Thursday, February 27, 2020

Swisscom: Ist die Technik zu kompliziert geworden?

Die Ausfälle der letzten Wochen im Schweizer Telefonnetz, das von der Swisscom betrieben wird, sind keine zufälligen Ereignisse, die einfach auf die Betriebskultur der Swisscom abgeschoben werden können. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich jetzt die für die Kommunikation zuständige Bundesrätin Simonetta Sommaruga von Swisscom-CEO Urs Schaeppi und Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli persönlich über die Störungen hat informieren lassen.

Als die Schweiz noch mit der PTT telefonierte: Telefone wie dieses, aus den
50er Jahren. sind immer noch gesucht.
                                                                                           Screengrab anibis.ch
Es sind nun 22 Jahre her, dass sich die PTT aufgelöst hat - geblieben sind die Post, als Staatsbetrieb und die Swisscom, als private Aktiengesellschaft mit dem Bund als Mehrheitsaktionär. Die PTT stand 70 Jahre lang für “Post, Telefon und Telegraph“, und als solches war sie sowohl für den Brief- und Paket-Transport als auch für die Telekommunikation im Land verantwortlich. Ältere Jahrgänge, die sich noch an die PTT-Zeiten erinnern können, wissen, dass die damals beschränkte Technik immerhin sehr zuverlässig funktioniert hat. Die Post kam zweimal täglich - am Sanstag einmal - und an telefonische Ausfälle erinnert man sich nicht. Heute ist es umgekehrt. Die Technik ist ungeheuer leistungsfähig, dafür scheint es unmöglich zu sein, die komplizierten Anlagen zuverlässig zu betreiben. Die NZZ ist in einem Gespräch mit Frank Dederichs, dem Leiter Cloud Engineering & Operations bei Swisscom dieser Problematik auf den Grund gegangen. Eine der Schlussfolgerungen des Artikels: Die Swisscom kann nicht versprechen, dass ein nächster grosser Ausfall verhindert werden kann - und die Swisscom-Kritiker machen es sich wahrscheinlich zu einfach:
“Anders als in der analogen Vergangenheit ist heute bei Telefonaten keine Punkt-zu-Punkt-Verbindung mehr notwendig. Das Gespräch wird in kleine Datenpakete zerlegt, die sich selbständig ihren Weg zum Empfänger suchen und dort wieder zu einem verständlichen Ganzen zusammengesetzt werden. Für die Telekomfirmen hat Voice over IP (VoIP) den Vorteil, dass sie nicht zwei getrennte Netze betreiben müssen. Die Telefonie hat quasi im Seitenwagen des Internets Platz genommen. Eine Kehrseite der IP-Telefonie ist das Fehlen einer eigenen Notstromspeisung. Ist der Strom weg, ist auch das Telefon tot. Als Alternative bleibt dann nur noch das Handy – wobei bei einem grösseren Stromausfall auch die Batterien der Mobilfunkanlagen nur etwa eine Stunde überbrücken können. Trotzdem hält Dederichs das Internetprotokoll (IP) für den falschen Sündenbock: «Es ist wie der Asphalt auf der Strasse. Das IP ist die Austauschmechanik, über die diese Datenströme abgewickelt werden.» Damit etwa ein Smartphone mit der Cloud Daten tauschen kann, müssen die Netze verbunden sein. Das IP ermöglicht diese Vernetzung. Heikel sei also nicht das Protokoll an sich, sondern die Tatsache, dass es diese Verbindungsnetze gebe. Eine zweite Herausforderung ist das Tempo, mit dem sich das Netz verändert. Die zeitlichen Abstände zwischen Software-Updates sind kürzer geworden, und auch die Lebensdauer der Hardware nimmt ab. Zudem muss das Netz ständig ausgebaut werden, um mit dem wachsenden Datenvolumen fertigzuwerden.“
In der Zwischenzeit sind die Ausfälle, von denen bekanntlich auch die Notfallnummern betroffen waren, nicht mehr das Tagesgespräch. Trotzdem hinterlässt die Angelegenheit einen schalen Nachgeschmack. Immerhin geht es hier um irgendein Land, sondern um die Schweiz, wo Zuverlässigkeit und Genauigkeit schon immer einen besonderen Stellenwert hatten. Die Zukunft wird zeigen, ob das auch für die Kommunikationsinfrastruktur in Zukunft wieder gelten wird.

Monday, February 24, 2020

Höhere Preise und Lieferverzögerungen: Der Online Handel spürt die Coronavirus-Epidemie

Nun wirkt sich die Coronavirus-Epidemie nicht mehr nur auf die globale Lieferkette, sondern auch auf den Schweizer Onlinehandel aus. Digitec-Galaxus, das grösste Schweizer Online-Warenhaus ist der erste Onlinehändler, der seine Kunden über mögliche Konsequenzen informiert: Demnach melden Hersteller Engpässe, Verspätungen und höhere Preise. Betroffen sind natürlich auch andere Händler.

Das Covid-19-Virus könnte sich noch viel stärker auf die globale Wirtschaft
auswirken als bisher.                                                                      Bild pixabay
Bis vor kurzem waren in den europäischen Lagern trotz Coronavirus-Epidemie noch genug Produkte verfügbar. Nun spitzt sich die Lage zu: Inzwischen melden immer mehr Hersteller und Händler, dass die Puffermengen allmählich aufgebraucht sind. Die Folge: Lieferengpässe, Verspätungen und höhere Preise.Die Aufzählung auf der Website des Online-Händlers zeigt, wie empfindlich globale Lieferketten sind. Das Covid-19-Virus treibt sein Unwesen seit einigen Wochen - und wie die aktuellen Meldungen zeigen, ist nicht anzunehmen, dass die Krise schnell vorbei sein wird. Die Kundeninformation auf der Website von Digitec-Galaxus steht unter dem Titel: “Lieferengpässe und höhere Preise wegen Coronavirus“. Im Text heisst es:
“Atemschutzmasken sind bei uns grösstenteils ausverkauft; die Produktion kann die Nachfrage nicht decken. Desinfektionsmittel und Fieberthermometer haben wir noch einige an Lager, aber auch hier zeichnen sich Lieferschwierigkeiten ab. iPhones von Apple sind kaum noch verfügbar: Wir verkaufen noch die Geräte, die wir an Lager haben, frische Lieferungen gibt es aber momentan praktisch keine mehr. Zwischenhändler, die noch Geräte an Lager haben, verlangen mittlerweile 5 bis 10 Prozent höhere Preise als vor dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie.Bosch hat bei seinen Elektro-Werkzeugen Lieferverzögerungen gemeldet. Xiaomi hat Verspätungen angekündigt, ohne ein Ende des Engpasses zu nennen. Zwischenhändler haben die Preise um 5 bis 10 Prozent erhöht.Bei PC-Komponenten und Speichermedien haben diverse Hersteller Lieferverzögerungen gemeldet. So auch Intel, MSI, AMD und ASUS. Ausserdem wurden Preiserhöhungen angekündigt.Tablets: Apple, Samsung und Amazon haben Lieferverspätungen gemeldet, ebenfalls ohne ein Ende des Engpasses zu nennen…“
In der Schweiz sind wir allerdings im Vergleich zu anderen Ländern, vor allem China, noch kaum betroffen. In China sind die Auswirkungen auf die Menschen und die Wirtschaft enorm. Die Industrie, vom Autoverkauf über den Reiseverkehr bis hin zum Einzelhandel, wurde ab dem 23. Januar effektiv stillgelegt, da der Zugang zu Wuhan, einer Industriemetropole mit 11 Millionen Einwohnern im Zentrum des Ausbruchs, weitgehend gesperrt wurde. Die Reisebeschränkungen wurden dann auf Städte mit gesamthaft mehr als 60 Millionen Einwohnern ausgeweitet, während die Beschränkungen für den Geschäftsverkehr landesweit in Kraft traten  Die Neujahrsferien wurden verlängert, um Fabriken und Büros geschlossen zu halten.  Landesweit wurden Tausende von Restaurants und Kinos geschlossen, um die Menschenmassen daran zu hindern, sich zu versammeln. Immerhin läuft vorläufig jener Teil des Online-Handels noch, der jene Menschen bedient, die in Quarantäne sitzen und darauf warten, dass ihr Albtraum endlich endet. 

Friday, February 21, 2020

Roaming: Die Kunden abzocken - für “astronomische Margen“

Der Schweizer Konsumentenschutz hat genug von der Abzocke, welche die Telkomfirmen in vielen Fällen ihren Roaming-Kunden zumuten. Die Politik habe nun über 20 Jahre lang zugeschaut, wie die Anbieter massiv überhöhte Preise fürs Roaming verlangen. Damit müsse nun endlich Schluss sein, fordert die Präsidentin der Konsumentenschützer. Diese fordern  den Bundesrat auf, im Rahmen der aktuellen Revision der Fernmeldeverordnung die massiv überteuerten Roaming-Tarife für Privat- und Geschäftskunden endlich zu begrenzen.

Und wenn's am Strand noch so schön ist: Schweizer User können beim
Roaming im Ausland böse Überrschungen erleben.                            Bild PfW
Laut Bundesamt für Kommunikation fehlt in der Schweiz die gesetzliche Grundlage, um unilaterale Preisobergrenzen für Roaming-Tarife festzulegen. Ein Rechtsgutachten von Prof. Dr. Andreas Stöckli von der Universität Freiburg widerspreche dieser Einschätzung nun klar, teilt der Konsumentenschutz mit. Der Bundesrat könne sehr wohl etwas unternehmen. Man fordert deshalb, dass in der laufenden Revision der Fernmeldeverordnung beim Roaming Preisobergrenzen für Privat- und Geschäftskunden festgelegt werden. Das zuständige Bundesamt für Kommunikation hatte dem Konsumentenschutz auf Anfrage beschieden, dass das im letzten Jahr revidierte Fernmeldegesetz keine gesetzliche Grundlage biete, um unilateral Preisobergrenzen festzulegen – erlaubt seien Preisobergrenzen lediglich gestützt auf “internationale Vereinbarungen“. Professor Andreas Stöckli widerlegt diese Aussage. Das revidierte Fernmeldegesetz biete sehr wohl die notwendige gesetzliche Grundlage, um in der Fernmeldeverordnung einseitig Preisobergrenzen für die Endkundentarife beim Roaming festzulegen.
Da angesichts der festgefahrenen Verhandlungen ein Roaming-Abkommen mit der EU wenig wahrscheinlich ist, fordert Konsumentenschutz-Präsidentin Prisca Birrer den Bundesrat auf, unilaterale Preisobergrenzen in der Fernmeldeverordnung festzuschreiben.
Eine aktuelle Analyse  zeigt, dass die Telekomanbieter teilweise massiv überrissene Roaming-Tarife verlangen: Ein Prepaid-Kunde von Salt zahlt beispielsweise für ein Datenpaket von 1 GB  19.95 Franken. Ohne Datenpaket surft er zum Standard-Tarif und zahlt für 1 MB 19 Franken, also rund 975 Mal mehr. «Das ist etwa so, wie wenn der Kaffee im Restaurant statt 4.50 Franken plötzlich 4390 Franken kosten würde. Auch bei den anderen Telekomanbietern gibt es überhöhte Tarife: Sunrise verrechnet seinen Prepaid-Kunden bei der Internetnutzung in der EU beim Standard-Tarif rund 68 Mal mehr als beim Datenpaket, bei der Swisscom sind es 31 Mal mehr (ebenfalls Prepaid-Kunden). Bei UPC ist der Standard-Tarif in den USA und Kanada rund 263 Mal höher als der Datenpaket-Tarif. “Wenn man davon ausgeht, dass die Telekomanbieter beim Verkauf eines Datenpakets Gewinn machen, müssen die Margen beim Standard-Tarif astronomisch hoch sein“, sagt André Bähler vom Konsumentenschutz.
Tatsächlich gibt es  - ausser den hohen Margen - keinen Grund mehr, um unanständige Roamingtarife für Schweizer Kunden beizubehalten. Die EU hat das Problem schon seit fast drei Jahren gelöst. Das sollte endlich auch für die Schweiz möglich sein.

Tuesday, February 18, 2020

Bill Gates sagt, weshalb auch ein Super-Elektroauto noch nicht gut genug ist

Umweltschützer und Klimabesorgte möchten, dass möglichst schnell nur noch elektrische Autos auf unseren Strassen fahren. Regierungen verteilen Milliardensubventionen an jene, die den Verbrennungsmotor aufgeben und sich ein E-Auto wie den Tesla anschaffen. Doch es gibt Probleme. Selbst die besten, die teuersten und die statusträchtigsten der elektrischen Autos leiden immer noch daran, dass sie betreffende Reichweite immer noch weit hinter benzinbetriebenen Autos zurückliegen.

Bill Gates hat jetzt auch ein Elektroauto - einen Porsche Taycan.
                                                                                                        Bild Porsche
Ein Bekannter kam letzte Woche von einer Ferienreise in Kalifornien zurück, wo er sich einen Tesla gemietet hatte. Es dauerte nicht lange, bis er realisierte, dass er mit dem batteriebetriebenen Wagen keine grossen Reisen machen konnte. Um wenigstens einige Kilometer mehr aus dem Vehikel heraus zu holen, kaufte er sich ein 20 Meter langes Verlängerungskabel, mit dem er seinen Mietwagen aus der Balkonsteckdose  des Airbnb mit Aufladestrom versorgte, solange er parkiert war. Allerdings gewann er damit nur einige zusätzliche Kilometer: Strom aus der Steckdose liefert verglichen mit der Schnellladesäule nur sehr wenig Reichweite.
Es sind übrigens nicht nur die gewöhnlichen Autofahrer, welche die Schwachpunkte der E-Autos erkannt haben: Reichweiten, die ganz einfach nicht weit genug sind, Reichweiten-Angaben, die nur bei absolut optimalen Bedingungen erreicht werden - wenn überhaupt, und die immer noch hohen Anschaffungspreise. Auch Bill Gates, einer der reichsten Männer der Welt, hat sich jetzt sein erstes Elektroauto angeschafft. Natürlich ist das nicht irgendein Auto. Gates fährt einen Porsche Taycan, der in Deutschland rund 105‘000 Euro kostet. Dafür bekam er einen Sportwagen, der laut Gates zwar teuer (“premiumpreisig“) dafür wirklich sehr, sehr cool sei. Nicht zufrieden ist Gates allerdings mit der Reichweite, was er auch als Argument gegen den Kauf eines E-Autos ins Feld führt. Der Unterschied zwischen Energie aus Benzin und Energie aus Batterien sei enorm: Benzin habe eine 30mal grössere Energiedichte als ein moderner Lithium-Akku, sagt er in einem Interview mit dem Youtuber Marques Brownlee.  Für längere Fahrstrecken sei die Verfügbarkeit von Ladestationen sowie die lange Ladezeit problematisch - vor allem im Vergleich mit der Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit der ein Benzintank gefüllt werden könne. Gates wies darauf hin, dass weltweit weniger als drei Prozent aller neuen Fahrzeuge elektrisch seien. Solange es die “Reichweitenangst“ bei den Konsumenten gebe, werde sich die Zahl der verkauften Fahrzeuge in Grenzen halten. Auch die Verkaufspreise müssten noch weiter sinken, damit die Verkäufe anstiegen. Er glaubt aber, dass dies passieren wird und ist der Meinung, dass es in diesem Sektor viel positives Potential gibt.
Trotz alledem hat Bill Gates Spass mit seinem neuen Porsche. Kein Wunder: Trotz begrenzter Reichweite bietet der Taycan viel Power: 500 kW und 850 Nm, die den Wagen im drei Sekunden auf 100 km/h katapultieren. Die von Porsche geschätzte Reichweite beträgt 300 Kilometer.  

Saturday, February 15, 2020

Das WhatsApp Erfolgsrezept: keine Werbung und Verschlüsselung

WhatsApp hat heute weltweit mehr als zwei Milliarden Nutzer, wie das Unternehmen bekanntgab. 2016 waren es noch eine Milliarde Nutzer gewesen, zwei Jahre später anderthalb Milliarden. Nur Facebook ist erfolgreicher. Zum Vergleich: Facebook hat 2,5 Milliarden registrierte Nutzer, Instagram hatte 2018 eine Milliarde.

WhatsApp hat mehr als zwei Milliarden
Nutzer und wächst weiter.  Bild Pixabay
WhatsApp ist quasi die Verkörperung der Kommunikation im fortgeschrittenen digitalen Zeitalter. Die App ist nämlich total gratis und ermöglicht nicht nur das Versenden von verschlüsselten Nachrichten, sondern auch das weltweite kostenfreie Telefonieren, gewöhnlich in ausgezeichneter Qualität. Eher untypisch für moderne Medien im Internet, belästigt WhatsApp die Nutzer nicht mit Werbung. Diese Tatsache, sowie die Verschlüsselung der Nachrichten tragen viel zum Erfolg der Messaging App bei. Die Verschlüsselung der Nachrichten wird weltweit allerdings von immer mehr Regierungen und Strafverfolgungsbehörden kritisiert - bis anhin allerdings erfolglos. Die Behörden argumentieren, dass die WhatsApp-Verschlüsselung zu illegalen Aktivitäten beitrage. Das ist zweifellos wahr. Aber WhatsApp hat gute Gegenargumente: CEO Will Cathcart sagt, dass das Unternehmen in keiner Weise plant, die Verschlüsselung auf seinem Dienst abzuschaffen.  
"In der gesamten Menschheitsgeschichte konnten die Menschen schon immer privat miteinander kommunizieren, und wir glauben nicht, dass dies in einer modernen Gesellschaft nicht möglich sein soll",
 sagte er dem Wall Street Journal.  Er fügte jedoch hinzu, dass WhatsApp den Behörden Metadaten zur Verfügung stelle, wenn diese für eine Untersuchung hilfreich sei.
WhatsApp hat im Moment eigentlich nur ein, wenn auch ein wichtiges Problem: Wie kann das Unternehmen selbständig Geld verdienen?
“Facebook steckt nun selbst in einem Dilemma. Natürlich weiß man auch in Menlo Park, dem Hauptsitz des Unternehmens: Der Erfolg von Whatsapp beruht darauf, dass es sehr einfach zu nutzen und werbefrei ist. Nur so hat es Whatsapp in der Welt des Internets ganz nach oben geschafft. Eine Welt, in der gilt: Der Gewinner bekommt alles. Zumindest fast. Aber die Tendenz ist schon eindeutig. Wer nicht bei Whatsapp ist, ist von vielem ausgeschlossen… […] Noch unter seinen Gründern hatte das Whatsapp-Team einiges versucht, um wenigstens einen Teil der 22 Milliarden, die Facebook ausgegeben hatte, wieder hereinzuspielen - eine Forderung, mit der Facebook die beiden Gründer mehr und mehr nervte. Doch ein Geschäftsmodell, das mit dem von Facebook vergleichbar wäre, war nicht dabei.“ (sueddeutsche.de)
So gesehen ist der Erfolg von WhatsApp nicht mehr ganz so bewundernswert. Es gibt sicher zahlreiche andere Produkte, die, sofern sie nützlich genug sind, an der Spitze der Konsumentenhitparade landen würden, wenn sie vollkommen gratis wären…



Monday, February 10, 2020

Die Mobilfunk-Branche fürchtet sich vor dem Virus

Das Coronavirus breitet sich weiter aus und beeinträchtigt die weltweite Wirtschaft auch im digitalen Bereich. Bereits haben sich fünf grosse Unternehmer vom Mobile World Congress in Barcelona abgemeldet, das letzte davon Sony.

Das Digitalmagazin Mashable sieht schwarz für den diesjährigen Mobilfunk
Kongress in Barcelona und prognostiziert "eine Geisterstadt". 
Screengrab Mashable
Der GSMA Mobile World Congress in Barcelona soll in 14 Tagen starten, genau gesagt am 24. Februar. Die Konferenz ist gewöhnlich der Treffpunkt der weltweiten Mobilfunk-Branche schlechthin, und es werden jeweils rund 100‘000 Teilnehmer erwartet. Neben Produktinnovationen und Seminaren werden aktuelle Trends der Branche besprochen und präsentiert. Der Kongress versteht sich als Leitmesse für Handys, mobiles Internet und mobile Anwendungen. Doch dieses Jahr ist alles etwas anders. Bis heute Montag haben sich bereits fünf grosse Unternehmen aus Furcht vor den Konsequenzen des Coronavirus‘ kurzfristig von der Veranstaltung zurückgezogen. Die bis jetzt noch kurze Liste der Absagen enthält prominente Namen: Neben Sony sind das Amazon, der südkoreanische Hersteller LG Electronics , der schwedische Gerätehersteller Ericsson und der US-Chiphersteller Nvidia. Die Sorgen der Menschen über den Coronavirus sind berechtigt: Die Zahl der Coronavirus-Todesopfer ist inzwischen allein auf dem chinesischen Festland auf über 900 angestiegen, wobei mehr als 40‘000 Menschen infiziert wurden. Inzwischen haben schon mehr als zwei Dutzend Länder mit dem Virus zu kämpfen, das mehr als 330 Menschen ausserhalb Chinas krank gemacht hat.
Die prominenten Absagen geschahen trotz Massnahmen der Veranstalter, die dazu dienen sollten, das Virus und die Angst der Besucher in Schranken zu halten. So wurde es Menschen aus der chinesischen Provinz Hubei, wo der Ausbruch des Coronavirus begann, untersagt, an der Konferenz teilzunehmen. Besucher aus China müssen nachweisen, dass sie sich mindestens zwei Wochen lang vor der Veranstaltung nicht in China aufgehalten haben. Diese Massnahmen ergänzen frühere Massnahmen, die darauf abzielen, die Verbreitung des Virus zu verhindern, einschliesslich des Austauschs von Mikrofonen nach jedem Redner und der Empfehlung an alle Teilnehmer, keine Hände zu schütteln. Chinesische Unternehmen haben zusätzliche Massnahmen angeordnet: Huawei und ZTE haben die in China ansässigen Mitarbeiter angewiesen, sich vor der Veranstaltung selbst zu isolieren, und europäische Mitarbeiter zu rekrutieren, um diejenigen zu ersetzen, die nicht aus China kommen können.
Das spanische Festland wurde bis jetzt noch nicht vom Virus betroffen, es wurden aber zwei Fälle auf Mallorca und den kanarischen Inseln nachgewiesen.
Im Jahr 2019 stammten laut Veranstalter rund 6 Prozent der Teilnehmer des Mobile World Congress aus China.




Friday, February 7, 2020

5G in der Schweiz: vom Vorsprung zum Politikum

Der 5G-Aufbau in der Schweiz ist bis jetzt sehr schnell vorangegangen. Die Schweiz ist weltweit ganz vorne mit dabei, was funktionierende 5G-Standorte betrifft; nur die USA hat mehr 5G-Anlagen in Betrieb. Dieser Vorsprung, der vor allem für die Industrie und das Internet der Dinge, sowie für die Versorgung von Randgebieten sehr wichtig sein wird, könnte schon bald schrumpfen, weil die Schweiz eben auch sehr tiefe Strahlungsgrenzwerte festgeschrieben hat.

Die Schweiz, eine 5G-Insel in Europa: Die Ookla 5G Map zeigt die aktuellen
5G-Betriebsstandorte weltweit an. Nur die USA haben mehr 5G als die
Schweiz.                                               Screengrab speedtest.net/ookla-5g-map
90 Prozent aller Schweizer besitzen und nutzen ein Smartphone. Man darf davon ausgehen, dass die Mehrheit dieser Menschen sich nicht allzu grosse Sorgen über die Strahlung der Mobilfunkanlagen macht. Schliesslich sind sich die Experten (ausnahmsweise) ziemlich einig: Es gebe kaum Grund zur Sorge, was die Strahlung betreffe - vor allem wenn man als User selber auch zur Sicherheit beitrage, heisst der Konsens:
“Die deutsche Stiftung Warentest unterzog die Argumente der 5G-Kritiker im Herbst einem Faktencheck. Fazit: Nach aktuellem Stand der Forschung "besteht kaum Grund zur Sorge", dass Handystrahlung Krebs verursache oder Spermien schade. Auch durch den 5G-Ausbau seien keine großen Veränderungen zu erwarten. Wer sich davon nicht beruhigen lässt, kann die Strahlenbelastung mit einigen simplen Methoden reduzieren. So helfe es, beim mobilen Telefonieren Abstand zu halten. Bereits wenige Zentimeter Sicherheitsabstand zwischen Ohr und Handy senken demnach die Strahlenbelastung deutlich.“ (heise.de)
Natürlich lassen die 5G-Gegner solche Schlussfolgerungen nicht einfach stehen: Warentest wurde für den Expertenbericht stark kritisiert und musste sich rechtfertigen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass zahlreiche Studien zum gleichen Schluss kommen, wie die Experten, welche die Stiftung Warentest beigezogen hat. Für die 5G- Gegner scheint es schwierig zu sein, vor diesem Hintergrund genügend besorgte Bürger zu mobilisieren: Nur 2000 Teilnehmer (gemäss Angaben der Veranstalter) protestierten am internationalen Protesttag gegen 5G in 16 Schweizer Städten gegen die Technologie.
Die kleine aber lautstarke Gruppe der 5G-Gegner konnte den 5G-Ausbau bis jetzt tatsächlich verzögern; allerdings ist die Zahl der betriebenen Standorte kürzlich plötzlich stark angestiegen:
“Anfang Dezember 2019 waren in der Schweiz erst rund 660 Anlagen in Betrieb, die den Mobilfunk der fünften Generation nutzten. Nach Neujahr waren es plötzlich 2300. Wie konnte sich die Anzahl der 5G-Antennen innert Monatsfrist mehr als verdreifachen? […] Der Urheber des sprunghaften Anstiegs war schnell ausgemacht: Swisscom. Der grösste Schweizer Telekomkonzern hatte im Frühling 2019 versprochen, bis zum Jahresende 90 Prozent der Bevölkerung mit dem neuen Standard zu versorgen. Um dieses Versprechen einzulösen, musste der Telekomkonzern im Dezember offensichtlich einen Schlussspurt hinlegen. Dazu brauchte er indessen keine Heerscharen von Technikern, die heimlich auf den Dächern Antennen montierten. Es war viel einfacher: Swisscom hat ein Software-Update eingespielt, das die Sendestationen 5G-fähig macht. Weil sich an den Antennen physisch nichts änderte, musste dafür keine Baubewilligung eingeholt werden. Entsprechend machtlos waren die 5G-Gegner. Denn wo es keine Bewilligung braucht, nützen Einsprachen nichts…“ (NZZ)
Swisscom-Chef Urs Schaeppi ist natürlich nicht glücklich darüber, dass 5G zu einem Schweizer Politikum geworden ist, wie er kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone/SDA sagte. Die Diskussion um 5G werde "emotional" geführt. Fakten spielten oft kaum eine Rolle. Angst machen mit Halbwahrheit sei einfach, Aufklären mit Fakten schwierig. Die Politik müsse sich endlich klar zu 5G äussern, fordert der Swisscom-Manager. Bereits beim Wechsel von 2G auf 3G habe es eine grosse Opposition gegeben. Klar sei aber: “Ohne diesen Wechsel hätte der Siegeszug des Smartphones nie stattfinden können."

Monday, February 3, 2020

Schweizer KMU und die Digitalisierung: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Viele Schweizer KMU fürchten sich vor der steigenden Cyberkriminalität, die meisten dieser Unternehmen sehen sie als ernstzunehmende Gefahr. Mehr als die Hälfte der Firmenmanager finden aber, ihre eigene Firma sei nicht wichtig genug, um von Cyberkriminellen angegriffen zu werden. Aber auch, wenn es um die Digitalisierung in den Schweizer KMU geht, glaubt (oder hofft) ein Viertel der Umfrageteilnehmer, die Digitalisierung werde spurlos an ihren Geschäftsaktivitäten vorbeigehen. Jeder dritte Unternehmer  ist sich ausserdem sicher, dass die Digitalisierung in seiner Branche keine besonderen Veränderungen herbeiführen wird!

Vor allem in kleineren Firmen glauben immer noch viele Unternehmer, die
Digitalisierung werde an ihnen vorübergehen.                               Bild pixabay
Wie die Gefahr der Cyberkriminalität in kleinen und mittelgrossen Schweizer Unternehmen eingeschätzt wird, war nur eine der Fragen, die das KMU-Stimmungsbarometer für das Jahr 2020 zu beantworten suchte. Die Umfrage wurde von von localsearch (Swisscom Directories AG) durchgeführt. Sie zeigt, dass die KMU, die bekanntlich das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden, in bester Verfassung sind. 64 Prozent der befragten Unternehmen rechnen 2020 mit einem positiven Geschäftsergebnis und 42 Prozent davon erwarten gar einen höheren Gewinn als noch im Vorjahr. Sorgen bereiten vielen Schweizer KMU die mit der Digitalisierung einhergehenden Risiken. So sind 79 Prozent der Firmen davon überzeugt, dass die Cyber-Kriminalität auch für KMU eine ernstzunehmende Gefahr darstellt. Die Swisscom bestätigt diese Einschätzung. Sie geht in ihrem neusten Cyber-Security-Bericht davon aus, dass gezielte Angriffe wahrscheinlicher werden und die verfügbaren technischen Mittel oft nicht ausreichen, um mit den Fähigkeiten professioneller Cyber-Akteure mithalten zu können. Auch der im Januar 2020 erschienen Allianz-Risk-Barometer konstatiert: Cyber-Vorfälle sind das grösste Geschäftsrisiko in der Schweiz.
Widersprüchlich ist allerdings die Beurteilung der eigenen Gefahrensituation der Schweizer KMU: Zwei Drittel aller Firmenlenker  glauben, dass ihr Unternehmen für Cyber-Kriminelle eher unbedeutend sei. Über mögliche Angriffe auf das eigene Firmennetzwerk ist nur jeder fünfte Geschäftsinhaber besorgt.
Schlechte Noten geben sich die KMU-Unternehmer beim digitalen Marketing: Fast jeder Zweite gibt an, seine Firma würde diese Disziplin nicht beherrschen. Nur 5 Prozent sind davon überzeugt, alles richtig zu machen, 26 Prozent wähnen sich zumindest auf dem richtigen Weg. Fast jeder Fünfte gibt zu, die digitalen Marketing-Fähigkeiten seines eigenen Unternehmens nicht abschliessend einschätzen zu können. Was die Digitalisierung im Allgemeinen betrifft, meint jeder dritte KMU-Manager, dass in seiner Branche die Digitalisierung massiv unterschätzt werde. Tatsächlich unterstreicht die vorliegende Umfrage diese Einschätzung: 24 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, die Digitalisierung werde spurlos an ihren Geschäftsaktivitäten vorbeigehen, und jeder dritte Unternehmer  ist sich sicher, dass die Digitalisierung in seiner Branche keine besonderen Veränderungen herbeiführen wird!
Die Mehrheit der befragten Mittelständler ist allerdings realistischer. Diese Unternehmer sind sich  bewusst, dass die digitale Revolution nicht vor ihrem Unternehmen Halt machen wird. Mehr als zwei Drittel aller Umfrageteilnehmer sagen, sie gingen die Herausforderungen der Digitalisierung zuversichtlich an. Zwei Drittel sind davon überzeugt, zumindest in diesem Jahr mit der digitalen Entwicklung Schritt halten zu können.