Friday, September 28, 2018

Vom Internet zur Wirklichkeit: Rosinen picken im Amazon-Laden

Amazon, der grösste Internethändler der Welt, versucht sich mit einem weiteren Experiment darin, die Kunden wieder in die Läden (zumindest in einen Amazon-Laden) zu bringen. Vielleicht hat der Konzern Angst vor dem eigenen Erfolg und dem drohenden Kahlschlag der Malls und Innenstädte bekommen?

Läden, in denen man sich registrieren kann, damit man automatisch bezahlt (Amazon Go) und jetzt, Amazon 4-Star. Das Unternehmen hat in Soho, in New York City, einen vergleichsweise kleinen, 400 Quadratmeter grossen Offline-Laden eröffnet. Das Besondere daran: Es werden dort nur Produkte verkauft, die bei den Amazon Online-Kunden populär sind und mit mindestens vier Sternen bewertet werden. Ansonsten bietet der Shop viele Besonderheiten, an die sich Onlinekunde längst gewöhnt haben - zum Beispiel die Bündelung von Angeboten mit Produkten, die oft zusammen gekauft werden. Zitat aus handelsblatt.de:
“Bei „Amazon-4 Star“ gibt es kein Bio-Gemüse oder Mandelmilch. Der Shop ist ein Sammelsurium an nicht essbaren Produkten, die von Grußkarten und Büchern über Harry-Potter-Lego reichen bis zum DNA-Kit für Hunde und der Tisch-Brauerei fürs hausgemachte Craft Beer für 169 Dollar. Der Laden ist eine Art lebendige Internet-Seite. Dabei finden sich im Shop auch bekannte Taktiken aus dem Netz wieder. „Wenn Du das magst, magst Du vielleicht auch das“ steht auf dem Schild zwischen der Whiskey-Flasche und den dazugehörenden Gläsern. „Frequently bought together“ - oft zusammen gekauft steht auf dem anderen, das über dem Kindle-Lesegerät und der passenden Schutzhülle die Kunden lockt. Hinzu kommen Kunden-Rezensionen aus dem Internet. Wie auf der Online-Seite steht auch im Laden etwa gleich neben dem Hunde-Fressnapf ein Hinweis: „Mein Freund hat so einen gefräßigen Welpen, dass dieser Napf die beste Lösung ist“.
 Man kann sich vorstellen, dass der Amazon 4-Star-Laden bei Leuten, die so richtig gerne shoppen, Erfolg haben könnte. Schliesslich funktioniert er etwa wie eine Fundgrube oder ein Trödler. Mit einem grossen Unterschied: Die Produkte müssten alle von ausgezeichneter Qualität sein - 4-Sterne eben. 
Das bringt uns auf eine revolutionäre Idee: Wie wäre es, wenn alle Händler nur noch gute Produkte anbieten würden?

Tuesday, September 25, 2018

Chrome 69: Die Datenkrake wird noch gieriger

Eigentlich könnte Google mit seinem Browser ja ganz zufrieden sein. In den letzten Jahren nahm die Popularität von Google Chrome dermassen zu, dass die Konkurrenz buchstäblich abgehängt wurde - das betrifft vor allem Microsoft (IE) und Mozilla (Firefox). Sieben von 10 Usern surfen heute mit Chrome. Aber mit sich selbst zufrieden sein, ist keine Eigenschaft, die Google auszeichnet. Deshalb beschloss man in Kalifornien, Chrome-User mit der neusten Version des Browser automatisch in ihre Google-Accounts einzuloggen. Das weckt jetzt Wiederstand. 

Google Chrome: bei weitem der erfolgreichste Browser, aber die neuste
Version sorgt für Ärger.                     
Etwas sei vorausgeschickt: Wir sind der Google-Schlaumeierei natürlich nicht völlig wehrlos ausgeliefert. Es kursieren bereits Methoden im Netz, wie das automatische Einloggen im Browser ausgeschaltet werden kann (siehe unten).
Trotzdem: Google profiliert sich immer mehr als gierige Datenkrake; Werbekunden sollen bis ins Detail profiliert werden, damit man ihnen immer persönlichere Werbung aufdrängen kann. In diesem Fall könnte es sein, dass Google zu weit gegangen ist. Bereits gibt es Datenschützer, die das Vorgehen als unverzeihlich bezeichnen, zum Beispiel Matthew Green, Sicherheitsforscher und Professor an der John-Hopkins-Universität in Baltimore:
“Niemand im Chrome-Entwicklungsteam kann eine klare Begründung dafür liefern, warum diese Änderung notwendig war, und die Erklärungen, die sie gegeben haben, ergeben keinen Sinn“, schreibt Green. Auch habe die automatische Anmeldung enorme Auswirkungen auf die Privatsphäre und das Vertrauen der Nutzer: „Google muss aufhören, Kundenvertrauen so zu behandeln, als wäre es eine erneuerbare Ressource.“
Tatsächlich erfolgt die Personalisierung des Browsers nicht völlig automatisch, wird aber, was durchaus verwirrlich ist, im Browser oben rechts auch angezeigt, wenn sie nicht eingeschaltet ist. Focus.de erklärt:
"Loggt ein Nutzer sich beispielsweise im Büro in seinen privaten Google-Mail-Account ein, riskiert er durch den automatischen Doppel-Login auch, alle seine privaten Einstellungen von Zuhause zu übernehmen. So können gespeicherte Passwörter, Lesezeichen oder die Browser-Historie auch in der Arbeit plötzlich auftauchen – ohne, dass der User darauf aufmerksam gemacht wird. Damit das passiert, muss lediglich einmal auf „Synchonisierung“ geklickt werden. Ein Klick, der schnell aus Versehen gemacht wird, oder vielleicht eh schon einmal gemacht worden war, wenn ein Nutzer beispielsweise Zuhause mit zwei verschiedenen Geräten arbeitet. Der Unterschied jetzt: Wurde die Synchronisierung einmal aktiviert, gilt sie zukünftig für alle benutzten Geräte…“
Es gibt Wege, die Sync-Option ganz auszuschalten. PCWelt gibt eine kurze Anweisung dazu:
Geben Sie folgenden Link in die Chrome-Adressleiste ein:
chrome://flags/#account-consistencyBeim Eintrag "Identity consistency between browser and cookie jar" setzten Sie die Einstellung im Menü rechts auf "Disabled", danach starten Sie Ihren Browser neu.
Im Übrigen gibt es auch noch eine andere Alternative: Wechseln Sie einfach Ihren Browser. Mozilla Firefox ist wirklich auch nicht schlecht.

Thursday, September 20, 2018

Amazon: Jetzt so richtig ins Lebensmittelgeschäft einsteigen

Amazon, jenes Unternehmen das den E-Commerce in einem grossen Teil der Welt beherrscht, ist noch lange nicht zufrieden und will weiterwachsen. Internationalen Pressemeldungen zufolge, plant der Konzern, so richtig ins Lebensmittelgeschäft einzusteigen - mit der Eröffnung von 3000 neuen Läden.

Die Unruhe, die im Lebensmittelsektor aufkam, als Amazon im Sommer des letzten Jahres die Bio-Lebensmittelkette Whole Foods mit mehr als 400 Filialen übernahm, hat sich kaum gelegt, da kommt die nächste Ankündigung: Das Unternehmen will mit seiner Idee Amazon Go schnell expandieren und 3000 zusätzliche Läden in den USA eröffnen. Wenn alles klappt, wird das selbstverständlich nur der Anfang sein, und Amazon wird mit dem Go-Konzept den Lebensmittelmarkt ernsthaft aufmischen - oder wie es so schön in Neudeutsch heisst, “disrupten“. Zur Erinnerung, so funktioniert Amazon Go - Zitat aus mobilegeeks.de:
“Das Go-Modell ist zwar relativ neu – um nicht weiter auf Kassierer angewiesen zu sein – wurde aber so konzipiert, dass es vertraut ist. Kunden scannen ihr Amazon-Konto mit ihrem Smartphone wenn sie hereinkommen, und von dort aus können sie Sandwiches, Salate, Lebensmittel und Haushaltswaren kaufen. Sensoren und Software – die geschult sind, um zu analysieren und wahrzunehmen, welche Artikel aus den Regalen entfernt werden – können den Warenkorb in Echtzeit aktualisieren, während der Zahlvorgang automatisch erfolgt, sobald der Kunde den Laden verlässt…“
Also fast wie im virtuellen Amazon-Store im Internet.
Die Idee, ohne Personal an der Kasse auszukommen ist ja nicht neu - wir haben an dieser Stelle auch schon darüber berichtet. Selbstbedienungskassen sind vor allem in Nordamerika, aber auch in Europa schon weit verbreitet und werden bei den Kunden immer beliebter. Amazon geht aber noch einen Schritt weiter: Die Waren müssen nicht mal mehr gescannt werden, was weitere Zeitersparnis für die Kundschaft bedeutet.
Es wird sich zeigen, wie schnell Amazon seine Go-Projekte verwirklichen wird. An Geld und Energie fehlt es auf jeden Fall nicht, und die Konkurrenz ist gut beraten, wenn sie sich auf den Neuankömmling aus dem Internet einstellt. Wie das Sortiment in den neuen Amazon Go Shops genau aussehen wird, weiss man allerdings noch nicht genau. Wired Magazin weiss aber, worauf es ankommt:
“Entscheidend für Amazon wird letztlich die Frage sein, welches Angebot die größte Gewinnspanne und den niedrigsten Aufwand bedeutet. Letzteres ist vor allem deshalb wichtig, da die Kosten für jedes Go-Geschäft deutlich höher liegen als bei einem traditionellen Supermarkt. Denn die Regale sind durchweg mit Gewichtssensoren, die Decken mit Dutzenden Kameras und die Eingänge mit Sensoren ausgestattet, die die Kunden durch den Laden verfolgen. Rund eine Million US-Dollar soll sich Amazon eine einzelne Filiale kosten lassen.“

Wednesday, September 19, 2018

Ein digitales Paradox: Wir misstrauen den Grossen, aber bleiben ihnen treu

Die grossen Digitalkonzerne haben ein Problem, das sich langfristig sehr negativ auf ihre bis anhin sehr lukrativen Geschäfte auswirken könnte: Sie verlieren das Vertrauen der User. Vor allem junge Menschen trauen den Internet-Giganten immer weniger und glauben, dass die Konzerne besser reguliert werden sollten.

In nur 20 Jahren zur fast totalen Marktbeherrschung - aber Google hat ein
Imageproblem.                                                            flickr/creative Commons
Eigentlich ist es ja nicht überraschend: Die meisten Menschen reagieren misstrauisch auf beinahe uneingeschränkte Marktmacht, auch wenn dies oft günstigere Preise zur Folge hat. Das gilt auch und besonders im digitalen Sektor, wo Skandale und Datenmissbrauch in regelmässigen Abständen für Schlagzeilen sorgen. Eine aktuelle Umfrage (von Civey, durchgeführt für NEXT Conference) bei  5000 Internetnutzern in Deutschland hat nun wieder gezeigt, dass Google, Facebook oder Amazon zwar intensiv genutzt werden, aber nicht auf das Vertrauen der Anwender zählen können. Vier Fünftel der jungen Anwender haben wenig oder gar kein Vertrauen in die globalen Digitalkonzerne und meinen, dass der Staat diese Giganten unter die regulatorische Knute nehmen sollte. Allerdings hat dieses fehlende Vertrauen so gut wie keine Konsequenzen - unter anderem weil die digitalen Konsumenten zu bequem sind, andere Anbieter zu nutzen. Ausserdem halten viele User kleinere Anbieter für schlechter.
Dieses digitale Paradox hat viele Wurzeln. Da gab es Cambridge Analytica, Datenmissbräuche allenthalben, und dann sind da noch die so elegant benannten Shitstorms und alle anderen unangenehmen Begleiterscheinungen der digitalen Kommunikationsformen. Die grossen Digitalkonzerne bieten in diesem Zusammenhang auch die grösste Angriffsfläche - nicht immer mit Berechtigung. Aber gerade Google, jener Konzern, der dieses Jahr 20 Jahre alt wurde und doch bereits den Alltag des grössten Teils der Menschheit beeinflusst, stösst immer mehr an - weil der Konzern zu einer gewaltigen Datenkrake geworden ist. Zitat aus svz.de:
“Die Sammelwut von Google kennt keine Grenzen. Das Unternehmen zapft dafür all seine Produkte, vom Email-Dienst über das Videoportal bis zum Betriebssystem an. Erst vor wenigen Wochen musste sich der Internet-Konzern dafür rechtfertigen, dass Android-Telefone ständig Ortungsdaten speichern – selbst wenn die Anwender das eigentlich gar nicht nicht möchten. Das Bundesjustizministerium kritisiert daraufhin Googles Datenschutzpraxis in einem Brief an die oberste Führungsetage des Unternehmens.Vor allem in Europa wird inzwischen auch die Marktmacht von Google kritisch gesehen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager griff zweimal hart durch. 2017 gab es wegen dem Vorwurf des unfairen Wettbewerbs bei der Shopping-Suche eine Strafe von 2,4 Milliarden Euro. Google habe „seinen eigenen Preisvergleichsdienst in seinen Suchergebnissen ganz oben platziert und Vergleichsdienste der Konkurrenz herabgestuft“, hieß es damals. Im Juli 2018 folgte eine weitere Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro. Der Grund: Google verlangt von Handyherstellern unter anderem, dass sie bestimmte Apps wie die Google-Suche oder den Webbrowser Chrome vorinstallieren, wenn sie Android verwenden wollen. Ein weiterer Wettbewerbsverstoß.“
Vorläufig können die Internetgiganten mit ihrer Unbeliebtheit leben. Auf die Dauer könnte sich aber daraus ein echtes Problem entwickeln.

Wednesday, September 12, 2018

Arbeiten nach Feierabend ist (meistens) ungesund


Nach Feierabend einen Kunden zurückrufen und vor dem Schlafen noch die Arbeitsmails checken: Das Smartphone erlaubt uns, flexibel zu arbeiten. Den Kunden freut es, der Arbeitgeber schätzt das Engagement. Doch geht die Rechnung auf? Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung meldet Zweifel an. Demnach birgt die berufliche Smartphone-Nutzung nach Feierabend durchaus negative Folgen für den nächsten Arbeitstag.

Zuhause schnell die E-Mails checken: Das Verwischen der Grenzen zwischen
Arbeit und Freizeit kann die Arbeitsleistung beeinträchtigen.        Bild pixabay
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes greift mittlerweile fast jeder Zweite von zu Hause auf seine Arbeitsmails zu – besonders häufig über das Smartphone. Das kann allerdings Folgen für die psychische Gesundheit haben. Arbeitspsychologen des Leibniz-Instituts fürArbeitsforschung an der TU Dortmund haben untersucht, wie sich die berufliche Smartphone-Nutzung nach Feierabend auf das psychische Wohlbefinden am nächsten Arbeitstag auswirkt.
Die Studie bestätigt: Mobil erreichbar bleiben ist belastend. Es kostet viel Energie, zwischen den Rollen als Beschäftigter und als Privatperson hin- und herzuwechseln. Denn die Rollen sind mit verschiedenen Erwartungen von Arbeitgeber einerseits sowie von Familie und Freunden andererseits verbunden. Gleichzeitig müssen Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechterhalten werden. Dieses Wechselspiel kann schnell die persönlichen Kapazitäten übersteigen. Die Folgen: Der beruflich motivierte Griff zum Smartphone wirkt sich unmittelbar auf den nächsten Tag aus. Verlangt der Job am nächsten Tag, dass wir unsere Impulse kontrollieren, Ablenkungen widerstehen oder innere Widerstände überwinden, nehmen wir diese Anforderungen als deutlich belastender wahr als an anderen Tagen. Als Folge fühlen wir uns überproportional stark erschöpft. Studienautorin und Arbeitspsychologin Lilian Gombert erklärt:
“Berufliche Smartphone-Nutzung in der Freizeit wie auch viele Aufgaben während der Arbeitszeit erfordern, dass wir uns kontrollieren und unser Verhalten an die aktuelle Situation anpassen. Solche „Selbstkontrollprozesse“ kosten Energie. Ist die erschöpft, sinkt unsere Leistungsfähigkeit“.
Ein kleiner Trost: Nicht jeder Griff zum Firmen-Smartphone wird zum Problem: Bei Probanden und Probandinnen, die im Anschluss ans mobile Weiterarbeiten gut schliefen, wurde das Wohlbefinden am nächsten Tag nicht weiter beeinflusst.
Wichtig auf Unternehmensebene sind nachvollziehbare Regeln, wie das Smartphone für berufliche Zwecke genutzt werden soll. Eine entscheidende Rolle spielen hier Führungskräfte, die Richtlinien und Erwartungen für die Erreichbarkeit nach Feierabend kommunizieren, aktiv mittragen – und selbst einhalten.

Friday, September 7, 2018

Künstliche Intelligenz: überschätzt oder unterschätzt?

Erst kürzlich haben die Grossen des Silicon Valley vor dem Zeitalter der künstlichen Intelligenz gewarnt: KI sei gefährlich - und wir sollten uns davor fürchten. Wir gehen davon aus, dass diese Warnungen  wirkungslos verpuffen werden - weil KI nämlich viel, viel Geld verspricht. Neuste Prognosen gehen davon aus, dass mit den smarten Maschinen schon in den nächsten 12 Jahren Billionen verdient werden.

Maschinen mit Hirn, auch Künstliche Intelligenz genannt, werden schon in den
nächsten Jahren immense Umsätze generieren.                            Bild pixabay
Nach Prognosen des McKinsey Global Institute (MGI) kann Künstliche Intelligenz das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um durchschnittlich 1,2 Prozentpunkte pro Jahr steigern. KI übertrifft somit den jährlichen Wachstumseffekt, den im Zeitalter der ersten industriellen Revolution  Dampfmaschinen, und später, Industrieroboter und die Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologien erzielten, um ein Mehrfaches. Insgesamt ist mit Künstlicher Intelligenz bis 2030 ein zusätzlicher globaler Wertschöpfungsbeitrag in Höhe von 13 Billionen US-Dollar möglich.
Für die Studie teilte das MGI die KI-Technologie in fünf Kategorien ein:  Automatische Bilderkennung, natürliche Sprache, virtuelle Assistenten, Roboter-basierte Prozessautomatisierung und fortgeschrittenes maschinelles Lernen. Diese Technologien werden zukünftig von Unternehmen am wahrscheinlichsten eingesetzt. Bis 2030 werden circa 70 Prozent der Unternehmen mindestens eine der genannten KI-Technologien nutzen, prognostizieren die Forscher des MGI. Unternehmen, die KI früh implementieren, könnten ihren Cashflow verdoppeln, während die Nachzügler einen Rückgang ihres Cashflows um etwa 20 Prozent gegenüber dem heutigen Niveau verzeichnen müssten, sagt Peter Breuer von McKinsey.
Zum KI-getriebenen Produktivitätswachstum tragen unterschiedliche Mikro- und Makro-Faktoren bei, etwa die Adaptionsgeschwindigkeit von KI-Technologie durch Unternehmen oder die Arbeitsmarktstruktur eines Landes.
Wirtschaftlich ist KI also extrem vielversprechend. Viele Fachleute fürchtensich aber auch davor.
“Bill Gates hält sie für gefährlicher als einen Nuklearkrieg, Elon Musk für die «vielleicht grösste Bedrohung der Menschheit». Wer sich noch keine Sorgen über die Gefahren der künstlichen Intelligenz (KI)mache, sollte es tun, liess er vergangene Woche via Twitter wissen. «Das Risiko ist weit grösser als Nordkorea.» Auch Wissenschaftler prognostizieren, dass intelligente Maschinen die Menschen versklaven werden. Gemäss dem Physiker Stephen Hawking könnte eine hochentwickelte KI sich selber weiterentwickeln und vermehren und schliesslich das Ende der Menschheit bedeuten. Namhafte Experten gehen von nur mehr einigen Jahrzehnten aus bis zur sogenannten Singularität - dem Zeitpunkt, ab dem uns die Maschine überlegen ist und den Menschen beherrschen wird…“
Die NZZ, aus der das obige Zitat stammt, gibt allerdings wieder Entwarnung: Dass Menschen mit Informatikverständnis und überdurchschnittlicher Intelligenz solche Katastrophen prognostizierten, sei unverantwortlich. Die Untergangsszenarien basierten auf einer immensen Überschätzung des Potenzials maschineller Intelligenz, sagt der Autor.
Hoffen wir, dass dem so ist.

Monday, September 3, 2018

Test: Wie anfällig ist Ihr Unternehmen für Cyber-Risiken?

Cyberattacken gehören zum Alltag - auch für kleine und mittlere Unternehmen. In der Schweiz sind bereits mehr als ein Drittel aller KMU schon einmal von Cyberangriffen betroffen worden. KMU sollen sich deshalb rasch ins Bild setzen können, ob ihre technischen, organisatorischen und mitarbeiterbezogenen Massnahmen zum Schutz vor Cyberrisiken ausreichen. Eine hochrangige Fachgruppe hat zu diesem Zweck einenSchnelltest entwickelt.

Das Cyber-Risiko für KMU ist grösser, als es von den betroffenen Unterneh-
men eingeschätzt wird.                                                              Grafik pixabay
Mehr als 98 Prozent der Schweizer Unternehmen sind KMU. Sie bilden das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen KMU mittels digitalen Technologien Lieferanten, Mitarbeitende und Kunden in ihre Prozesse einbeziehen. Dies bedingt eine zunehmende Vernetzung von Unternehmens-infrastrukturen und -daten mit dem Internet. Dadurch erhöhen sich die Risiken aus dem Cyberspace drastisch. Hacker richten ihre Cyberattacken vermehrt auf sogenannte «low hanging fruits» – nicht ausreichend geschützte KMU. Die im Dezember 2017 publizierte Studie «Cyberrisiken in Schweizer KMU» spricht eine deutliche Sprache: Rund ein Drittel der KMU waren bereits von Viren oder Trojanern betroffen. Datenverlust und Erpressungen übers Netz kamen bei vier Prozent der befragten Unternehmen schon vor. Gemäss ICT Schweiz, einer an der damaligen Umfrage beteiligten Organisation,  wurde die Zahl der von Erpressung betroffenen Firmen schweizweit auf 23‘000  geschätzt. Ungefähr 209‘000 Unternehmen  dürften von Malware wie Viren oder Trojanern betroffen gewesen sein. Trotzdem wird das Risiko in den meisten KMU als tief eingeschätzt, und viele Firmen beschäftigen sich erst mit dem Thema, wenn bereits Schaden entstanden ist. «Wir spüren bei KMU immer wieder grosse Unsicherheit betreffend Cybersecurity. Viele wissen nicht, wie sie das Thema anpacken sollen. Der Schnelltest ist ein guter Einstieg, um sich damit auseinanderzusetzen und allfälligen Handlungsbedarf zu identifizieren», sagt Nicole Barandun, Präsidentin des Gewerbeverbandes der Stadt Zürich.
Ziel des Schnelltests ist es, ein Instrument zur Selbstbeurteilung, insbesondere auch für kleinere Unternehmen, zur Verfügung zu stellen. Nicht eine umfassende und komplette Analyse steht im Vordergrund: Gerade auch KMU mit wenig ausgeprägten Kenntnissen bezüglich Informatik und IT-Sicherheit können sich unkompliziert und schnell ins Bild setzen, ob ihre technischen, organisatorischen und mitarbeiterbezogenen Massnahmen zum Schutz vor Cyberrisiken ausreichend sind. Ein kurz und einfach gehaltenes Begleitdokument gibt bei Unsicherheiten weiterführende Hinweise zu jedem Themenbereich.