Monday, July 22, 2019

Mikromobilität mit Konfliktpotenzial: Velo, E-Bike und E-Scooter

Im für die Schweiz ziemlich neuen Boom-Markt für Miet-E-Trottinette und Velos gibt es eine grosse Zahl von Anbietern, und die Übersicht fehlt. Unterschiedliche Ausleih-und Abrechnungssysteme erschweren die Orientierung für Konsumenten. Das zeigt eine Analyse von Comparis in den zehn grössten Schweizer Städten.

So sieht es aus, wenn die Polizei den Fahrern ihre E-Scooter wegnimmt, weil sie
im Fahrverbot unterwegs waren. Die Geräte haben ein enormes Konfliktpotential,
das in vielen Schweizer Städten erst noch zu Streit führen wird.
                                                                      Bild Santa Monica Police Department
Mikromobilität in Schweizer Städten und das Sharing von elektrisch unterstützten und digital verwalteten ‘Scooters‘ und Velos liegt voll im Trend. Noch ist nicht klar, wie sich die neue Mobilität auf das Zusammenleben auswirken wird, und der Markt ist gemäß den Comparis-Testern “so undurchsichtig wie einst den Mobilfunkmarkt in den Nullerjahren“. In Zürich bezahlen E-Trottinett-Nutzer beispielsweise für eine Strecke von 1,5 Kilometern oder eine Fahrzeit von sieben Minuten je nach Anbieter bis zu 50 Prozent höhere Preise. Der Anbieter Circ verlangt für die Fahrt 2.75 Franken. Gleich teuer ist auch der nur in Winterthur operierende Verleiher Voi. Tier ist mit 3.10 Franken rund 35 Rappen teurer als der günstigste Anbieter. Bird-Nutzer greifen mit 4.15 Franken nochmals deutlich tiefer in die Tasche.
Am günstigsten lässt sich die Strecke in Zürich mit einem E-Bike bewältigen. Smide verlangt für eine siebenminütige Fahrt 1.75 Franken. Die Tretunterstützung der Smide-E-Bikes liegt bei maximal 35 Kilometern pro Stunde. Doch nicht alle E-Bike-Anbieter sind für eine mittlere Strecke so preiswert. Bei E-Publibike (Tretunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde) kostet die Strecke 4.50 Franken.
«Wer sich vorgängig über die Distanz und Fahrzeit zu seinem Ziel Gedanken macht, kann viel Geld sparen», analysiert Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer. Für längere Fahrten seien E-Trottinette in der Regel teurer als beispielsweise Velos. Allerdings haben Zweiradfahrer nur in der Stadt Zürich die Wahl zwischen E-Trottinett, E-Bikes und Velos.
So unterschiedlich die Preise sind, so unterschiedlich gestalten sich auch die Abrechnungsarten. Der Trottinett-Verleih Tier verrechnet die Minute erst nach Vollendung. Konkurrent Bird dagegen verlangt bereits für jede angebrochene Minute den vollen Minutentarif. Bei Circ und Voi bezahlen Nutzer jeweils für die tatsächliche Fahrtdauer.
Wiederum anders rechnet der stationsgebundene E-Trottinett-Anbieter Scoobox (Basel). Der Verleiher verlangt jeweils 3 Franken für 30 Minuten. Ähnlich ist es bei Publibike (verfügbar in Bern, Lausanne, Lugano und Zürich). Velonutzer bezahlen ohne Abo 3 Franken (für E-Bikes bis 25 km/h 4.50 Franken) für die ersten 30 Minuten. Ab der 31. Minute kommen jeweils pro Minute 0.05 Franken bzw.0.10 Franken bei E-Bikes dazu.
Der in Luzern tätige Anbieter Nextbike rechnet pro Stunde ab. Der Service ist für Einwohner der Stadt Luzern kostenlos; andere Nutzer ohne Abo bezahlen zwei Franken pro Stunde. Genèveroule (Service über die App Donkey Republic) verleiht Velos generell für die Zeit von vier Stunden gratis. Allerdings ist die Flexibilität, von A nach B zu gelangen, mit nur elf Stationen eingeschränkt. Velospot (Biel und Genf) bietet aktuell noch keine Stundentarife, sondern nur Tageskarten für 10 Franken und ist somit für kürzere Fahrten teuer.
Vier von fünf E-Trottinett-Anbietern in der Schweiz funktionieren nach dem sogenannten Freefloating-System. Bedeutet: Die Fahrzeuge haben jeweils keinen festen Standort und können nach der Nutzung an einem beliebigen Ort abgestellt werden. Nur Scoobox in Basel muss an der Station abgegeben werden, wo es abgeholt wurde. Klassische Velos sind in der Regel ebenfalls stationsgebunden. Allerdings können die Fahrzeuge meist an verschiedenen Stationen geliehen und zurückgegeben werden. Bei den E-Bikes mit Geschwindigkeiten über 35 km/h sind zwei Anbieter mit Freefloating-Systemen auf dem Markt (Smide in Zürich und Bern sowie Pick-E-Bike in Basel).

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