann auf die Nerven. Persönliche Gespräche mit Usern zeigen, dass diese sich verfolgt fühlen, wenn die Werbung ihre Interessen und ihr Leben verfolgt und interpretiert. Das kann dann auch total schief gehen, wie ein Fall in den USA zeigt, wo eine Frau nach der Todgeburt ihres Babys mit Anzeigen für Babybedarf überflutet wurde. Bekannt wurde die Angelegenheit - bei der es sich mit Bestimmtheit nicht um einen Einzelfall handelt - weil sich die Betroffene in der Öffentlichkeit beschwerte.
Es besteht also ein echtes Werbedilemma: So gezielt wie möglich werben - und dafür das Risiko eingehen, die potentiellen Kunden zu verprellen. Tatsächlich geben die meisten Nutzer an, dass sie personalisierte Werbung nicht mögen. Eine Online Umfrage auf techbook.de, die zusammen mit einem Artikel zum Thema geschaltet wurde, ergab gerade mal 4 Prozent aller Leser, die personalisierte Werbung gut finden. Die restlichen 96 Prozent sind nicht begeistert. Trotzdem ist personalisierte Werbung der heilige Gral der Werbeindustrie. Werber möchten soweit kommen, dass sie schon wissen, was Konsumenten kaufen wollen, bevor diese es selber wissen. Da nützt es auch nicht immer, wenn man sich als User diskret verhält, was die eigenen Daten betrifft:
“Die Fühler der Online-Giganten sind weit verzweigt. Facebook erhält nicht nur Metadaten über das weltgrößte soziale Netzwerk, sondern auch durch die Apps seiner Töchter WhatsApp und Instagram. Google bereichert seinen Datenschatz durch Informationen von seinem Betriebssystem Android. Standorte, Kontakte und Nachrichten: Sämtliche Smartphone-Aktivitäten von Nutzern sind den großen Werbenetzwerken bekannt. Um Nutzerprofile für die Werbeindustrie zu schärfen, kaufen sie auch Daten von Drittanbietern zu. Beim Tracking von Internetnutzern haben Werbenetzwerke allerdings nicht völlig freie Hand. Mit der Datenschutzgrundverordnung hat die Europäische Union etwa verschärfte Regeln für Online-Unternehmen aufgestellt. Die breitere Debatte über die Gefahr wachsender Mengen an persönlichen Nutzerdaten, etwa nach dem Cambridge-Analytica-Skandal im Frühjahr 2018, hat viele Unternehmen zu mehr Transparenz bewogen. In den Privatsphäre-Einstellungen von Google und Facebook kann man personalisierte Werbung etwa deaktivieren.“ (kurier.at)
Die Deaktivierung im Browser und bei verschiedenen grossen Werbeanbietern ist tatsächlich ein wirksames Tool. Eine gute Anleitung, wie das zu tun ist, findet sich hier. Wer Werbung wirklich nicht mag, kann noch weiter gehen und auch einen Werbeblocker installieren. Dabei handelt es sich um die effizienteste Art, dem Werbesumpf zu entkommen. Auch das Aufbauen einer Anti-Werbe-Mauer kann allerdings Folgen haben. So können gewisse Inhalte nicht mehr konsumiert werden, wenn keine Werbung erlaubt wird.

Thursday, February 21, 2019

Digital Commerce: KI, IoT und Co. sind nicht aufzuhalten

Internet of Things (IoT) und künstliche Intelligenz (KI) sind die Basistechnologien moderner digitalisierter und vernetzter Shops und haben im Handel grosses Zukunftspotenzial. Insbesondere in KI sehen die meisten Detailhändler eine grosse Relevanz. Trotzdem sind die neuen Technologien im Handel noch nicht verbreitet.

Im digitalen Commerce steckt noch viel Potential, wie die Studie zeigt.
Zum Vergrössern anklicken.        Quelle: EHI Whitepaper Smart Store 2019
Der wichtigste technologische Trend, der den Handel massgeblich verändern werde, sei die künstliche Intelligenz, glaubt die überwiegende Mehrheit der Händler, die im Rahmen einer deutschen Studie von EHI und Microsoft befragt wurde. Laut Einschätzung von mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Händler wird KI vor allem im Bereich der vorausschauenden Datenanalyse (Predictive Analytics) eine entscheidende Rolle spielen. Besonders Textilhändler könnten von derartigen Trendvorhersagen profitieren, um das richtige Produkt, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit anbieten zu können.
Die Umfrage zeigt, dass KI immerhin bereits bei einem knappen Drittel der befragten Detailhändler im Einsatz ist. Ein weiteres Drittel hat konkrete Umsetzungspläne für die nächsten drei Jahre. Ein Fünftel beobachtet das Thema, macht aber noch keine konkreten Pläne hinsichtlich einer Umsetzung, während KI für 12 Prozent der Unternehmen aktuell noch gar keine Rolle spielt.
Wenn es um das Internet der Dinge und dessen Zukunftsrelevanz geht, sind die Befragten zurückhaltend. Immerhin betrachten aber 22 Prozent der Händler IoT als einen der wichtigsten technologischen Trends der kommenden Jahre. IoT-Anwendungen sind bereits bei 28 Prozent der Händler im Einsatz. Weitere 23 Prozent planen eine entsprechende Umsetzung in den kommenden Jahren.
Smarte Regale oder Warenträger (sogenannte Smart Shelves), mit Sensorik ausgestattete Möbel, die beispielsweise automatisierte Bestandsmeldungen abgeben und Situationen melden, in denen Waren auszugehen drohen, werden von einem Zehntel der Händler eingesetzt. Der Einsatz beschränkt sich aber in erster Linie auf einige wenige Pilotprojekte. Zusätzlich planen 21 Prozent den Einsatz und ein gutes Drittel (29 Prozent) beobachtet das Thema vorerst.
Wie die Studie demonstriert, sind die gegenwärtigen Einsatzsquoten von digitalen Technologien im Handel noch relativ tief. Das bedeutet, dass allseitig noch viel Potenzial vorhanden ist. Die technologische Entwicklung wird sich mit Sicherheit nicht aufhalten lassen.

Das Whitepaper “Smart Store“ enthält eine Sonderauswertung der EHI-Studie „IT-Trends im Handel“, über die wir oben berichten und kann hier kostenfrei heruntergeladen werden. Für das Whitepaper wurden zu diesem Zweck eigens Zusatzfragen gestellt, deren Auswertung darin zu finden ist. Neben der Sonderauswertung umfasst das Whitepaper zahlreiche Fallstudien, die den praktischen Einsatz von Smart Store-Technologien im Handel aufzeigen. In diesem Zusammenhang wird auch auf die technologischen Voraussetzungen für den Einsatz bestimmter Technologien im Store Bezug genommen.

Tuesday, February 19, 2019

5G und die Angst vor der Strahlung der Handyantennen

5G, die nächste Generation der Mobilfunktechnik verspricht extrem viel: Die Kapazitäten der drahtlosen Netze sollen dadurch enorm gesteigert werden, so dass Mobilfunk und Internet verschmelzen - bis in die äussersten Ecken eines Landes. Die Technologie ruft aber auch Kritiker hervor, die vor erhöhten Strahlenwerten und Gesundheitsschäden warnen. Die Diskussion ist neu lanciert.

5G - die Zukunft des Mobilfunks ist schon da - und mit ihr die Skeptiker.
                                                                      Grafik Wikimedia Commons
Jedermann und jede Frau haben ein Handy und benutzen es auch - oft sieht es so aus, als ob alle die ganze Zeit am Handy hängen. Die Angst vor der unsichtbaren Strahlung, die all diese Facebook- und Whatsapp-Daten zu uns bringt, scheint in den letzten Jahren verschwunden zu sein; es ist stiller geworden um die Mobilfunkantennen-Gegner. Das könnte sich jetzt ändern. Das Internet ist jetzt schon voll von Texten und Videos, die vor der 5G-Gefahr warnen.Die neue Technologie ist nämlich nicht wie die alte: Es werden weit höhere Frequenzen verwendet und eine grosse Zahl neuer Antennen wird benötigt werden.  Es gibt aber auch skeptische Mediziner, die sich in einem Aufruf dafür einsetzen, mit dem 5G-Ausbau zu warten. Auch die NZZ geht in einem ausführlichen Artikel zum Thema davon aus, dass die Strahlenschutzdebatte “neu lanciert“ sei. Die jüngst vom Bund versteigerten Frequenzen würden zwar bereits für andere Zwecke wie die Übermittlung von Radio- oder Fernsehsignalen eingesetzt und seien den heute für den Mobilfunk verwendeten Frequenzen sehr ähnlich, schreibt das Blatt:
“Die Bedenken können sich somit nicht gegen 5G richten, sondern gegen die nichtionisierende Strahlung (NIS) durch den Mobilfunk im Allgemeinen. Deren Energie ist zwar zu gering, als dass sie in unserem Gewebe chemische Veränderungen bewirken könnte. Es gibt indessen Studien, die einen Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und gesundheitlichen Schäden nahelegen. Die Weltgesundheitsorganisation hält es beispielsweise nicht für ausgeschlossen, dass NIS krebserregend wirkt. Die einschlägige Literatur gibt unter dem Strich freilich eher Entwarnung: Unterhalb der gängigen Grenzwerte für die Strahlung konnte keine Studie Risiken nachweisen. Auch eine Gesamtschau der Forschung auf dem Gebiet – das beste Mittel gegen das Rosinenpicken von Ergebnissen im Dienste der eigenen Vorurteile – liefert keine Anhaltspunkte dafür. Gewiss, der Beweis der Unschädlichkeit ist damit nicht erbracht. Dass etwas nicht existiert, lässt sich mit empirischer Forschung leider nicht beweisen.“
Es ist unbestritten, dass es die Strahlung des eigenen Handys ist, die uns heute bei weitem am meisten belastet. Wer also ohne Handy nicht mehr leben kann, sollte sich an ein paar Regeln halten, um gesundheitliche Belastungen zu minimieren:
“Besonders dann, wenn die Verbindung schlecht ist, strahlt das Handy intensiv - verdoppelt man den Abstand vom Körper, etwa indem man über Lautsprecher oder Kopfhörer spricht, reduziert sich die Belastung um die Hälfte. Außerdem sollte das ständige Tragen am Körper vermieden, wo möglich, auf kabelgebundene Verbindungen zurückgegriffen werden. Außerdem sollte man sich über den SAR-Wert des Handys informieren, etwa beim deutschen Bundesamt für Strahlenschutz, oder auch bei den Herstellern selbst - je geringer der SAR-Wert ist, desto weniger erwärmt sich das Gewebe durch die Strahlung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Grenzwert von 2,0 W/kg.“ (science.orf.at)

Friday, February 15, 2019

Online Umsätze machen - ohne eigene Kunden

Ein riesiger Erfolgsfaktor von Amazon sind die Händler, die auf der Handelsplattform ihre Waren anpreisen. Das bringt zwar Umsatz (für Amazon und die Händler) von nachhaltigem Wachstum profitiert aber nur der Grosskonzern.

Long Island City, New York, wird auf das neue Amazon Hauptquartier
verzichten müssen.
                                                                                  Bild Wikimedia Commons
Allein die Probleme, die Amazon-Gründer Jeff Bezos in den letzten Tagen  in seinem Privatleben hatte, würden einen ganzen Artikel füllen. Aber um den reichsten Mann der Welt soll es hier nicht gehen, sondern vielmehr um sein Geschäft. Dieses hat einen grossen Teil des Wachstums unzähligen kleineren Händlern zu verdanken, welche auf der Amazon-Handelsplattform ihre Waren anpreisen. Das hat zahlreiche Vorteile - vor allem für Amazon. Für die kleinen Händler sieht die Sache schon differenzierter aus. Darauf weist auch das deutsche Beratungsunternehmen Commerce& hin (das zum Thema ein E-Book anbietet). Der Verkauf über Amazon werde von vielen Händlern zunehmend kritisch angesehen. Aus verschiedenen Gründen:
“Zum einen begeben sich Händler in eine ungewollte Abhängigkeit. Wenn ein Großteil des Umsatzes über Amazon generiert wird, kann dies bei Unstimmigkeiten oder technischen Problemen zu teilweise existenzbedrohlichen Situationen führen. Denn Amazon sitzt immer am längeren Hebel. Zum anderen steigt die Unsicherheit. Teilweise willkürlich anmutende Veränderungen der Bedingungen oder technischen Möglichkeiten durch Amazon sorgen häufig für Verzweiflung. Auch der extrem zunehmende Wettbewerbsdruck setzt vielen zu. Laut einigen Schätzungen haben sich in 2018 täglich 2‘000 bis 3‘000 neue Händler bei Amazon registriert, überwiegend aus Fernost. Preiskämpfe sind da vorprogrammiert. Eines der am häufigsten vernachlässigten Probleme beim Handel über Amazon ist die fehlende Kundenbeziehung. Um diese aufzubauen, sind Kundendaten notwendig. Als Amazon-Händler erhalten Sie darauf keinen Zugriff und verkaufen quasi an Unbekannte. Sie werden also nie Bestandskunden aufbauen, denen Sie weitere Produkte verkaufen können…“
Man darf davon ausgehen, dass Amazon weiterhin einen knallharten Wachstumskurs verfolgen wird. Die  kritischere Einstellung der Kunden, der Mitbewerber und der Politik werden aber sicher dazu führen, dass dem Unternehmen in Zukunft ein stärkerer Wind entgegen blasen wird.  Auch ein Laden der im letzten Quartal einen Rekordgewinn von über drei Milliarden Dollar gemacht hat (bei einem Umsatz von 72 Milliarden Dollar) ist nicht immer und überall willkommen. Oder wie der Spiegel titelt: “Annahme verweigert“. Der Versandhändler wollte in Long Island bei New York City ein neues Headquarter bauen, für mehr als 20 Milliarden. Die Antipathie vieler New Yorker hat jetzt allerdings zu einem Rückzug geführt. Auch für Amazon gilt: Erfolg bringt nicht nur Freunde.

Monday, February 11, 2019

Online am Valentinstag: Parfüm bei Amazon kann teuer werden

Auch der Valentinstag wird langsam aber sicher digitalisiert - zumindest die Einkäufe dafür. Eine Mastercard-Studie zeigt, dass die Online-Einkäufe für diesen Tag seit dem Jahr 2016 um weltweit volle 76 Prozent angestiegen sind. Wer allerdings zum Valentinstag Parfüm kaufen will, sollte das nicht bei Amazon tun - da sind die Preise für gut riechende Essenzen nämlich am höchsten, wie eine weitere Untersuchung herausgefunden hat.

Valentinstag wird immer mehr zum E-Commerce-Tag.
                                                                                    Bild CC0
Valentinstag ist also auch ein E-Commerce-Event - wen wundert’s. Die Konsumenten schätzen dabei vor allem die Schnelligkeit, den Komfort und die Auswahl an Geschenken. Oftmals besorgen sie ihre Geschenke sogar erst am Valentinstag selbst.  Im vergangenen Jahr investierten Verliebte auch gern etwas mehr in romantische Geschenke. In Europa stiegen die Ausgaben hierfür rund um den Valentinstag im Vergleich zu 2016 um 30 Prozent. Dabei zeigte sich ein klarer Trend weg von materiellen Geschenken und hin zu gemeinsamen Erlebnissen: Immer mehr Menschen verwöhnen ihre Liebsten mit einem Restaurantbesuch. Romantische Kurztrips verzeichnen ebenfalls einen Wachstum. In Deutschland stieg die Zahl der Transaktionen in Hotels in den letzten drei Jahren um neun Prozent, und für sonstige Reisen gar um 29 Prozent gegenüber dem Jahr 2016. Soviel zur Mastercard-Studie.
Viele Nutzer finden dank der im Internet gemachten Vergleiche die besten Angebote, um interessante Rabatte bei ihren Einkäufen zu erhalten. Hier überraschen die Ergebnisse einer weiteren Valentinstag-Untersuchung (von Minderest). Sie zeigt: In Sachen Parfümpreise bildet Amazon das Schlusslicht im Ranking. In der anfangs Februar durchgeführten Studie wurde eine Stichprobe von 1‘231 Parfums für Frauen und Männer bei Amazon Deutschland und Google Shopping analysiert.Die Preise der verschiedenen Amazon-Händler wurden ignoriert und nur der Preis von Amazon als Verkäufer in Betracht gezogen.
Für jedes der Produkte wurde der günstigste Preis in einem der untersuchten Unternehmen ermittelt. Auf der Grundlage dieses billigsten Preises wurde die prozentuale Differenz für jeden der verglichenen Shops berechnet. Das Ergebnis: die Parfum Group führt das Ranking der 15 untersuchten Shops an, Schlusslicht dagegen ist – Amazon.
Nach diesem Vergleich betrug die Preisdifferenz für den gleichen Artikel 52,71 Prozent zwischen Amazon, wo der teuerste Preis gefunden wurde, und den Parfüms von Premium Store, mit dem günstigsten Preis. Während zum Beispiel der Preis im Online Premium Store bei 40,66 Euro lag, kostete ein Fläschen Chloe Fleur de Parfum Eau de Parfum Spray bei Amazon 85,99 Euro.

Die ganze Preisliste mit den entsprechenden Unterschieden kann hier eingesehen werden.

Thursday, February 7, 2019

Vorteil und Nachteil: Gmail-Post kommt auch an, wenn die Adresse nicht genau stimmt

Wir haben uns seit Jahren darüber gewundert, weswegen E-Mails in unserem Postfach landen, die eigentlich gar nicht an uns adressiert sind. Die Adresse der fraglichen Mails ist zwar ähnlich, aber nicht dieselbe - es fehlt ein Punkt. Jetzt ist das Rätsel gelöst.

Das G-Mail-Logo: E-Mail-Adressen für Googles Gmail-Dienst
werden auch zugestellt, wenn nicht alles punktgenau stimmt.  
Eigentlich war es gar kein Rätsel. Wenn wir nämlich die Geschäftsbedingungen von Gmail an voller Länge durchgelesen hätten - was wir selbstverständlich nicht mal versucht haben - hätten wir schnell herausgefunden, was Sache ist. Deswegen teilen wir unsere Erkenntnis an dieser Stelle gern, da wir davon ausgehen, dass es viele Gmail-Nutzer gibt, die mit dem gleichen Rätsel konfrontiert sind.
Gmail ist ein sehr leistungsstarker E-Mail-Service aus der Google-Cloud, der viele Features bietet, von denen die meisten allerdings den meisten Usern unbekannt sind. Eines dieser Features, das Google aus Datenschutzgründen eingeführt hat, besteht darin, dass  Gmail Punkte im ersten Teil der E-Mail-Adresse ignoriert.  Mails an DigitalSocietyReport@gmail.com kommen also auch dann an, wenn die Adresse Digital.Society.Report@gmail.com lautet. Andere Gmail-User haben keine Möglichkeit, eine E-Mail-Adresse zu registrieren, die sich nur durch einen oder zwei Punkte vom Original unterscheidet. Ein Name ist bei Gmail ein Name - und er gehört dem ersten User, der ihn registriert.  Oder wie es ZDNet formuliert:
“Eine Besonderheit von Gmail ist, dass es „Punkte“ in Kontonamen ignoriert. Registriert ein Nutzer beispielsweise die Adresse johndoe@gmail.com, können andere Nutzer Adressen wie john.doe@gmail.com nicht in Anspruch nehmen. Darüber hinaus stellt Google aber auch Nachrichten, die eben an john.doe@gmail.com oder an jo.hn.doe@gmail.com verschickt wurden, an das Postfach von johndoe@gmail.com zu…“
ZDNet berichtet aber auch darüber, dass diese Funktion von Kriminellen missbraucht wird:
“Eine Möglichkeit, diese Funktion zu missbrauchen, ist die Registrierung bei kostenlosen Online-Diensten. Da diese zwischen johndoe und john.doe unterscheiden, kann ein Nutzer also beispielsweise mit der Adresse johndoe@gmail.com auch auf john.doe oder john.d.oe registrierte Konten eines anderen Diensts verwalten, ohne ein neues E-Mail-Konto anlegen zu müssen[…] Auf weitere Betrugsmaschen macht aktuell der Sicherheitsanbieter Agari am Beispiel einer Gmail-Adresse aufmerksam, für die insgesamt 56 „Dot“-Varianten angelegt wurden. Sie wurden benutzt um 56 Anträge für Kreditkarten zu stellen, was den Betrügern eine Kreditsumme von mindestens 65.000 Dollar einbrachte. In 13 Fällen konnten sie zudem erfolgreich Steuerrückzahlungen beantragen…“
Was tun? Google wird seine Politik bezüglich Punkten in E-Mail-Adressen kaum ändern. Für Gmail-User heisst es, ihre Post genau zu lesen - vor allem wenn Bestätigungen für Registrierungen erfragt werden. Denn wenn die E-mail-Adresse nicht ganz genau stimmt - mit oder ohne Punkt - ist die Post wahrscheinlich für diese Adresse nicht relevant.  

Monday, February 4, 2019

Facebook mit 15: ungebremst trotz Gegenwind

Vor 15 Jahren gegründet, in Hollywood schon gross rausgekommen, und von einem Viertel der Weltbevölkerung genutzt: Facebook kann sich über Erfolg nicht beklagen. Heute ist das Unternehmen 485 Milliarden Dollar wert - und wer in der Politik Rang und Namen hat, steht Facebook kritisch gegenüber - denn Erfolg misst sich schliesslich auch daran, wieviel Feinde man sich in kurzer Zeit machen kann. 

“Wenn ein Geschäftsmodell von Täuschung und Apathie abhängt, verdient es zu scheitern“, hat ein profilierter  Datenschützer und Anwalt kürzlich mit Bezug auf Facebook gesagt. Gemeint hat Nate Cardozo damit die Tatsache, dass die Facebook-Nutzer bereitwillig - und zum grössten Teil wohl auch apathisch - ihre Daten teilen, und Facebook damit viel Geld verdient. Über genau diesen Kritiker braucht sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg allerdings momentan keine Sorgen mehr zu machen: Es gelang ihm nämlich, Cardozo als Berater einzustellen. Zuckerberg scheint sich an ein machiavellistisches Erfolgsrezept zu halten: Halte deine Freunde nahe und deine Feinde näher. Das hat er schon mit dem ehemaligen britischen Politiker Nick Clegg demonstriert, der letztes Jahr zum grossen Ärger seiner Gegner vom Facebook-Kritiker (und Wahlverlierer) in England zum Facebook-Manager mit Millionengehalt im Silicon Valley mutierte. Obwohl es, schon rein optisch, seltsam anmutet, Mark Zuckerberg und Machiavelli in einem Atemzug zu nennen, darf doch gesagt werden, dass der Harvard Studien-Abbrecher Zuckerberg, nachdem er am 4. Februar 2004 Facebook aus seinem Schlafsaal in Harvard lanciert hatte, eine enorme Erfolgsstory hingelegt hat, die, wie die Winklevoss Zwillinge belegen können, schon sehr früh machiavellistische Winkelzüge aufwies. Mark Zuckerberg galt schon drei Jahre nach der Gründung als jüngster Selfmade-Milliardär - er war damals 23 Jahre alt. Nur acht Jahre nach der Gründung  gab das Unternehmen an, dass Facebook von einer Milliarde Menschen genutzt werde. 2012  brachte Zuckerberg das Unternehmen an die Börse und wurde noch viel reicher. Heute besitzt der 34jährige ein geschätztes Vermögen von weit über 50 Milliarden Dollar.  
Facebook hat schon seit Jahren zahlreiche und scharfe Kritiker, die immer wieder den mangelnden Schutz der Nutzerdaten, die von Facebook ausgewertet werden, monieren. Allerdings scheint es, dass solche Kritik kaum von Facebook-Nutzern, sondern von Aktivisten und Politikern kommt, die, je nachdem auf welcher Seite des politischen Spektrums sie sich befinden, Facebook in verschiedener Weise zurückbinden möchten. Das war auch nach dem Skandal um Cambridge Analytica der Fall. Facebook hatte dem Unternehmen private Nutzerdaten zur Analyse zur Verfügung gestellt. Ebenfalls ein beliebtes Thema bei Facebook-Kritikern: Fake News und die Rolle, welche die Social Networks dabei einnehmen. Diese Kritik, die von den Massenmedien durchaus verbreitet wird, scheint allerdings die Facebook-Population nicht zu irritieren. Die neusten Zahlen sprechen für sich selbst: Facebook hat mehr als 2,3 Milliarden Nutzer, 1,9 Milliarden Menschen sind täglich dabei. Trotzdem hat Facebook ein Problem, das nicht mit dem Datenschutz, sondern vielmehr mit dem Image des Unternehmens zusammenhängt. Seine Nutzer werden immer älter. Noch 2011 nutzten rund 80 Prozent der 14 bis 19jährigen Facebook. 2017 waren es nur noch knapp über 60 Prozent. Im Gegenzug wuchs die Zahl der Alten (60 Jahre und älter) stark an. 2011 waren es knapp 40 Prozent der Online-Senioren, die Facebook nutzten. 2017 schon über 70 Prozent.
Die Nutzer bleiben Facebook also treu - trotz Skandalen und Quasi-Skandalen. Die Werbeerlöse liegen inzwischen bei fast 17 Milliarden Dollar, und der Aktienkurs hat sich auch wieder erholt. Wer allerdings die Schnelllebigkeit des digitalen Zeitalters kennt, wird mit Bestimmtheit keine Wetten darauf annehmen, wie Facebook im Februar 2034, am dreissigsten Geburtstag dastehen wird.