Tuesday, April 21, 2020

Die Seuche schadet dem Konsum - aber Amazon profitiert

Dass der Einzelhandel in den letzten Wochen durch die Coronakrise in eine beinahe unhaltbare Situation katapultiert wurde, ist klar; wenn die Kunden zuhause bleiben, fallen die Umsätze aus. Doch die Krise betrifft auch den Onlinehandel. Auch Händler wie Zalando sind betroffen und müssen ihre Umsatzprognosen nach unten revidieren. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Amazon legt zu.

Der Handel leidet unter Krise, aber Amazon profitiert. Den
Kartellwächtern gefällt das nicht.                     Grafik Amazon
Einzelne Branchen haben bei den Onlinebestellungen davon profitiert, dass die Menschen zum grossen Teil zuhause bleiben müssen. Da sich viele Käufer trotzdem fit halten wollen, stieg die Nachfrage im Bereich Sportartikel im März um volle 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Lebensmittelsektor ist ein sprunghafter Anstieg um 85 Prozent zu verzeichnen. Die Arbeit im Home-Office führte ausserdem dazu, dass es zu 65 Prozent mehr Bestellungen im Bereich Software und zu einer Steigerung von 61 Prozent im Bereich Hardware kam. Das zeigt eine Analyse des Digital-Marketing-Unternehmens Bazaarvoice.  Auch Spielzeug wurde vermehrt über das Internet gekauft, da durch die Schliessung der Schulen und Kindergärten viele Kinder zu Hause unterhalten werden müssen. Nicht überraschend ist es, dass es einen Rückgang bei Bestellungen von Taschen und Koffern gab - 40 Prozent weniger wurden verkauft, das fast 100 Prozent weniger gereist wurde.
Am schlimmsten getroffen hat die Krise allerdings den stationären Einzelhandel.  Fachgeschäfte, Boutiquen und Warenhäuser sehen nach wochenlangen Schliessungen keine positiven Geschäftszahlen mehr. Erstaunlicherweise geht es aber vielen kleineren Onlinehändlern ähnlich, wie die Welt berichtet. Branchenweit seien die Umsätze im E-Commerce verglichen mit dem Vorjahresmonat um 20 Prozent eingebrochen, teilte der Onlinehandelsverbands BEVH mit. Viele Onlinehäuser litten massiv unter der miesen Konsumstimmung und hätten Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent zu verzeichnen. Die Ausnahme ist Amazon:
“In der Corona-Epidemie kann Amazon seine Stärken voll ausspielen. Der Konzern verdrängt nun nicht nur Einzelhändler, sondern zunehmend auch andere Online-Plattformen. Experten gehen davon aus, dass die Welle der Abwanderung von Kaufkraft ins Internet dauerhaft ist. Schon bisher lief etwa die Hälfte des gesamten deutschen Onlinehandels über die Plattform oder die eigenen Kassen des US-Konzerns. Dieser Anteil dürfte sich nun schubartig nochmals erhöht haben. […] Doch diesmal geht es nicht nur um Mengenwachstum, vielmehr spielt der US-Konzern eine qualitativ neue Rolle. „Auch wenn es vielen nicht gefällt und es Handelsexperten schon fast nicht auszusprechen wagen: Schon jetzt ist Amazon systemrelevant“, so der Handelsprofessor. Die Firma habe es Verbrauchern ermöglicht, „Artikel jenseits des Lebensmittelsortiments einzukaufen, die man sonst nirgendwo beziehen konnte. Das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärte Heinemann.“
Amazon baut sein Macht also aus, und er scheint, als ob die Behörden nicht nur zuschauen wollen. In verschiedenen Ländern haben Wettbewerbshüter das Unternehmen ins Fadenkreuz genommen. Auch die EU-Kommission prüft mögliche Kartellverstösse. So oder so sieht es im Moment so aus, als ob die Coronakrise und Amazon dem Einzelhandel langfristig zu schaffen machen werden
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