Wednesday, November 30, 2016

Nach dem grossen Hack – einfach mal rebooten

Der Telekom-Hack von anfangs Woche hat sich in fast einer Million deutscher Haushalte ausgewirkt. Plötzlich lief das Festnetz nicht mehr, das Internet sowieso nicht, und auch am TV gab’s nur Mattscheibe. Der Grund: Hacker hätten die Router der Telekom-Kunden ins Visier genommen und mit Malware bespielt.

Rebooten kann man auch konjugieren: rebootet - rebootete -
hat gerebootet.                                    Screenshot verbformen.de
DerVorfall ist an sich schon beunruhigend genug: Etwa  900‘000 Router von Kunden der Deutschen Telekom wurde von Hackern lahmgelegt. Wie relativ schnell bekannt und von zahlreichen Medien gemeldet wurde, war es das Ziel der Hacker, die Kontrolle über die Geräte zu erlangen um ein sogenanntes Botnetz aufzubauen, mit dem Cyber-Attacken durchgeführt werden können. Die Sicherheitslücke war der sogenannte Wartungs-Port 7547, mit dem der Hersteller Updates einspielen kann.
Soweit so klar – oder unklar.
Denn in Tat und Wahrheit wissen wir nur, was in den Tagen nach dem hunderttausendfachen Absturz  der Router von Experten gemutmasst wurde:
“Bot-Netze sind ein Zusammenschluss mit Schadsoftware infizierter Internetgeräte, die vom Betreiber des jeweiligen Bot-Netzes ferngesteuert werden können. Im Fall von "Mirai", das der organisierten Kriminalität zuzuordnen ist, sind das bislang vor allem vernetzte Hausgeräte aus dem Internet der Dinge […]Wer genau hinter "Mirai" steckt ist nicht klar. Ebenso wenig ist klar, ob die Variante der Schadsoftware, die mit dem Angriff auf die Telekom-Router in Verbindung gebracht wird, dem ursprünglichen "Mirai"-Botnetz zuzurechnen ist - oder ob die Software von Dritten gekapert und erneut eingesetzt wurde…“
Sehr viele Unklarheiten also, die sich wohl auch später nicht auflösen werden. Waren es nun böse russische Profi-Hacker oder ganz einfach ein paar 14jährige Lümmel, die den Angriff lanciert haben?
Müssen wir damit rechnen, dass morgen oder übermorgen die nächste ähnliche Schlagzeile erscheint? Kein Wunder, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel versucht, diese unangenehmen Vorfälle zu normalisieren:
Derartige Cyber-Angriffe gehörten heute zum Alltag. “Wir müssen lernen, damit umzugehen“, betonte sie. Ein anderer Politiker, der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius gab sich da schon besorgter: Wenn die Telekom Opfer eines solchen Angriffs werden könne, müsse “jedem klar werden, wie aktuell und alltäglich die Gefahr ist“. Bei der Sicherheit der IT-Infrastruktur müssten die Deutschen “eindeutig nachlegen“, sagte er gemäß dpa.
Als Randbemerkung darf immerhin festgestellt werden, dass sich gewisse IT-Supportmassnahmen trotz den enormen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte genau gleich geblieben sind: Wir können uns noch gut an den Ratschlag erinnern, der ein PC-Distributor Ende der 80er-Jahre jenen Kunden lieferte, die sich mit Problemen an die Hotline wendeten: “Einfach mal ausschalten, kurz warten, dann wieder einschalten…“
Und heute?
“Die Telekom riet betroffenen Kunden, den Router vom Netz zu nehmen und kurz zu warten. Nach einer Neusynchronisierung und neuer Anmeldung funktionierte der Router in der Regel wieder. Bei der Neueinwahl wurde dafür aus dem Telekom-Netz neue Software für die Geräte bereitgestellt.“ 
Na also! So einfach ist das. Hoffen wir, dass es beim nächsten Mal immer noch funktioniert.

Tuesday, November 29, 2016

Photoshop für Audio passt perfekt ins postfaktischen Zeitalter

Zwar sagt ein Bild immer noch mehr als 1000 Worte, aber ob es denn auch ehrlich ist, wissen wir seit der Perfektion von Bildverarbeitungssoftware längst nicht mehr.  Nun hat Adobe das nächste Tool präsentiert, das uns die Reise durch das postfaktische Zeitalter erleichtern wird. Es handelt sich um eine Software, die perfekt Stimmen imitieren kann.

Falls Adobes Projekt VoCo (Voice Conversion) jemals allgemeinzugänglich wird, wird es noch schwieriger, gesprochene Inhalte ernst zu nehmen und an ihre Echtheit zu glauben. VoCo braucht nämlich nur eine Stimmprobe und kann dann aufgrund dieses Samples zum Reden gebracht werden. Ganz einfach, indem der gewünschte Text in den Computer eingegeben wird. Wenn also im nächsten amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf wieder Aufnahmen mit unanständigen Aussagen des Kandidaten oder der Kandidaten ausgegraben werden, wird es schwierig werden, an deren Echtheit zu glauben.
Oder doch nicht?
Immerhin plant Adobe, manipulierte Sprache mit einem digitalen “Wasserzeichen“ zu versehen, um Fälschungen schwieriger zu machen:
“Auf der Konferenz versicherte einer der Entwickler nach Angaben der NZZ, dass Adobe "akustische Wasserzeichen" in die von VoCo erzeugten Schnipsel einbauen wolle. Mit deren Hilfe sollen sich Fälschungen erkennen lassen. Selbst wenn das dauerhaft funktionieren sollte: So wie es immer Menschen geben wird, die auf manipulierte Fotos hereinfallen, wird es auch solche geben, die erst einmal glauben, was sie hören.“
Aber neben all den naiven Medienkonsumenten, die “erst einmal glauben, was sie hören“, wie es der Journalist so schön formuliert hat, wird es wohl auch nicht sehr lange dauern, bis Hacker einen Weg finden, um diese Wasserzeichen zu eliminieren – oder versuchen, damit biometrische Sicherheitssysteme zu überlisten. Experten sind allerdings nicht sehr besorgt über dieses Risiko:
“Wir sind sicher, dass wir Täuschungsversuchen immer einen Schritt voraus sind", sagt Nils Lenke gegenüber Spiegel Online. Der Forscher arbeitet beim Unternehmen Nuance, das biometrische Sicherheitssysteme entwickelt und Apple bei der Programmierung des Sprachassistenten Siri unterstützt hat. Nuance hat unter anderem die biometrische Stimmerkennung für die HSBC-Bank und den Telekommunikationskonzern TalkTalk entwickelt. Mehr als 130 Millionen Kunden verwenden nach Angaben von Nuance bereits ihre Stimme als Passwort. […] Sollten Betrüger versuchen, die Stimme eines Bankkunden zu simulieren, dann erkenne man schnell, ob eine Software das Sprachsignal verändert hat. Auch wenn die Stimme für das menschliche Ohr natürlich klingen sollte: Die Algorithmen der Manipulationssoftware hinterlassen dem Forscher zufolge deutliche synthetische Spuren, die sich leicht entlarven lassen.“
Wir sind davon überzeugt, dass “Photoshop für Audiodateien“ mittel und langfristig auf breiter Front eingesetzt werden wird. Das Tool ist schlicht und einfach zu praktisch. Wir, die Konsumenten von elektronischen Medien, werden uns daran gewöhnen, auch gesprochene Inhalte nicht mehr einfach als echt zu akzeptieren. Wie das ja bei anderen Inhalten schon längst der Fall ist.

Friday, November 25, 2016

Vom Vergleichsportal zur Versicherung: Wer macht’s am besten?

Einen klaren Überblick, einfache Suche sowie einen einfachen Wechsel - das versprechen Vergleichsportale all jenen, die sich mit dem Gedanken tragen, ihre Autoversicherung zu wechseln, jedoch den mühsamen Vergleich von Konditionen und Tarifen scheuen. Welches Portal diesbezüglich die beste Hilfe bietet, hat das unabhängige Schweizer Institut für Qualitätstests (SIQT) jetzt genauer untersucht.

Ein Test der Tester: Anivo.ch ging als bestes Vergleichsportal für Autoversicherungen
aus dem Test des Schweizer Instituts für Qualitätstests hervor.     Screengrab anivo.ch
Versicherungen sind nicht billig – und nicht einfach auszuwählen. Individuelle Voraussetzungen wirken sich stark auf die Angebote der Autoversicherer aus. Und die Sparmöglichkeiten beginnen nicht erst mit der Wahl eines neuen Tarifs. Vielmehr stellten die Tester des SIQT fest, dass bereits die Wahl des Vergleichsportals Einfluss auf spätere Kosten hat. So lag der günstigste Tarif, den beispielsweise anivo.ch für eine Vielfahrerin (Tarifwahl Haftpflicht und Teilkasko) nannte, ganze 105 Franken über dem Tarif, den alle anderen Portale als günstigsten auswiesen. Die im Schnitt über alle Szenarien günstigsten Tarife fanden die Tester bei comparis.ch. Das Portal ging mit der Note 6,0 als Sieger der Kategorie "Tarif-Preise" vom Platz. Knapp dahinter, ebenfalls mit der Note 6,0, sicherte sich bonus.ch den zweiten Platz.
Und doch war es nicht comparis.ch sondern das Portal anivo.ch, das sich am Ende als Gesamttestsieger durchsetzen konnte.
Anivo.ch überzeugte mit einer überdurchschnittlich guten Benutzerführung, ausgeklügelten Suchfunktionen und dem besten Kundendienst. Verivox auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung wusste vor allem bezüglich Transparenz zu gefallen. Und auch, wenn es für comparis.ch und bonus.ch nur für die Plätze drei und vier reichte, so schnitten beide noch mit einem "gut" bzw. der Note 5,3 und 4,9 ab.
Das Testurteil setzt sich aus den Leistungen der Vergleichsportale in vier Haupttestkategorien zusammen, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtwertung eingingen:
Suche & Komfort: Wie komfortabel ist die Webseite des Vergleichsportals gestaltet? Wie umfangreich und kundenorientiert sind Suchoptionen für Autoversicherungen? (20% des Gesamtwertes)
Transparenz: Wie transparent und informativ werden die Leistungen der Versicherungen im Vergleich präsentiert? (20% des Gesamtwertes)
Tarifpreise: Welches Portal präsentiert die günstigsten Tarifpreise für die Bedürfnisse von jeweils drei Beispielkunden? (40% des Gesamtwertes)
Kundendienst: Wurden die Testkunden umfassend und kompetent beraten sowie freundlich behandelt? (20% des Gesamtwertes).
Nähere Details zur Studie finden sich hier.


Monday, November 21, 2016

Digitalkompetenz oder eher -inkompetenz?

Unsere Smartphones, Tablets und Computer werden immer leistungsfähiger, Betriebssysteme und Apps immer benutzerfreundlicher. Aber, so zeigt eine neue, breitabgestützte Studie,  eine steigende Zahl von Usern hat Mühe, ihre Geräte richtig einzusetzen.

Wer sucht, der findet - auch Anleitungen zur Internetrecherche (hier auf
einer Website der Uni Tübingen)                        Screengrab Uni Tübingen
Die deutsche Untersuchung, die diesen Rückgang an Digitalkompetenz belegt, heisst D21-Digital-Index 2016. Die Resultate zeigen, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu den digitalen Vorreitern gezählt werden dürfen, welche die neuen Trends verfolgen und digital auf der Höhe bleiben. Das sind dann wahrscheinlich jene User, an die wir uns wenden, wenn mit dem Smartphone wieder mal etwas nicht so läuft, wie es sollte. Die Studie untermauert denn auch den allgemeinen Eindruck, dass junge Menschen die digitale Technik am ehesten im Griff haben:
“Der Einfluss des Alters auf den Index ist bedeutend, wobei  sich deutlich zeigt, dass mit jedem Jahrzehnt, welches ein Mensch durchläuft, die digitale Durchdringung des Lebens und Handelns weniger vorangeschritten ist. Während die Generationen der unter 50-Jährigen insgesamt einen Indexwert aufweisen, der über dem Gesamtindex liegt, liegen die Generationen der über 50-Jährigen deutlich darunter, wobei der Indexwert bei Personen über 70 Jahren weniger als die Hälfte der Punkte vom durchschnittlichen Gesamtindex erreicht.“
Mit anderen Worten: Auch wenn gemäss Digital-Index-Studie “die Mitte der Gesellschaft weitgehend mit der Entwicklung Schritt hält“, tut sich zwischen Jung und Alt ein ziemlich tiefer Graben auf, der auch in Zukunft nicht so einfach zu bewältigen sein wird.
Gesamthaft  zeigt die Studie, dass gut 40 Prozent der Bevölkerung zu dieser Mitte der Gesellschaft gehören, aber rund 26 Prozent, also mehr als ein Viertel der Bevölkerung,  kaum Digitalkompetenzen aufweisen.
Aber auch User, die sich selbst als durchaus kompetent einschätzen, zeigen in wichtigen Bereichen Mühe – zum Beispiel bei der Internetrecherche:
“Wirft man einen detaillierten Blick auf das Recherchieren im Internet, so geben zwar knapp 60 Prozent der Gesamtbevölkerung an, dass sie dies mit hoher Kompetenz bewältigen. Um zu objektiveren Ergebnissen bei einer Internetrecherche zu kommen, ist es aber notwendig, mehrere Quellen zu nutzen. Das beachtet jedoch nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten. Ebenso wichtig ist es, sich nicht nur auf die Ergebnisse der ersten Seite bei Suchmaschinen zu verlassen, da diese durch finanzierte Werbung (Suchmaschinenmarketing) oder Suchmaschinenoptmierung sowie auch aufgrund des eigenen Handelns im Netz zu individualisierten Suchergebnissen führen. Auch hier bedarf es eines Weiterschauens und Beachtens mehrerer Ergebnisse. Nur noch 15 Prozent beachten immer auch Suchmaschinentreffer jenseits der ersten Seite.“
Gerade im Zeitalter der Informationsüberflutung und der Fake-News ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass inkompetente Recherchen zu schlechten Ergebnissen führen.

Wednesday, November 16, 2016

Damit Sie im App Store nicht den neusten Trojaner herunterladen

Fälschungen entwickeln sich zur Geissel des Internets. Nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen drehte sich die Diskussion vor allem um gefälschte News und falsche News-Sites. Unseriöse Websites können uns nicht nur Falschheiten vorgaukeln, sie können auch unseren Computer gefährden – wenn sie mit Malware verseucht sind. Noch gefährlicher wird es aber wenn  man sich im App-Store eine gefälschte App herunterlädt und damit den Trojaner freiwillig auf dem Smartphone installiert.

Apps, Apps, Apps: Die digitalen Stores sind voll davon. Doch sind sie alle echt?
                                                                                    Screengrab Google Play Store
Wenn es um gefälschte Apps geht, gehen App-Konsumenten sowohl in  Apples App Store und Googles Play Store ein Risiko ein. Gerade vor Weihnachten schnellt die Zahl der gefälschten Apps jeweils in die Höhe, und die eingebauten Prüffilter der App-Stores scheinen nicht leistungsfähig genug  zu sein. Heise.de berichtet:
Vermeintliche Shopping-Apps großer Anbieter und Marken werden pünktlich zum Weihnachtsgeschäft zu einem Problem im App Store für iPhone und iPad, wie die New York Times berichtet. Allein in den vergangenen Wochen seien mehrere Hundert derartiger Fake-Apps durch Apples Zulassungsprüfung in den Store gelangt. Dazu zählte etwa eine Software, die sich als App des Sportartikelherstellers Puma ausgibt, sowie vermeintliche Apps der Einzelhandelskette Foot Locker und Christian Dior.
Manche der Fake-Apps seien relative harmlos und versuchen über eingeblendete Werbung Geld zu verdienen, es gebe aber auch Exemplare darunter, die an die Kreditkarteninformationen und weitere Daten des Nutzers gelangen wollen oder Malware erhalten […]
Der iPhone-Konzern hat Ende vergangene Woche – nach einer Anfrage der New York Times – Hunderte dieser gefälschten Apps aus dem Store entfernt, schreibt die Zeitung, allerdings seien einen Tag später erste leicht modifizierte Varianten bereits wieder im App Store aufgetaucht.“
Aber Android User haben die App-Fälscher im Visier, wie man beim Antivirusspezialisten Symantec nachlesen kann:
Im Google Play Store® (zuvor als Android Marketplace® bezeichnet) gibt es eine nicht unbeachtliche Anzahl gefälschter Apps, die unerwünschte Probleme verursachen können. Beispielsweise könnten Sie sich einen Virus auf Ihrem Mobilgerät einfangen oder Ihre persönlichen und vertraulichen Daten könnten in die Hände von Kriminellen geraten, die Ihre ganze Existenz gefährden könnten.“
Was ist zu tun? Wie immer können Schwierigkeiten weitgehend vermieden werden, wenn gewisse Vorsichtsmassnahmen eingehalten werden. Die Süddeutsche Zeitung bringt eine Tippliste:
Bekanntheit: Je größer der Hype um eine App, desto größer die Gefahr durch Fälschungen. Wenn es also viele Angebote mit ähnlichem Namen gibt, sollte man achtsam sein: Auffallend schlechte Rechtschreibung und Logos mit schwacher Bildqualität sind bei gefälschten Apps üblich.
Entwicklername: Etablierte Unternehmen entwickeln Apps meist im eigenen Unternehmen. Demnach sollte die E-Mailadresse des Entwicklers den Domainnamen des Unternehmens haben, wie whatsapp.com. Ist das nicht der Fall, ist Skepsis angebracht. […]
Downloads: Eine hohe Anzahl an Downloads wirkt vertrauenswürdig, kann aber auch erkauft sein. Sind nur wenige Downloads sichtbar, sollten externe Rezensionen hinzugezogen werden.
App-Rezensionen: Bewertungen und Nutzerkommentare geben ähnlichen Aufschluss wie Downloadzahlen - aber auch sie können gekauft sein. Nutzer sollten die Authentizität prüfen. Je unterschiedlicher die Beiträge, desto wahrscheinlicher sind sie von echten Nutzern geschrieben worden. Im Zweifel sollten eher schlechte als gute Bewertungen betrachtet werden. 
 Die ganze Liste findet sich hier.

Sunday, November 13, 2016

Präsident Trump: Ist etwa das Internet schuld?

Wie hat es Donald Trump geschafft, in den USA zum Präsidenten gewählt zu werden, obwohl sich das gesamte politische Establishment und so gut wie alle Medien gegen ihn verbündet haben? Welche Rolle haben Internet und soziale Medien gespielt?

Der Brief des New-York-Times-Herausgebers Arthur
Sulzberger an die Leser: In Zukunft Berichterstattung
ohne Angst und Bevorzugung.
Es war unübersehbar – nicht nur in den USA. Die Meinungsmacher mögen Donald Trump gar nicht, und sie hatten und haben keine Hemmungen, dies mit ihrer Berichterstattung zum Wahlkampf zu demonstrieren.  Trump hat es den Journalisten mit seinem Verhalten leicht gemacht, ihn nicht zu mögen. Den meisten Redaktionen fiel dies umso leichter, als sie sich absolut sicher waren, dass Trump der falsche Präsident wäre, was die NZZ auch nach dem unerwarteten Sieg noch wortwörtlich befand: “Der falsche Präsident“, titelte das Blatt in einem Anflug von stolzem Elitismus am Tag nach der Wahl.
Was heisst das nun? Haben die Medien keinen Einfluss (mehr) auf ihre Leser? Haben Zeitungen, Magazine, Radio und Fernsehen ihre Glaubwürdigkeit soweit verloren, dass sie ganz einfach nicht mehr ernstgenommen werden? Oder ist etwa ganz einfach das Internet schuld, das mit seinen Sozialen Medien Informationsblasen möglich gemacht hat, die es sozusagen unmöglich machen, ganze Lesergruppen zu erreichen, wenn nicht in deren Sinne informiert und argumentiert wird? Die gleiche NZZ, die sich mit ihrer Berichterstattung zum amerikanischen Wahlkampf trotz (oder gerade wegen) ihrer elitären Ansprüche um keinen Jota vom Rest der sogenannten Mainstream-Medien abgehoben hat (“Damit ist wahr geworden, wovor führende Politiker, Akademiker und Unternehmer monatelang gewarnt hatten. Grosse Teile Amerikas, aber auch des Rests der Welt sind geschockt und stehen vor der Frage, die sie gehofft hatten nie stellen zu müssen. Was nun?“) demonstriert heute mit einem Artikel ihres Medienredaktors, dass es auch journalistischer geht. Unter dem Titel “Trumps Sieg spiegelt die digitale Revolution“ versucht Rainer Stadler die oben gestellten Fragen sachlich zu beantworten:
“Der Trend zur Atomisierung der Information ist im Online-Zeitalter unübersehbar. Die Redaktionen brauchen möglichst hohe Klickzahlen, die sie bei der Werbewirtschaft vermarkten wollen. Die Einschaltquoten lassen sich nicht zuletzt optimieren durch die dauernde Publikation von skandalträchtigen Informationshäppchen, welche den Konsumenten durch Push-Dienste fürs allgegenwärtige Smartphone schmackhaft gemacht werden. Zeitweise trafen sie im Minutentakt ein. Trump bot mit seinen provokativen Twitter-Botschaften schnell verwertbares und unterhaltsameres Material als Clinton. Entsprechend bekam er mehr mediale Aufmerksamkeit als seine Konkurrentin, was ihm wiederum die millionenschweren Ausgaben für Inserate und Werbespots ersparte. Der überwiegende Teil der Trump-News war zwar negativ, doch die mediale Stilisierung von "negativen Helden" kann auch kontraproduktiv sein und den Opfern der Skandalberichte helfen, weil die Konsumenten die Nachrichten ganz anders interpretieren, als sie die Journalisten gemeint haben.“
Das haben inzwischen auch einige sehr wichtige Medienverantwortliche gemerkt. So hat sich am Freitag der Herausgeber der New York Times, Arthur Sulzberger in einem Brief an die Leser dafür entschuldigt, dass man die Unterstützung Trumps in der Bevölkerung wohl falsch eingeschätzt habe und deshalb nicht ganz so unvoreingenommen berichtet habe, wie es möglich gewesen wäre. Man werde sich in Zukunft “wieder der fundamentalen Mission des Times-Journalismus widmen und über Amerika und die Welt ehrlich berichten, ohne Angst und Bevorzugung“. Ein Vorsatz, der nicht nur der New York Times gut anstehen würde.

Friday, November 11, 2016

Mein neues Smartphone kann sogar telefonieren!

Von Niklaus Wächter
Ein wirklich wichtiges Ereignis ist leider im amerikanischen Wahlkampf etwas untergegangen: Ich habe mir ein neues Smartphone gekauft, weil mein bisheriges Samsung 4 mini täglich neue Fehlleistungen produzierte.
Unverhofftes Aus- und manchmal wieder Einschalten, Falsche Zeitangaben, keine Sprechverbindungen möglich, Sekundenschnelle Akku -Totalentleerung, beim Arbeiten mit der Kamera und schliesslich auch noch SMS senden und empfangen einfach nicht möglich.
Nach diesen Erfahrungen - und anderen Samsung Vorkommnissen - habe ich ein Xperia Compact von Sony erstanden. Hässlich, eckig, aber leistungsstark und sparsam im Stromverbrauch.
Klein und fein, mein neues Handy.
                                          Bild Sony    
Das wichtigste aber: Es passt eben noch in die Hosentasche. Was ansonsten eigentlich nur noch bei den iPhones und einigen anderen Modellen der Fall ist.
Und wem verdanken wir diese unselige Entwicklung zum Handy-Grossformat? All jenen Usern, die den ganzen lieben Tag mit ihren Affenkästchen Online-Medien konsumieren, Kommentare verbreiten, verwackelte Filmchen und Bildchen produzieren und beglotzen, sowie SMS produzieren und konsumieren.  "Das Handy wird eben immer mehr anstelle des Computers verwendet", weiss der Verkäufer im Swisscom-Shop.
Zurück zum neuen Handy: Schwere Kost zum Einrichten. Man wird geflutet mit Diensten rund um die sozialen Services. Facebook und Co. scheinen klar das zentrale Element für die modernen Handynutzer zu sein.
Das neue Sony Smartphone hat eine Kamera für 23 MB Bilder und eine Videokamera mit Stabilisierung. Wenn ein Facebook-Freund zweimal hustet, gibt‘s eine Alarmmeldung mit Hustenzeltli-Reklame zum Sofortbestellen beim chinesischen Onlineverkäufer.
Allerdings, wie ich das Konterfei einer alten Bekannten, die mir dauernd "Grüezi" übermittelt und damit als letzte Kontakterin auf dem Bildschirm klebt, wieder los werde, muss ich auch noch lernen.
Ach ja - sogar telefonieren kann das Gerät. Und die Tonqualität ist besser als beim Vorgängermodell. Dafür wird die Stimme verfälscht. Wahrscheinlich handelt es sich um die Vorstufe für die Sofortübersetzung in eine andere Sprache während des Sprechens.
Nachtrag: Auf meinem Display sehe ich unter vielem anderen jederzeit und ungefragt die Busverbindungen an der nächsten Bushaltestelle. Aber leider nicht, auf welchem Parkplatz ich mein Auto abgestellt habe…

 Niklaus Wächter ist Journalist, Photograph und Pilot. In  den letzten Jahren hat er in der Schweiz sehr erfolgreich eine Agentur für Luftaufnahmen aufgebaut. In seinem Archiv bietet er fast 100'000 Luftaufnahmen an, die auf seiner Website abgerufen werden können. 

Wednesday, November 9, 2016

Geschäftsreisen mit Airbnb

Airbnb scheint nicht nur bei Privatleuten gut anzukommen, sondern auch bei Geschäftsreisenden. Eine neue amerikanische Untersuchung zeigt, dass Airbnb immer öfter auch im Business genutzt wird. Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen werden stetig mehr Unterkünfte auf diese Art gebucht. Die Zahlen zeigen aber auch, dass grosse Hotels in diesem Reisesegment die Nase immer noch weit vorne haben.

Zimmer mieten per Airbnb: Immer öfter machen das auch Unternehmen.
                                                                                                    Screengrab Airbnb
Millionen von Reisenden buchen ihre Unterkünfte auf der Community-Plattform Airbnb – insgesamt werden da ständig mehr als zwei Millionen Inserate aus mehr als 190 Ländern publiziert. Die Airbnb-Geschäftsreisestudie wurde von Concur, einem weltweiten Anbieter von integrierten Reise- und Kostenmanagementlösungen durchgeführt. Sie basiert auf einer Gruppe von Kundendaten, die Ausgaben von 77 Millionen Dollar bei Airbnb repräsentieren.
Dabei zeigt sich, dass im zweiten Quartal dieses Jahres ein Wachstum von 44 Prozent zu verzeichnen war, was die der Anzahl von Geschäftsreisenden betrifft, die Airbnb-Unterkünfte abrechnen. Tim MacDonald von Concur erklärt:
"Die Daten zeigen uns, dass die Verwendung von Airbnb in allen Segmenten und Branchen insgesamt zunimmt, dass aber die Dynamik bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie in den Segmenten Technologie und höhere Bildung am stärksten ist.  Zwar machen die Ausgaben für Hotels unvermindert den Großteil der Unterbringungskosten von Unternehmen aus, aber die Zahl der Geschäftsreisenden, die alternative Unterkünfte ausprobieren, nimmt zu, besonders während wichtiger Konferenzen und Veranstaltungen."
Concur stellte fest, dass die Anzahl der Organisationen, die Airbnb verwenden, um 32 Prozent stieg. Eine tiefergehende Analyse zeigt, dass die Bereitschaft, bei Airbnb zu buchen, bei kleinen und mittleren Unternehmen am höchsten ist. Im Durchschnitt gaben diese Firmen im zweiten Quartal dieses Jahres 2'800 Dollar bei Airbnb aus; einige Firmen buchten gar für über 20‘000 Dollar.
Interessant ist die Analyse der Nutzergruppen: Dabei handelt es sich vor allem um Technologiefirmen und den akademischen Sektor. Einer der Treiber für geschäftliche Buchungen sind natürlich grosse Konferenzen – wie bei herkömmlichen Hotels auch.

Die Studie zeigt, dass Hotels, die sich auf Geschäftsreisende spezialisiert haben, sich trotz des enormen Erfolgs von Airbnb noch nicht allzu sehr fürchten müssen: Business-Reisende buchen nämlich immer noch 250mal mehr Übernachtungen in grossen Hotels als bei der Internet-Plattform Airbnb. Ausserdem ist Airbnb vielerorts so gross geworden, dass sich Städte gegen die negativen Einflüsse zu wehren beginnen. Das Wachstum der Vermietungsplattform könnte dadurch in Zukunft empfindlich eingeschränkt werden.

Wednesday, November 2, 2016

Cyber War wie aus Hollywood

Wir hören immer wieder von sogenannten DDoS-Attacken, die von Hackern gestartet werden, um Webseiten lahm zu legen. Manchmal werden gar ganze Teile des Internets lahmgelegt, wie vor zwei Wochen, als unter anderem Twitter, Paypal, Netflix und Spotify nicht mehr zu erreichen waren. Tatsächlich werden zu jeder Zeit irgendwo auf der Welt derartige digitale Anrgriffe geritten. Die digitale Weltkarte eines amerikanischen Sicherheitsunternehmens zeigt, wie dramatisch das am Bildschirm aussieht.

Als ob Hollywood Regie führen würde: Die Norse Cyber Attack Map.
                                                                                          Screengrab norsecorp.com
Wahrscheinlich ist er noch nicht im Gang, der wirkliche Cyber-Krieg, aber,  was die Echtzeit-Karte des Sicherheitsunternehmens Norse zeigt, sieht tatsächlich sehr nach Krieg aus, und zwar nach einem, der in Hollywood inszeniert wurde. Ob diese digitalen Angriffe allerdings von staatlichen unterstützten Hackern kommen, oder ob es sich ganz einfach um computertechnisch begabte Hooligans und Kriminelle handelt, die inzwischen enorme Kosten verursachen, zeigt auch die Norse Attack Map nicht. Jedenfalls werden DDOS-Attacken immer massiver. So ist es ganz interessant, in Echtzeit zu verfolgen, wer denn wen angreift (geographisch gesehen), auch wenn die spannende optische Darstellung mit gewisser Vorsicht zu geniessen ist, wie die Welt darlegt:
"Man fühlt sich gleich mittendrin im Cyberkrieg: Munter wird auf dieser Karte vor allem aus China in Richtung USA geschossen – aus den USA ist dagegen vor allem der Nahe Osten im Visier der Angriffe […] Registriert werden von Norse jeweils Versuche, bekannte Sicherheitslücken in weitverbreiteter Software ausnutzen. Doch die Karte ist mit Vorsicht zu genießen: Norse hat natürlich keine Daten über Angriffe weltweit, sondern kann nur sehr selektiv die Daten eigener Server auswerten, die das Unternehmen als Fallen aufgestellt hat – sogenannte Honey Pots, die Norse in 40 Ländern betreibt. […] Auch ist die Quelle eines Angriffs nicht so einfach zu identifizieren: Dass eine IP-Adresse einem bestimmten Land zugeordnet werden kann, bedeutet nicht, dass auch die Angreifer aus diesem Land kommen. Angreifer können durchaus zum Beispiel PCs mit Sicherheitslücken in den USA übernehmen und von dort aus weitere Angriffe ausführen, auch wenn sie selbst in China sitzen. Darüber hinaus gibt es weitere, auch legale, Methoden der Verschleierung – wie beispielsweise VPN-Dienste…“
Norse ist nicht das einzige Unternehmen, das versucht, die weltweiten Cyber-Attacken graphisch darzustellen – aber das Unternehmen macht’s am schönsten. Auch Google beteiligt sich an einem derartigen Unterfangen: Die Digital Attack Map zeigt die wichtigsten täglichen DDoS-Attacken weltweit.
Beide Karten zeigen, dass es durchaus nicht nur Grossmächte sind, die mit dit digitalen Attacken globale digitale Verunsicherung erzeugen wollen. Auch kleine Nationen wie die Schweiz fallen immer wieder als Ausgangsorte derartiger Angriffe auf.