Wednesday, December 13, 2017

Gefälschte News, gefälschte Restaurants - was ist eigentlich nicht gefälscht?

Eigentlich hat das Internet das Potential, den Zugang zu echten Informationen zu erleichtern. Leider funktioniert es für viele Anwender  nicht so - wie die Fake-News Diskussion zeigt. Aber im Net werden nicht nur News gefälscht: Wie sich jetzt herausstellt, war jenes Londoner Restaurant mit den besten Bewertungen auf Tripadvisor einfach nur eine Fälschung - es hat gar nie existiert.  

Das Logo gibt es immer noch - und auch die Facebook-Seite. Auf
Tripadvisor ist das Restaurant allerdings nicht mehr zu finden.   Bild FB
Tim-Berners Lee, der allgemein als Erfinder des Internets angesehen wird, hat keine Freude am heutigen Zustand der digitalen Informationsmaschinerie, wie er in einem Interview mit dem Guardian zum Besten gab:
“Wir sind so daran gewöhnt, manipuliert zu werden, dass man glaubt, so funktioniere das Internet eben“, sagt Berners-Lee. “Wir müssen darüber nachdenken, wie es sein sollte."
Das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben - dem Erfinder des Internets ist seine Idee längst entglitten. Neben regulären Nutzern wird der digitale Raum von so vielen  Irren, Betrügern, Perversen und Idioten bevölkert, dass man sich fast in der richtigen Welt wähnt. Genau das scheint das Problem zu sein: Die digitale Welt verstärkt sowohl negative als auch positive Eigenschaften  und macht es möglich, mit wenig Aufwand enorm viele Menschen zu erreichen. Dieses Publikum hat aber allen Grund, immer Misstrauischer zu werden - wie auch die Geschichte vom gefälschten Londoner Restaurant beweist. In diesem Fall geht es nicht um gefälschte News, sondern um gefälschte Bewertungen. Ein Londoner Journalist schaffte es, mit gefälschten Kritiken sein Gartenhäuschen auf dem Bewertungsportal Tripadvisor zum besten Londoner Restaurant zu machen:
“Für seine Verifizierung bei Tripadvisor brauchte Butler sich nur eine Website einzurichten, eine Telefonnummer angeben und darauf zu achten, dass er keine ganz konkrete Adresse verwendete. Eröffnung des Restaurants „The shed at Dulwich“ war im April, im Mai dann schon wurde Butler bei Tripadvisor aufgenommen, auf Platz 18'149. Doch seine Freunde halfen mit Fakebewertungen mit und bis Ende August war bereits Platz 156 erreicht. Alle Foodfotos waren gefälscht, so nahm er beispielsweise eine angemalten Schwamm, den er online als Nachtisch verkaufte oder ein Spiegelei, welches er auf seinem nackten Fuß präsentierte. Als daraufhin zahlreiche Reservierungsanfragen eingingen, welche Butler natürlich ablehnen musste, ging alles wie von selbst. Durch das Absagen aller Anfragen und die guten Kritiken auf Tripadvisor bekam die Gartenlaube ein derart exklusives Flair, dass auch die Zahl der Suchanfragen auf Google in die Höhe schoss. Schon im November war es dann so weit. „The shed at Dulwich“ war das am besten bewertete Londoner Restaurant…“
Oobah Butler, der Londoner Journalist, der den Beschiss aufzog, weiss auch warum die Sache so gut funktionierte (und die Begründung des Fälschers tönt ganz ähnlich, wie die Klage des Internetgründers Berners-Lee):
“Wir leben doch in Zeiten der allgegenwärtigen Fehlinformation. Die Menschen sind gewillt, völligen Bullshit zu glauben.“
Wo er recht hat, hat er recht. Und wir werden bei unserer nächsten Reise etwas genauer hinschauen, bevor wir buchen. Bei den Artikeln in den Newsmedien machen wir das schon länger so.

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