Wednesday, January 27, 2016

Die einen stört die Werbung, die anderen der Werbeblocker

Der grösste Teil von Usern, die wissen was ein Werbeblocker ist, die Software selber aber noch nicht nutzen, würden darauf verzichten, wenn sie selbst entscheiden könnten, ob und wann sie Online-Werbung anschauen wollen. Zu diesem Ergebnis kommt eine weltweite Studie im Auftrag der Videowerbe-Plattform Teads. Demnach lösen besonders Pop-up-Anzeigen den Adblocking-Impuls aus; für 80 Prozent der Ad-Blocker-Nutzer waren sie denn auch der Hauptgrund für die Installation derartiger Software. Sehr ärgerlich sind aus Nutzersicht auch sogenannte Pre-Roll-Videoanzeigen, die vor den eigentlichen Inhalten ablaufen. Für viele Ad-Blocker-Nutzer ist das die aufdringlichste Werbung überhaupt.

Pech gehabt: Wer die Werbung nicht will, kommt nicht rein. Beim amerikanischen
Nachrichtenmagazin Forbes versteht man bezüglich Werbeblockern keinen Spass.
                                                                                                       Screenshot Forbes.com
Software, die am Computer Werbung blockiert, ist extrem populär. Untersuchungen zeigen, dass im letzten Jahr rund 200 Millionen Menschen davon Gebrauch machten – Tendenz stark steigend. In der Schweiz sind es rund 15 Prozent der User (ein gleich hoher Prozentsatz wie in Grossbritannien), die Internetwerbung blockieren. Das sind rund 1,1 Millionen Menschen. Zum Vergleich: In Deutschland benutzen 25 Prozent und in Griechenland gar 37 Prozent der User einen Adblocker. Wie die oben erwähnte Teads-Studie zeigt, braucht die Werbeblocker-Software nicht viel Werbung, um Verbreitung zu finden: Ein grosser Teil des Publikums scheint Werbung derartig ärgerlich und irrelevant zu finden, dass gerne nach einem Adblocker gegriffen wird; bei der Verbreitung spielen denn auch persönliche Empfehlungen eine wichtige Rolle.
Dieser massenhafte Einsatz von Ad-Blockern bedroht vor allem die Verlagsbranche, die ihre Online-Inhalte über Werbung finanzieren. Immerhin wird der Ausfall an Werbegeldern in einer US-Studie im letzten Jahr auf über 20 Milliarden Dollar geschätzt. Beunruhigend für die Werbebranche dürfte auch die Tatsache sein, dass vor allem junge User, sprich Millennials, Werbung blockieren (in den US sind es volle 63 Prozent).
Dass die Nutzer zunehmend mobil per Handy oder Tablet surfen, verschärft die Situation weiter. Denn offensichtlich stört Werbung dort noch mehr. 69 Prozent der in der Teads-Studie Befragten, die auf ihren mobilen Geräten einen Ad-Blocker installiert haben, finden Werbung auf dem Smartphone noch störender als am heimischen PC. Nur jeder Dritte, der einen Adblocker auf mobilen Geräten verwendet (36 Prozent), hat diese auch auf dem Desktop installiert. Eine Untersuchung der New York Times gibt klare Hinweise darauf, dass Werbung nicht nur blockiert wird, weil sie stört, sondern auch, weil sie das Surfen verlangsamt. Durch den Einsatz von Werbeblockern steigerte sich die Geschwindigkeit von mobilen Websites signifikant, genauso wie die Akkulebensdauer der getesteten iPhones.
Es gibt also durchaus Gründe dafür, Werbeblocker einzusetzen – und in der Werbebranche gibt es verschiedene Ansätze, das Problem anzugehen. Eine sehr robuste Option benutzt zum Beispiel der Axel Springer Verlag mit der Bild-Zeitung. Wer einen Werbeblocker eingeschaltet hat, kann Bild.de nicht besuchen. Das Selbe gilt für das amerikanische Magazin Forbes.com sowie für die britische Zeitung The Telegraph. (Beim Telegraph scheint man noch zu experimentieren; die Werbeblocker-Barriere ist nur zeitweise installiert.)
Experten gehen davon aus, dass diese Sperren sich negativ auf die Besucherzahlen der entsprechenden Websiten auswirken. Ausserdem ist nicht klar, ob dieser autoritäre Ansatz auch den Werbern hilft.
Einen kommunikativeren Ansatz hält man beim Videowerbungsspezialisten Teads für wirksamer:
 "Die Verbraucher wünschen sich Werbung, die ihr Online-Erlebnis nicht stört. Wenn wir das Adblocking-Problem lösen wollen, müssen wir diesen Wunsch endlich respektieren. Wir müssen dem User die Chance geben, sich aktiv dafür oder dagegen zu entscheiden,Werbung anzusehen“, sagt Managing Director Christian Griesbach.
Vorbilder dafür gibt es schon längere Zeit, zum Beispiel bei YouTube. Dort haben User die Wahl, Werbespots nach fünf Sekunden wegzuklicken, wenn sie sich nicht anschauen wollen. Das macht durchaus Sinn. Wer glaubt denn daran, dass aufgezwungene Werbung, die den Verbraucher nicht interessiert, wirksam ist?

Monday, January 25, 2016

Das Internet: Informations- und Polarisationsmaschine

Hand- aufs Herz: Gehören Sie auch zu jener Gruppe von Informationskonsumenten, die am liebsten jene Publikationen liest, die am ehesten Ihrer eigenen Meinung entsprechen? Genau diese Art der Informationsgewinnung ist heutzutage so einfach wie nie zuvor: Im Internet finden sich unzählige Kanäle, die Wasser auf die eigene Meinungsmühle spülen. Dadurch werden vorhandene Ansichten bestärkt und kritische Gedanken weggeschwemmt. Social Media gehören zu den einseitigsten Informationsmitteln, weil sie den Konsumenten gefilterte Inhalte vorsetzen.

Unausgewogenheit inbegriffen: Eine amerikanische
Website zeigt, wie voreingenommen die News sind.
                                  Screengrab leftrightpolitics.com
Wer sich für politische und gesellschaftliche Fragen 
interessiert und diese auch gerne mal diskutiert, weiss, dass das Klima rau geworden ist. Immer öfter stellt man fest, dass es nicht mehr möglich ist, ein aktuelles Problem mit Bekannten zu debattieren, ohne dass die Stimmung getrübt wird. Viele Diskussionsteilnehmer haben das Gefühl, sie verfügten über die einzig gültigen Informationen und vertreten eine entsprechend unverrückbare Meinung.
Die Ansichten sind extremer geworden, nicht nur in Europa. Das zeigt auch der Vorwahlkampf in den USA, wo nicht nur die Kandidaten mit harten Bandagen kämpfen. Auch die sozialen Medien und der Rest des Internets überquellen mit Beiträgen zum Thema – wobei die Meinungen in den allermeisten Fällen längst gemacht sind. Eine Google-Suche in englischsprachigen Online-Publikationen zum Thema Donald Trump ergibt so viele Resultate, dass wir sie kaum zu lesen vermöchten, bevor die Wahlen stattfinden.  
Das Internet, mit seiner Informationsflut, scheint vor allem zu polarisieren. Das Netz fördere gesellschaftliche Extreme, schreibt Christian Stöcker im Spiegel und verweist auf eine aktuelle Studie:
“Eine Forschergruppe um die italienische Mathematikerin Michaela Del Vicario hat die Ausbreitung von Gerüchten, insbesondere Verschwörungstheorien, in sozialen Netzwerken untersucht (PDF). Die Wissenschaftler kommen über die Auswertung von Facebook-Daten zu dem Schluss, Nutzer hätten die Tendenz, sich dort in Interessensgemeinschaften zu sammeln, sodass sie vor allem entsprechende Inhalte zu sehen bekommen. Das führe zu "Bestätigungsverzerrung, Spaltung und Polarisierung". Mit Bestätigungsverzerrung ist ein psychologisches Phänomen gemeint, das eigentlich aus der Gedächtnisforschung stammt: Menschen füllen Wissenslücken bevorzugt mit dem aus, was sie ohnehin schon glauben. Das führe "zur Verbreitung von verzerrten Narrativen, angefacht von unbestätigten Gerüchten, Misstrauen und Paranoia".
Was tun?
Eine ausgezeichnete Methode, der Internet-Echokammer zu entkommen, wurde an der Universität von Iowa ersonnen und auch umgesetzt. Die Uni hat eine Website lanciert, auf der die wichtigsten Umfragen und News (auch aus Social Media) über den Wahlkampf mittels Computertechnologie analysiert werden. Die wohl wichtigste Errungenschaft: Jeder Artikel wird automatisch nach Voreingenommenheit untersucht und bewertet. Ein Blick auf den News-Feed überrascht nicht: Fast alle publizierten News-Artikel sind voreingenommen (ein einziger Artikel, von CNN, wurde als unvoreingenommen klassiert), und die meisten tendieren nach links. Immerhin: Der Ansatz ist exzellent und würde auch dabei helfen, Informationen, die auf anderen Websites publiziert werden, einzuordnen.Viellwicht würde sich eine solche Klassierung langfristig sogar positiv auf die Ausgewogenheit von News-Artikeln auswirken.

Thursday, January 21, 2016

Die "Schrecklichen 5" des IT-Business'

Das neuste Werk des Amerikanischen Regisseurs Quentin Tarantino hat schon vor der Oscar-Verleihung für Schlagzeilen gesorgt. “The Hateful 8“ heisst der Titel des blutigen Westerns, und genau auf diesen Titel bezieht sich der Tech-Kolumnist der New York Times, wenn er von den “Frightful 5“ im IT-Business schreibt. Gemeint sind Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft, die fünf Giganten der Computer-Industrie, denen der Kolumnist eine lange Herrschaft der digitalen Welt vorhersagt.

Wie schrecklich sind sie, die Frightful 5 des IT-Business‘? So schrecklich und mächtig, dass sie den anderen Firmen kaum mehr die Luft zum Atmen lassen, weil sie die einträglichen Räume in der IT-Industrie längst für sich gepachtet haben und immer grösser und reicher werden, schreibt Farhad Manjoo:
“Wie auch immer der Massstab angelegt wird, diese fünf amerikanischen  Verbrauchertechnologie-Unternehmen werden immer grösser, in ihrem jeweiligen Sektor mehr und mehr etabliert, immer stärker in neuen Sektoren und immer besser isoliert gegen plötzlich autauchende neue Konkurrenten. Und obwohl der Wettbewerb zwischen den fünf Schrecklichen heftig ausgetragen wird – jedes Jahr scheinen einige davon zu gewinnen, einige zu verlieren – wird es immer schwieriger sich vorzustellen, dass eine dieser Firmen, geschweige denn zwei oder drei, irgendeinmal ihren Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft und Gesellschaft aufgeben werden.“ 
Tatsächlich liegt die enorme Macht der grössten fünf IT-Unternehmen der Welt darauf begründet, dass es quasi unmöglich ist, ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen: Netflix spielt zum Beispiel seine Filme aus der Amazon-Cloud auf die Geräte der Abonnenten, während Google mit einer Risikokapital-Firma das Taxi-Unternehmen Uber mitfinanziert. Farhad Manjoo schliesst daraus dass
“die Plattformen der fünf Grossen unvermeidbar sind. Es mag möglich sein, auf eine oder zwei davon zu verzichten. Zusammengenommen bilden diese Plattformen aber ein vergoldetes Geflecht, das die ganze Wirtschaft abdeckt“.
Auch andere Marktbeobachter geben sich besorgt, wenn es um die Dominanz der grossen IT-Firmen geht, wie die Welt berichtet. Bei der EU macht man sich vor allem über vier grosse IT-Unternehmen Sorgen – da werden aus den Schrecklichen 5 die Schrecklichen 4 – Microsoft gehört nicht mehr dazu:
“Der Zirkel besteht aus vier Unternehmen, die sich von Start-ups zu globalen Giganten aufgeschwungen haben: Google, Apple, Facebook und Amazon. GAFA. So lautet die Kurzform für das Quartett, erfunden von der Europäischen Union. Die vier amerikanischen Internetunternehmen besitzen einen Marktwert von 1,7 Billionen Dollar – das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt der einstigen Supermacht Russland. Diese schiere Größe ist zu einem Risiko für die Welt geworden […]Brüssel rüstet deshalb auf gegen die gefürchtete GAFA. So hatte etwa der frühere Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia jahrelang versucht, Googles Vormachtstellung unter den Suchmaschinen mittels Diplomatie zu begrenzen – seine Nachfolgerin Margrethe Vestager hingegen geht direkt zum Angriff über. Vestager leitete ein Klageverfahren ein, das für Google zu einer Geldstrafe von bis zu 6,6 Milliarden Dollar und harten Auflagen führen könnte…“
Die Zukunft wird interessant werden im IT-Sektor. Wir glauben nicht daran, dass die Dominanz der “Schrecklichen 5“ unverrückbar ist. Die IT-Industrie ist immer in Bewegung; nicht vorhersehbare Entwicklungen sind an der Tagesordnung. Wurde nicht IBM, vor noch nicht allzu langer Zeit, einmal als Gigant der Giganten angesehen, der unaufhaltsam der technischen und wirtschaftlichen Weltherrschaft zustrebte…?
Hateful 8 oder Frightful 5: Die Ersteren sind definitiv brutaler, aber auch unterhaltsamer...

Monday, January 18, 2016

Big Data und das grosse Misstrauen

Die digitale Gesellschaft wird von Daten getrieben – das Internet ist die mächtigste Datenmaschine von allen. Und trotzdem – oder gerade deshalb – stehen viele User den Datensammlern sehr misstrauisch gegenüber. Die Gründe für diese Skepsis liegen gemäss einer neuen Europäischen Studie vor allem in mangelndem Vertrauen in Unternehmen und Staat sowie fehlender Transparenz. Die gleiche Untersuchung zeigt aber auch, dass die Bereitschaft, persönliche Daten zu teilen, in Europa je nach geographischem Standort stark schwankt.

Big Data: Datensammlungsaktivitäten sorgen bei vielen Usern für Misstrauen
und Unmut.                                                                                                   Bild PD
Das Vertrauen darin, dass private oder staatliche Institutionen mit persönlichen Daten verantwortungsvoll umgehen, ist sehr niedrig. Eine Mehrheit der europäischen Nutzer digitaler Dienste kann sich trotzdem vorstellen, persönliche Daten zu teilen – allerdings müssen dafür bestimmte Bedingungen erfüllt sein – zum Beispiel Transparenz sowie ein individueller und ein sozialer Mehrwert. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS Infratest im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation, bei der über 8‘000 Menschen in acht europäischen Ländern befragt wurden.
Befragt nach konkreten Anwendungsgebieten für Big Data sind zum Beispiel 65 Prozent der Befragten bereit, ihre Daten anonym von Gesundheitsinstitutionen sammeln zu lassen, um Verbesserungen bei der Entdeckung und Behandlung von Krankheiten zu erreichen. Sogar mit der Sammlung, Speicherung und Analyse der Gesundheitsdaten in nicht anonymisierter Form sind im Durchschnitt noch 53 Prozent der befragten Europäer einverstanden, solange dies der eigenen Heilung oder der Heilung anderer dienlich ist.
Die Hälfte der europäischen Nutzer digitaler Dienste steht dem massenhaften Sammeln und Auswerten von Daten aber skeptisch gegenüber. Demnach geben 51 Prozent der Befragten an, im Phänomen Big Data mehr Nachteile als Vorteile zu sehen. Lediglich 32 Prozent sehen laut eigenen Angaben darin mehr Vorteile - wobei es länderspezifisch grosse Unterschiede gibt. Während fast die Hälfte der Iren in Big Data Vorteile sieht, stimmen dem nur 22 Prozent der Franzosen zu. Ein einheitliches Bild ergibt sich bei Fragen nach der Weitergabe persönlicher Daten an Dritte, insbesondere zu kommerziellen Zwecken. Eine übergrosse Mehrheit steht dieser Praxis - unabhängig vom Thema oder der Art der Daten - sehr kritisch gegenüber. Gerade einmal zehn Prozent der Befragten geben beispielsweise an, kein Problem damit zu haben, wenn ein Shop ihre Daten für Werbezwecke und Marketingaktionen an Dritte weitergibt.
Obwohl viele Menschen mit der Nutzung des Internets täglich Zugang zu ihren Daten gewähren, wissen sie oft nicht, was mit diesen geschieht. Gerade einmal 12 Prozent der befragten Europäer lesen nämlich Nutzungsbedingungen oder Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Kein Wunder, dass mehr als zwei Drittel aller User sich wünschen, dass derartige Texte kürzer und verständlicher abgefasst würden. 

Thursday, January 14, 2016

Schlafprobleme? Schalten Sie Ihre Bildschirme früh genug aus!

Gehören Sie zu jenen Menschen, die an Schlaflosigkeit leiden? Da bietet sich das Smartphone oder das Tablet als Zeitvertreib an. Wer allerdings irgendwann einmal weiterschlafen will, sollte auf den digitalen nächtlichen Zeitvertreib verzichten. Bildschirme verstellen nämlich unsere innere Uhr und können ernsthafte Schlafprobleme verursachen. Schon der letzte Bildschirm-Check vor dem Einschlafen kann sich negativ auf den Schlafrhytmus auswirken.

Unsere biologische Uhr muss täglich neu gestellt werden, um den  inneren Rhythmus von ungefähr 24 Stunden mit dem Rhythmus der Aussenwelt zu synchronisieren. Licht spielt in diesem komplexen Prozess eine besondere Rolle. Ist die Innere Uhr falsch getaktet, kann dies gravierende Folgen haben: Schlaf- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, aber auch Veränderungen des Immunsystems sowie vermehrter Konsum von Genussmitteln. Über diese Innere Uhr berichtet in der kürzlich erschienenen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität „Forschung Frankfurt“ der Neurobiologe Prof. Dr. Horst-Werner Korf. Laut seinem Report gibt es mehr als 3000 Gene, die unter Kontrolle des im Menschen eingebauten inneren Uhrwerks stehen.
Besonders sensibel reagieren wir Menschen auf das Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums. Deshalb könnten Menschen, die spät am Abend vor Smartphone, Tablet oder Laptop sitzen, häufig schlecht schlafen, erklären die Wissenschaftler.
Tatsächlich scheint ein heller Bildschirm sich stärker auf den Schlafrhythmus auszuwirken, als eine Tasse starker Kaffee, wie eine aktuelle amerikanische Studie herausgefunden haben will. Manager Magazin berichtet:
“Ein doppelter Espresso drei Stunden vor der normalen Schlafenszeit verschob den melatoningesteuerten Tag-Nacht-Rhythmus hingegen im Schnitt vierzig Minuten nach hinten, also nur etwa die Hälfte von dem, was sich im Melatoninstoffwechsel tat, nachdem die Probranden drei Stunden lang hellem Licht ausgesetzt wurden.
Das Licht von Tablets und Smartphones ist auch deshalb besonders hell und blaustichig, damit die Displays auch bei Sonnenlicht gut ablesbar sind. Abends ist diese Eigenschaft dann eher hinderlich, weil sie den Schlafrhythmus stört. Wer den Effekt mindern will, kann übrigens auf etliche entsprechende Apps zurückgreifen, die das blaue Licht herausfiltern und den Bildschirm dimmen, etwa den Blue Light Filter für Android; bei vielen Apple-Geräten kann man einen Nachtlesemodus einstellen, indem man über das Einstellungsmenü bei "Home-Dreifachklick" die Option "weiß auf schwarz" wählt…“
Im untenstehenden kurzen Video erklärt der amerikanische Psychiatrieprofessor Dr. Dan Siegel, welchen Effekt Bildschirme auf unser Gehirn haben können, und weshalb Sie mindestens eine Stunde vor dem Einschlafen ihr Smartphone weglegen sollten (Video in Englisch).

Sunday, January 10, 2016

Amazon und Jeff Bezos: Furchterregend und bahnbrechend

Amazon beherrscht nicht nur den Online-Handel sondern verändert buchstäblich die Welt in der wir leben. Gründer und CEO Jeff Bezos beschäftigt sich währenddessen mit anderen Hobbys: die Weltraumfahrt ist nur eines davon. Die Tageszeitung Washington Post ein zweites. Ausserdem plant er, nicht nur online weiter zu wachsen. In Zukunft soll es immer mehr nicht-virtuelle Amazon Läden geben.


Vom Onlineshop ins Einkaufszentrum: Amazon will auch in nicht-virtuellen
Umgebungen Waren anbieten.                                                      Amazon Screenshot 
Dass Amazon von vielen Detailhändlern gefürchtet oder gar gehasst wird, hat gute Gründe:  Die Umsätze des Giganten wachsen immer im zweistelligen Bereich (zuweilen um über 40 Prozent, wie zum Beispiel im Jahr 2011). Diese Wachstumsraten sind umso eindrücklicher, als es sich dabei um Umsätze in schwindelerregenden Höhen handelt  (zum Beispiel runde 90 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014). Eine amerikanische Studie, die vom Fernsehsender CNBC zum neuen Jahr veröffentlicht wurde, zeigt nun, wie derartige Erfolgsbilanzen zu Stande kommen. 40 Prozent aller (amerikanischen) Konsumenten begeben sich zuallererst in den Amazon-Onlineshop, wenn sie online einkaufen wollen. Das Erstaunliche ist, dass dann im Durchschnitt jeder zweite Besucher einen Kauf tätigt. Das ist eine Konversionsquote von 50 Prozent. Zum Vergleich: Gemäß CNBC geht man im übrigen Onlinehandel von einer durchschnittlichen Konversionsquote von rund 3 Prozent aus.
Trotz dieser Zahlen – oder vielleicht gerade deswegen – geben 10 Prozent der befragten Verbraucher an, Amazon beim Einkaufen zu meiden. Amazon als Feindbild – das gilt vor allem für die Konkurrenz. Amazon müsse gestoppt werden, verlangte zum Beispiel ein Teilnehmer des IBM-Amazon-Forums im letzten Jahr:
"Amazon ist dabei, den Einzelhandel komplett platt zu machen. Der Konzern hat sich zu einem Ungeheuer entwickelt, der ohne Rücksicht auf Verluste Macht und Umsatz an sich reißt. Das schadet nicht nur dem Handel, sondern auch der Wirtschaft und letztlich uns allen. Es ist Zeit, dem Moloch entgegenzutreten und ihn mit welchen Mitteln auch immer zu stoppen."
Amazon-Boss Jeff Bezos, inzwischen der viertreichste Mann der Welt,  dürften solche Ausbrüche kalt lassen. Was den Buchhändlern passiere, habe nicht Amazon verschuldet, sondern die Zukunft, hat er einmal gesagt. In einem seiner seltenen Interviews erklärte er kürzlich gegenüber der Süddeutschen Zeitung,  Amazon wolle mehr Läden eröffnen. Damit meint der Amazon-Gründer nicht etwa neue Online-Shops, sondern richtige Läden, in Innenstädten oder Einkaufszentren. Den Anfang hat er bereits gemacht, in Seattle. Auch hier spielt das digitale Amazon die entscheidende Rolle, wie die SZ berichtet:
“Das Verblüffende ist, was Amazons Daten aus dem Geschäft gemacht haben. Sie haben ihn kuratiert. Sterne führen durch die Regale, es sind die Rezensionssterne der Internetkunden. Gleich hinter dem Eingang: Wirtschaftsbücher mit mehr als 4,8 Sternen. Daneben Titel, die öfter als eine halbe Million Mal verkauft wurden. Und – für Weihnachten – Bücher, die am häufigsten auf den Wunschlisten stehen. Hinten bei den Tierbüchern ein unbekanntes Buch namens Dogs Rule Nonchalantly, das kaum einer kennt, aber jeder der vierzig Bewerter mit fünf Sternen bedachte. Vorgestellt werden die Bücher mit Leserkommentaren aus dem Internet – oder mit jenen Textzitaten, die, wie die Daten ergaben, Kindle-Leser am häufigsten markieren. Der Laden ist der Vorbote. Die Grenzen zwischen online und offline lösen sich auf. Die Zeit bricht an, da Händler wie Amazon oder Zalando sich Läden kaufen und in die Innenstädte gehen. Es werden Läden sein, die unser Einkaufen verändern. Genauer wissen wir es noch nicht. »Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, was sie wollen«, erklärte Henry Ford einmal, »hätten sie gesagt: schnellere Pferde…“

Wednesday, January 6, 2016

Vinyl für digitale Bürger

Die CES 2016 in Kalifornien erfüllt die Erwartungen der Gadget-Freaks wieder mal voll und ganz: Da gibt es riesige, ultrascharfe Fernsehgeräte, smarte Kühlschränke, Steuergeräte für das vernetzte Heim, Fitness-Gadgets, Drohnen, Smartphones, Tablets und digitalisierte Auto-Konzeptstudien – unter anderem von VW. Eher überraschend ist, dass sowohl Sony als auch Technics dieses Jahr an der Gadget-Messe einen Plattenspieler präsentieren – für jene Sound-Puristen, die Vinyl den digitalen Formaten vorziehen.

Für alle Digital Natives, denen das abgebildete Gadget seltsam vorkommt: Es
handelt sich dabei um einen sogenannten Plattenspieler - ein Gerät, das vor
wenigen Jahrzehnten noch absolut gebräuchlich war...                  Bild Technics
CDP 101 hiess der erste CD-Player (von Sony), der anfangs der 80er-Jahre auf den Markt kam. Das Gerät markierte den Anfang der digitalen Revolution im Musikgeschäft - und kostete fast 1500 Schweizer Franken. Danach ging es schnell: Die Produktionszahlen für Compact Discs schnellten weltweit in die Höhe, der langsame Tod der Vinyl-Schallplatte hatte begonnen.
Oder etwa doch nicht?
Schon ganz am Anfang des Zeitalters der musikalischen Digitalisierung gab es jene, die den analogen Ton vorzogen. Musik ab Vinyl töne wärmer, echter, ganz einfach besser. Wohl deshalb, und auch weil es bestimmt immer noch Millionen von Vinylschallplatten gibt, für die im vordigitalen Zeitalter sehr viel Geld bezahlt wurde, die in Wohnungen und Kellerräumen ein vernachlässigtes Dasein fristen (und oft auch Schimmel ansetzen), ist Vinyl nie ganz gestorben. An der CES 2016 scheint sich nun, runde 34 Jahre nach der Markteinführung des ersten CD-Abspielgeräts, die Vinylscheibe wieder zu drehen – digital hin oder her. Natürlich haben Vinyl-LPs handfeste Nachteile, die wir an digitalen Formaten nicht vermissen: Sie sind zum Beispiel nicht wirklich portabel und, wie gesagt, sie schimmeln. Dem kann abgeholfen werden. Ein USB-Port im Sony-Plattenspieler macht den Unterschied, wie wired.de erklärt:
“Sonys neuer Plattenspieler verfügt über einen USB-Ausgang und wird mit Software für Mac und PC ausgeliefert, die aus der Vinylmusik hochauflösende Audiodateien macht. Dabei setzen die Japaner wahlweise auf das hauseigene DSD-Format oder WAV-Dateien, um die verlustfreie Übertragung zu garantieren — MP3s wären hier einfach nicht gut genug, berichtet The Verge. So bietet das neue Gerät mit einem minimalistischen Design die Möglichkeit, ohne große Umschweife und vor allem direkt die eigene Sammlung zu digitalisieren, oder eben einfach anzuhören…“
Beim Gerät, das die Panasonic-Tochter Technics vorstellte, handelt es sich um ein Retro-Modell, wie Panasonic mitteilt:
“Von 1972 bis 2010 produzierte Technics das Modell SL-1200 mit grossem Erfolg. Pünktlich zum 50. Jubiläum der Marke bringt das Unternehmen die Neuauflage des Klassikers als High End Produkt: Als Grand Class SL-1200G kehrt der analoge Plattenspieler mit Direktantrieb nun zurück. Das neue High-End-Audio-System von Technics wurde für genau diese Musikliebhaber entwickelt, die sich danach sehnen, den unverwechselbaren Sound analoger Schallplatten wieder neu zu entdecken.“
Wieviel der Technics-Plattenspieler kostet, wurde noch nicht bekannt gegeben; Sonys Gerät wird rund 500 Euro kosten. Es soll Mitte Jahr in die Läden kommen.

Monday, January 4, 2016

Stimmungsmache und Propaganda: Roboter im Netz

Als ob es in den sozialen Netzwerken nicht schon genug unhöfliche, manipulative und uninformierte Teilnehmer gäbe! Nun müssen wir uns also auch noch damit abfinden, dass sogenannte “Social Bots“ unsere sozialen Netzwerke massenweise mit unsozialen Einträgen beliefern. Eine Studiengruppe an der Universität Siegen in Deutschland will dem Phänomen der gefälschten Netzwerker auf den Grund gehen und echte User in die Lage versetzen, gefälschte Einträge zu erkennen.

Was sind Social Bots und weshalb werden  sie eingesetzt? Grundsätzlich geht es darum, Stimmung zu machen, Propaganda zu verbreiten – für oder gegen etwas oder jemanden. Zitat aus der “Welt“:
“Wenn Facebook, Twitter und Co. als Spiegelbild der Gesellschaft gelten, dann besteht diese aus lauter Spinnern und Hetzern. Für die ansteigende Flut an Verschwörungstheorien und Hasskommentaren im Netz kann es aber auch eine ganz andere Erklärung geben: Sie stammen gar nicht von echten Menschen. Soziale Roboter, sogenannte Social Bots, verfassen die Texte automatisch. Gesteuert werden sie von bestimmten Interessengruppen oder Unternehmen, oder auch von der Terrororganisation IS. Das Unheimliche daran: Die Maschinen reagieren mit ihren Kommentaren und Parolen auf aktuelle Ereignisse und greifen aktiv in Debatten ein, indem sie die Texte in Foren und auf den bekanntesten sozialen Plattformen veröffentlichen.“
Doch wie kann die Internetgemeinde auf die gefälschten Social-Media-Teilnehmer reagieren? Welche Möglichkeiten gibt es, diese zu erkennen? Genau das wollen die Forscher an der Uni Siegen herausfinden, wie sie in einer Beschreibung ihres Projekts festhalten. Es gehe darum, die User von sozialen Netzwerken für die Risiken zu sensibilisieren und sie in die Lage zu versetzen, Manipulationen zu erkennen. Darüber hinaus sollen konkrete Hilfestellungen entwickelt werden, um den Selbstdatenschutz und die “forensische Kompetenz“ dieser Anwender zu stärken.
Ein hehres Ziel! Wenn man allerdings in Betracht zieht, dass die Fälscher immer besser, die Server immer leistungsstärker und die Roboter immer zahlreicher werden, darf durchaus an den Erfolgsaussichten gezweifelt werden:
"Social Bots verhalten sich wie menschliche Nutzer: Sie bekommen mit, wenn ihr Thema bei Twitter gerade hochkocht, und schreiben Texte, die sich darauf beziehen. Die Software kann mit eigenen Kommentaren auch direkt auf Tweets anderer Nutzer antworten, denen sie folgt. Denn auch dazu sind Bots in der Lage: Sie werden automatisch Follower bestimmter Nutzer", sagt Politikwissenschaftler Hegelich. Sprachlich sind die Texte von akzeptabler Qualität, sie machen nicht mehr oder weniger Fehler als menschliche Nutzer, die sich in sozialen Netzwerken äussern. Um möglichst seriös zu klingen, kopieren sie zum Teil ganze Sätze aus Lexika oder von Webseiten wissenschaftlicher Institute.“
Wenn Sie also nächstes Mal versucht sind, auf die Tirade eines Internet-Trolls zu reagieren, halten Sie sich an die alte Regel, den Troll nicht zu “füttern“ – umso mehr, als es sich dabei um einen Roboter handeln könnte!