Sunday, June 30, 2019

Geld aus der Firmenkasse für kriminelle Erpresser?

Man sollte Kriminelle im Allgemeinen und Erpresser im Besonderen nicht bezahlen, weil das deren Geschäft nur weiter ankurbelt. Diese Regel ist nicht immer einfach zu befolgen, wenn es um Ransomware-Attacken geht. Manchmal ist die Zahlung eines Lösegelds das beste Mittel, um eine Organisation am Laufen zu halten.

Ransomware: Gute Vorbereitung ist entscheidend.                          Bild Pixabay
Diese These wurde kürzlich in einem aktuellen Forschungsbericht von Forrester Research dargelegt. Die Zahlung von Lösegeldern für erpresserische Forderungen, die durch Ransomware ausgelöst wurden, sei durchaus eine praktikable Option. Manager sollten bei der Entscheidungsfindung genauso vorgehen, wie bei anderen
Geschäftsentscheidungen, schreiben die Autoren. Tatsächlich gibt es immer mehr Organisationen, die genau diesen Weg gehen; zwei aktuelle Fälle sind die Städte Lake City und Riviera City in Florida. Ransomware gibt es aber nicht nur in den USA; auch in der Schweiz passieren derartige Angriffe. Allerdings empfehlen die Behörden, nicht auf solche Forderungen einzugehen, wie die NZZ berichtet:
“Offiziell rät die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) des Bundes dringend davon ab, Lösegeld zu bezahlen. Damit unterstütze man nicht nur Kriminelle und ermögliche es diesen, ihre Infrastruktur auszubauen und weitere Opfer zu erpressen. Es gebe darüber hinaus keine Garantie dafür, dass die Angreifer wie versprochen die Schlüssel für die Dekodierung der Dateien lieferten. Aus der Perspektive der Allgemeinheit mag diese Mahnung überzeugen. Gingen die Urheber der Schadsoftware stets leer aus, lohnte sich deren Mühe nicht mehr. Damit verschwänden zumindest jene Angreifer von der Bildfläche, die von finanziellen Motiven getrieben sind. Doch für betroffene Firmen hat das eigene Wohl Vorrang, nicht Generalprävention. Sind die Dateien einmal blockiert, kann sich eine «Investition» in eine Lösegeldzahlung durchaus lohnen. Denn die Verschlüsselung lässt sich – wenn überhaupt – oftmals nur mit beträchtlichem Aufwand knacken. Im Vergleich dazu kann die als Lösegeld geforderte Summe gering erscheinen…“
Auch die Experten bei Forrester vertreten die Meinung, dass sich das Zahlen von Lösegeld lohnen kann. Schliesslich könne es sehr teuer werden, wenn Ransomware die Aktivitäten eines Unternehmens für Tage oder gar Wochen blockiert. So schreiben die  Forrester-Analysten Josh Zelonis und Trevor Lyness in ihrem Forschungsbericht:
“Wir empfehlen, dass Sie, selbst wenn Sie das Lösegeld nicht bezahlen, es zumindest als eine praktikable Option betrachten sollten. Der durchschnittliche Ransomware-Angriff dauert 7,3 Tage, und währenddessen kommt der tägliche Geschäftsbetrieb zum Stillstand, und Sie werden feststellen, dass Ihr Unternehmen neue Wege finden muss, um seine Kernaufgaben zu erfüllen, was jeden einzelnen Mitarbeiter belastet. Dieses Problem ist kompliziert, sogar wenn Sie über gute Backups verfügen, die den Angriff überlebt haben. Viele Unternehmen unterschätzen das Ausmass der möglichen Störungen, für die sie planen müssen, oder sind zu optimistisch, welche Funktionalität nach einem Angriff weiterhin bestehen wird.“
Die Analysten halten fest, dass Ransomware-Akteure manchmal sogar offen für Rabatte sein könnten. Auf jeden Fall müssen Unternehmen bereit sein für den Fall einer Attacke. Dazu gehören Investitionen in Cybersicherheit, eine entsprechende Versicherung sowie die Fähigkeit, nach dem Backup hundertprozentig wieder herstellen zu können. Es schadet auch  nicht, wenn Unternehmen wissen, wie sie Kryptowährung kaufen und anwenden können. Lösegeld wird nämlich meistens in Bitcoin bezahlt.

Monday, June 24, 2019

Herausfinden, wo der Hass anfängt

Man müsse den Social Media Zügel anlegen, sie müssten viel stärker reguliert werden. Das ist eine Forderung, die von vielen Politikern und erstaunlicherweise auch von vielen Medien gestellt wird. Allerdings ist die Zensur der User auf Facebook, Twitter und Co. nicht ganz einfach: nicht immer ist klar, wo der Hass anfängt, und die Normalität aufhört.

Wenn man der Medienberichterstattung glauben darf, sind es zuerst einmal die arme Seelen, die zu Tausenden für Facebook-Subunternehmer arbeiten, um die unakzeptablen Inhalte auszusortieren, die wissen, was Hass wirklich heisst. Sie werden direkt mit dem Abscheulichsten konfrontiert, was die digitalisierte Menschheit zu bieten hat, und das hat Folgen:
“Zuerst störte es mich nicht - aber nach einer Weile fing es an, mich negativ zu beeinflussen", sagte Michelle Bennetti, eine ehemalige Mitarbeiterin im Büro Tampa. "Ich fühlte eine Wolke - eine Dunkelheit - über mir. Ich fing an, deprimiert zu werden. Ich bin normalerweise ein glücklicher, aufgeschlossener Mensch, doch ich zog mich zurück. Meine Angst stieg. Es war schwer, das jeden Tag zu überstehen. Es fing an, mein Privatleben zu beeinflussen." Die Einzelheiten des Berichts [über den Moderatorenjob] sind bestenfalls eine düstere Darstellung der schmutzigen und chaotischen Bedingungen am Arbeitsplatz und schlimmstenfalls ein beunruhigender Einblick in die psychologische Belastung durch den Job.“ (gizmodo.com)
Aber neben diesen Auswüchsen, die sogar jene Menschen krank machen, die sie zensurieren müssen, wie können hasserfüllte Postings erkannt und gelöscht werden? Und ist dies überhaupt notwendig?
Die zweite Frage wird in Europa viel eher mit einem klaren Ja beantwortet, als in den USA, wo die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit in der Verfassung festgeschrieben ist.  Aktuell hat gerade der Autor Daniel Friedman auf Quillette.com ein ausführliches Essay zum Thema publiziert - unter dem Titel: How Free Speech Dies Online (wie die Redefreiheit Online stirbt). Europa hingegen lauscht dieser Tage, was der frühere stellvertretende britische Premier Nick Clegg zum Thema zu sagen hat (siehe untenstehendes Video), der inzwischen zum vielfach besser bezahlten aber nicht minder undankbaren Job eines Facebook-Öffentlichkeitsbeauftragten und in die USA gewechselt hat:
“Facebook will reguliert werden", sagte Cheflobbyist Nick Clegg bei einer Podiumsdiskussion in Berlin. Deshalb werde gerade ein unabhängiges Aufsichtsgremium entwickelt. Wie das konkret aussehen soll und wer Teil des Gremiums sein wird, hat Clegg nicht weiter ausgeführt. Aber er sprach davon, dass es "transparente und bindende" Entscheidungen treffen soll. Nach Informationen des ZDF könnten in diesem Gremium in Zukunft 40 Mitglieder aus der ganzen Welt sitzen, darunter auch Wissenschaftler und Journalisten. Sie sollen strittige Fragen beantworten, die ihnen Facebook-Nutzer stellen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, ob Hasskommentare konsequent gelöscht werden sollen oder ob sie online bleiben, aber mit einem Warnhinweis versehen werden sollen. Eine andere Möglichkeit wäre, den Kommentaren Reichweite zu entziehen, in dem sie kaum noch Nutzern angezeigt würden. Um sich über ein mögliches Gremium auszutauschen, gab es laut Clegg Experten-Treffen rund um den Globus, unter anderem in Singapur, Nairobi, Mexiko, New York und Berlin. "Die fundamentale Frage ist: Wie soll das Internet aussehen? Das ist eine der entscheidenden gesellschaftlichen Debatten", sagte Nick Clegg, der von 2010 bis 2015 britischer Vize-Premierminister war. Die Welt habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert. In einer neuen Welt, brauche es auch neue Regeln.“ (heise.de)
Es ist anzunehmen, dass auch die pluralistisch zusammengestellten neuen Regeln für die schöne neue digitale Welt das Hauptproblem nicht lösen werden: Wo soll der Zensurhebel angesetzt werden - und wer bestimmt,  wo diese Grenzen liegen, ohne dass mit politischen Ellen gemessen wird?

Friday, June 21, 2019

Facebook lanciert eine Währung für die Welt

Was kommt als Nächstes? Die Facebook-Bank - natürlich ohne Bankgeheimnis? Nicht ganz - aber beinahe. Immerhin hat Facebook bekanntgegeben, dass man eine eigene Währung lancieren wolle. Dass es sich dabei um eine digitale Währung handelt, die auf dem Blockchain-Prinzip funktionieren soll, ist selbstredend.

Facebook schafft eine eigene Währung. Potentielle Nutzer gibt es viele.
                                                                                                       Bild Pixabay
Genf soll die Zentrale für das neue Facebook-Geld werden - eine Tatsache, die dafür spricht, dass der Schweiz immer noch das Image des erfolgreichen und stabilen Finanzplatzes anhaftet. Die neue Währung heisst Libra und wird bereits von bedeutenden Unternehmen unterstützt, die im gleichnamigen Verein millionenteure Mitgliederbeiträge bezahlt haben. Dazu gehören Kreditkartenunternehmen, aber auch Uber und Spotify. Und wieso ist Libra eine ganz spezielle Kryptowährung? Unter anderem deshalb, weil Facebook schlagartig auf mehr als zwei Milliarden potentielle User zugreifen kann. Es gibt aber noch weitere wichtige Gründe, wie die NZZ erklärt:
“Die Libra-Währung wird von zahlreichen etablierten und finanzkräftigen Unternehmen entwickelt. Die Währung bildet die Basis einer offenen Plattform, auf der jede beteiligte Firma – es sollen bei der Lancierung 100 sein – eigene Anwendungen entwickelt. Allein Facebook hat über 2,4 Mrd. Nutzer. Libra soll zudem durch einen Währungskorb abgesichert werden und dürfte damit eine höhere Stabilität als die meisten Währungen aufweisen. Damit eignet sich Libra im Gegensatz zu Bitcoin und Co. als Zahlungsmittel - nicht zuletzt auch in Schwellenländern mit schwachen Währungen. Das macht die Währung zur Wertaufbewahrung vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern attraktiv.“
Die Facebook-Ankündigung betreffend Libra hat nicht überall eitle Freude ausgelöst. Die Banken zum Beispiel, sehen durchaus ernstzunehmende Konkurrenz im Kryptosektor. Wie die Handelszeitung berichtet, habe Facebook keine Banken für die Digitalwährung Libra gewinnen können. UBS und CS gleisen mit Partnern gerade eine andere digitale Münze auf, nämlich den Utility Settlement Coin (USC):
“Der Coin ist eine mit echtem Geld gesicherte Cyberwährung, die auf dem dezentralen Computernetzwerk Blockchain funktioniert. Der Wert dieser digitalen Münze soll einer von fünf Währungen entsprechen, dem US- und dem kanadischen Dollar, dem Euro, dem Yen, und dem Pfund.
Für jede Einheit des USC müssen die Banken den Wert bei der entsprechenden Zentralbank hinterlegen. Um einen USC-Euro zu verwenden, müsste die UBS also einen Euro bei der Europäischen Zentralbank deponieren.“
Geld kann einem, wie wir wissen, immer ausgehen, Kryptowährungen scheint es dafür immer mehr zu geben. Was den Facebook-Coin betrifft, sind nicht alle Experten zukünftige User. Facebook hat ja bekanntlich bezüglich Datenschutz ein Image-Problem, wie verschiedene Medien, herausstreichen:
“ Facebook beteuert zwar, dass Informationen zum Einkaufsverhalten der Libra-Nutzer nicht dazu verwendet werden, um Nutzern auf sie zugeschnittene Werbung auszuspielen, aber auch diesem Versprechen dürfte nicht jeder Glauben schenken wollen. Immerhin gehört es zu Facebooks Geschäftsmodell, Nutzerdaten zu verkaufen. Aktuell sieht es also so aus, als würde Facebook ein Zahlungssystem entwickeln, das Zentralisierung und Monitoring integriert. Libra widerspricht der allen Kryptowährungen zugrundeliegenden Ideologie und ist nicht dezentral. Die digitale Währung wird zudem von einem Unternehmen lanciert, das bekannt für seinen fragwürdigen Umgang mit der Privatsphäre seiner Nutzer ist. Eine in jeder Hinsicht verfolgbare Digitalwährung von einem sozialen Netzwerk, dessen Geschäftsmodell es ist, Nutzerdaten zu verkaufen, sollte jedem potenziell interessierten Nutzer schlaflose Nächte bereiten. Warum sollte Facebook mit diesem neuen Werkzeug nicht Kaufentscheidungen erfassen und an Dritte weiterverkaufen?“ (t3n.de)

Monday, June 17, 2019

Wissen Sie, wie man ein Fake-Shop erkennt?

Internet-Shopper haben ein gesundes Selbstbewusstsein: Eine grosse Mehrheit (88 Prozent) glaubt, die Vertrauenswürdigkeit eines Onlineshops richtig einschätzen zu können. Doch geht es konkret um Sicherheitsmerkmale, liegen nur 62 Prozent mit ihrer Einschätzung richtig.

Das zeigt eine Umfrage YouGov Umfrage, die im Auftrag von Trusted Shops in Deutschland durchgeführt wurde. Fazit: Shopper sind oberflächlich ganz gut informiert. Ist allerdings Detailwissen gefragt, zeigen sich doch noch große Lücken, die sie im schlimmsten Fall in die Falle tappen lassen. Tatsache ist, dass mehr als ein Drittel der Befragten  immer noch nicht über die Kennzeichen eines seriösen Shops Bescheid wissen. Jedem Fünften unterläuft beispielsweise der Irrtum, dass Bestnoten bei den Kundenbewertungen für einen vertrauenswürdigen Onlineshop sprechen. Genau dann ist allerdings Vorsicht geboten: Wenn ein Shop ausschliesslich Bestnoten hat, handelt es sich häufig um eingekaufte Fake-Bewertungen. Vertrauenswürdige Shops erhalten durchaus manchmal negative Bewertungen, zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie darauf professionell reagieren.
Das Angebot an Online-Shops nimmt stetig zu – ebenso die Anzahl an betrügerischen  Shops. Daher laufen wir immer öfter Gefahr, einem kriminellen Fake-Shop in die Falle zu gehen. Das Risiko beeindruckt nicht alle Konsumenten: Immerhin sieben Prozent machen sich keinerlei Gedanken zur Seriosität des Online-Shops, in dem sie einkaufen. Dass sie sich dadurch tagtäglich in die Gefahr des Datenmissbrauchs oder Identitätsdiebstahls begeben, ist ihnen nicht bewusst oder ganz egal. Auch das Gegenteil gibt es: Menschen, die gar nie im Internet einkaufen. Etwa 10 Prozent der Befragten kaufen nur das, was sie sehen und anfassen können und vertrauen lediglich den stationären Händlern.
Der Blick auf die Altersgruppen zeigt ein deutliches Bild: Bedenkenlose Shopper sind vor allem jüngere Menschen, kritische zumeist ältere.
Geht es ans Kleingedruckte, spiegelt sich dieses Verhalten ebenfalls wider. Die Hälfte derer, die sich AGB und Co. überhaupt nicht durchlesen, sondern einfach nur das Häkchen setzen, ist zwischen 18 und 24 Jahre alt. Der Anteil derer, die sich das Kleingedruckte immer und komplett durchlesen, ist mit 14 Prozent für die Altergsuppe 55 plus am grössten.

Wednesday, June 12, 2019

Ein 'Hund', der nicht Gassi gehen muss

Die Firma Boston Dynamics' hat schon viele Aufsehen erregt, mit ihrem seltsamen und  auch etwas gespenstischen Roboterhund. Nun hat der CEO des Unternehmens in einem Interview angekündigt, dass die vierbeinige Kreatur schon bald in den Verkauf kommen soll.

Boston Dynamics ist mit zwei verschiedene Hunderobotern bekannt geworden: mit dem Spot Classic und dem kleineren Spot Mini. Gemäss Presseberichten ist es die kleinere Version, die im Juli in den Verkauf gelangen soll. Eines ist sicher: Es werden nicht Hundeliebhaber sein, welche für die Roboter Geld ausgeben werden. Das grössere Modell kann sowohl in Gebäuden als auch im unwegsamen Gelände eingesetzt werden, wo es dank LIDAR-Ttechnologie auch seinen Weg findet - fast so gut, wie ein richtiger Hund. Spot Classic kann rund 50 Pfund schleppen, was ihn für den Einsatz auf Baustellen nützlich machen könnte - als geländegängiger  Lastenträger.
Das scheinen auch die Einsatzgebiete für die Roboterhunde zu sein, die Boston Dynamics ausgelegt hat. In einem Interview sagte der CEO der Firma, dass das Unternehmen bereits einige zahlende Kunden habe, darunter auch eine Baufirma.
Die kleinere Version des Hunderoboters ist laut Hersteller für den Haushalt oder das Büro konzipiert worden. Dieser Roboter kann auch Objekte aufnehmen und handhaben. Spot Mini hat auf Videos bewiesen, dass er sich in einem Gebäude zurechtfindet, Türen öffnen kann und auch weiss, wie er eine Spülmaschine laden muss.

Ein Roboter mit diesen sehr eindrücklichen Fähigkeiten (die auf vielen YouTube-Videos bewundert werden kann), wird bestimmt noch viele andere Einsatzgebiete finden - zum Beispiel auch im militärischen Bereich. Ob das der Menschheit zum Vorteil gereich wird, wird sich noch erweisen.

Monday, June 10, 2019

Gamen macht ein wenig dick

Sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die intensiv Computer spielen, tatsächlich dicker? Eine Meta-Studie mit Beteiligung der Universität Würzburg hat das nun untersucht. Das Klischee stimmt – aber nur bei Erwachsenen.

Ein nicht ganz schlanker Jugendlicher sitzt auf dem Sofa, Controller in der Hand, direkt daneben die Chips und die Cola. So sehen viele Menschen die typischen Gamer - wohl auch aus eigener Erfahrung. Daher ist auch das Vorurteil, das intensives Spielen von Videospielen dick macht, weit verbreitet. Zu Recht?
Spielende Erwachsene sind schwerer, als nicht-spielende.       Bild Max Pixel 
Die Studienlage bei Kindern und Jugendlichen widerspreche diesem Vorurteil. Bei Erwachsenen gebe es allerdings Zusammenhänge zwischen Computerspielen und Körpermasse“, erklärt Markus Appel von der Uni Würzburg. Forscher dieser Institution haben zusammen mit einem Linzer Forschungsinstitut insgesamt 20 aussagekräftige Studien mit mehr als 38‘000 Teilnehmern ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen Videospielen und Übergewicht zeigt sich demnach nur in geringem Umfang. Lediglich ein Prozent des individuellen Übergewichts könne gemäss den Studienautoren durch das Spielen von Computer-Games erklärt werden.
Der Zusammenhang konnte ausserdem nur bei Erwachsenen nachgewiesen werden, bei Kindern und Jugendlichen nicht. “Möglicherweise bleiben fettleibigere Personen beim Übergang ins Erwachsenenalter eher ihrem Hobby Videospielen treu, während für andere neue Freizeitangebote wichtiger werden“, vermutet Appel.
In der Vergangenheit haben sich schon einige Forscherinnen und Forscher mit der Frage beschäftigt, inwiefern Videospiele und Übergewicht zusammenhängen. Dabei kam es oft zu ganz anderen Ergebnissen - zum Beispiel bei einer Studie, die vom Amerikanischen Center for Disease Control and Prevention in Auftrag gegeben worden war. Es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen Gesundheitsproblemen und Gaming, schlossen die Forscher damals: Sie berichteten, dass Männer, die Videospiele spielen, schwerer seien als andere Männer. Spielende Frauen seien eher depressiv und in schlechterer allgemeiner Gesundheit als Nicht-Gamer.
Was das Übergewicht der männlichen Spieler betrifft, haben die Würzburger und Linzer Forscher eine Erklärung parat:
“Wir haben einen signifikanten indirekten Effekt gefunden, der zeigt, dass Menschen, die mehr Zeit mit Videospielen verbringen auch weniger Zeit mit Sport verbringen und daher ein höheres Körpergewicht bzw. mehr Körpermasse haben“, schreibt das Team aus Würzburg und Linz. Andere Faktoren, wie zum Beispiel eine ungesunde Ernährung vor der Spielekonsole oder Schlafmangel, konnten aufgrund zu weniger Studien nicht überprüft werden.“

Wednesday, June 5, 2019

Erfolg schafft Feinde - auch im Internet

Die ganz grossen Amerikanischen Technologieunternehmen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, haben sich aber während ihrer letzten erfolgreichen Jahre auch viele Feinde geschaffen. Facebook, Google, Amazon und Apple sind bis jetzt immer reicher und mächtiger geworden - ohne viel Gegenwind. Das ändert sich nun. In den USA gibt es Bestrebungen von links und von rechts, die Macht der Internetgiganten einzuschränken.

Ist Google - zusammen mit anderen Internetgiganten - ein
Unternehmen, dass seine Monopolstellung ausnutzt?
Verschiedene Untersuchungen wollen genau das heraus-
finden.                                                                   Grafik PD
So soll das US-Justizministerium eine Untersuchung zu Google vorbereiten, und ein Kongressausschuss hat eine Untersuchung des Wettbewerbs auf den digitalen Märkten eingeleitet. Gemäss Presseberichten soll die Federal Trade Commission  die Verantwortung für die Untersuchung von Facebook und Amazon übernehmen, während das Justizdepartement Apple und Google unter die Lupe nimmt. Die Untersuchung des Kongressausschusses soll parteiübergreifend sein und prüfen, ob die betreffenden Unternehmen stärker an die Kandare genommen werden sollten. 
Google und Co. bläst der Wind nicht nur ins Gesicht, weil sie als Unternehmen so erfolgreich und gross geworden sind. Politisch haben sich in den letzten Monaten unheilige Allianzen gebildet, die aus ganz unterschiedlichen Gründen das gleiche Endresultat anstreben: Die Macht der Internetriesen soll beschnitten werden. Auf Seiten der Republikaner ist man fest davon überzeugt, dass das Silicon Valley im liberalen Kalifornien ein unfreundlicher Ort für Konservative ist. In der Verlängerung gilt das natürlich auch für die dort ansässigen Unternehmen. Präsident Trump hat sich schon mehrfach zum Thema geäussert und das Weisse Haus hat nun auch eine Initiative gestartet, die es Social-Media-Nutzern ermöglicht, ihre Erfahrungen zu teilen, wenn sie das Gefühl haben, fälschlicherweise zensiert oder auf Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter gesperrt worden zu sein. "Unabhängig von Ihren Ansichten, wenn Sie vermuten, dass politische Voreingenommenheit eine solche Aktion gegen Sie ausgelöst hat, teilen Sie Ihre Geschichte mit Präsident Trump“, heisst es auf einer dazu eingerichteten Website. Druck auf die Internetgiganten kommt aber auch von links: zum Beispiel von  Elizabeth Warren, einer langjährigen Kartellrechtlerin, die jetzt für die demokratische Nominierung zum Präsidenten kandidiert. "Google hat zu viel Macht, und sie nutzen diese Macht, um kleine Unternehmen zu verletzen, Innovationen zu ersticken und das Spielfeld gegen alle anderen zu kippen. Es ist Zeit, sich zu wehren", sagt sie. 
Sicherlich ist die Zeit des unregulierten Wachstums endgültig vorbei. Wie gross die Gefahr für Google wirklich sei, wisse man nicht, schreibt die Handelszeitung, weist aber darauf hin, dass Google von der EU schon dreimal zu einer Milliardenstrafe verurteilt wurde. Als Gründe wurden der Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung auf dem Markt für Online-Werbung, illegale Praktiken bei Android-Mobilgeräten und die unzulässige Vorzugsbehandlung des eigenen Preisvergleichsdiensts angegeben. Ebenfalls geäussert wurde allerdings die Beobachtung, dass Google und Co. für die EU ganz einfach zu einer Geldquelle geworden sei, aus der Milliarden von Bussgeldern geschöpft werden können.
Was heisst das nun für die grossen Internetfirmen? 
Insgesamt weht den Techkonzernen jedenfalls ein härterer Wind entgegen als noch vor ein paar Jahren und eine harte Strafe gegen Google könnte zu weiteren Untersuchungen und Urteilen gegen andere Internetkonzerne führen. Auch Facebook und Amazon haben eine marktbeherrschende Stellung in den USA und stehen zudem wegen «Fake News» und Steuertricks in der Kritik.

Monday, June 3, 2019

Wenn “Beeinflusser“ nicht beeinflussen

Social Media Influencer sind kein neues Phänomen. So richtig eingeschlagen hat der Trend aber mit Instagram, der Plattform, die vorwiegend Bilder sprechen lässt. Vor allem wenn es um Mode geht, verlassen sich viele Marken auf junge Influencer, die ihre ebenfalls jungen Follower von deren Produkten überzeugen sollen. Hin und wieder kommen allerdings Zweifel an der Wirksamkeit von Influencer-Marketing auf. Was sind die vielen Followers wirklich wert?

Viele Postings, viele Follower, kaum Käufer - Influencer Arii auf Instagram.
                                                                                          Screengrab Instagram
Instagram-Stars mit vielen Fans können gutes Geld damit verdienen, Produkte zu bewerben und zu verkaufen - wenn es denn klappt. Aber wie definiert die Werbebranche eigentlich einen Social Media Influencer?
“Ein Social Media Influencer ist ein User, der in einer bestimmten Branche Glaubwürdigkeit aufgebaut hat, Zugang zu einem grossen Publikum hat und andere davon überzeugen kann, auf der Grundlage seiner Empfehlungen zu handeln. Ein Influencer hat die Werkzeuge und die Authentizität, um viele Zuschauer konsequent anzuziehen und andere zu motivieren, ihre soziale Reichweite zu erweitern. Influencer sind Blogger, Prominente oder Online-Unternehmer. Das Rezept liegt darin, aus einer Nische Kapital schlagen, um eine breit abgestützte Glaubwürdigkeit zu erlangen.“ (digitalmarketinginstitute.com)
Zu den erflogreichen Influencern gehört auch die 18jährige Arii, die immerhin schon mehr als zweieinhalb Millionen Followers hat. Viele Ihrer Posts  sind Bilder von sich selbst, in denen sie Kleider verschiedener Marken trägt, die sie dann auch in der Bildunterschrift erwähnt. Gratis Schuhe und T-Shirts zu erhalten hat der 18jährigen aber scheinbar nicht mehr gereicht - sie wollte eigene Ware im Internet verkaufen.  Das hat dann aber gar nicht geklappt - obwohl es nur um den Verkauf einiger weniger T-Shirts ging, die den Verkauf ins Rollen gebracht hätten. Damit die Kollektion regulär produziert worden wäre, hätte sie 36 Shirts verkaufen müssen. Doch unter ihren Millionen von Followern gab es nicht genug Fans, die wirklich Geld für etwas ausgeben wollten, das von Arii kam. Die Lektion der Geschichte:
Wer einfach nur Geld an jemanden bezahlt, der irgendwas bewerben soll, der verschwendet dieses Geld. Zielgruppe und Produkt müssen genau zusammenpassen – und da muss die Community des Influencers auch gar nicht riesig sein. Ein Special-Interest-Account mit vielleicht vierstelligen Abonnentenzahlen kann mit der richtigen Ansprache in absoluten Zahlen mehr Käufe generieren als ein riesiger Account, der etwas völlig wahllos und unpassend unter die Menge bringen will. Luxusfirmen, die 18-jährige Social-Media-Phänomene mit teurem Schmuck ausstatten, merken schnell, dass Zigtausende minderjähriger Follower praktisch nichts wert sind…“ (welt.de)
Ein Instagram-Benutzer brachte die Sache mit einem Satz auf den auf den Punkt:
"Die Wahrheit ist, dass ihre Follower nicht ihre Kunden sind."
Eine Wahrheit, die sich wohl auch viele Marketingspezialisten zu Herzen nehmen müssen.