Thursday, January 23, 2020

Netflix: Der Pionier wird hart verfolgt

Gute 11 Milliarden Franken haben neue Hollywood-Filme dieses Jahr an der Kinokasse in Nordamerika eingenommen. Das Problem ist: Trotz riesigen Hits wie “ Star Wars: The Rise of Skywalker“ sind die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent zurückgegangen. Ein ganz wichtiger Grund sind die weiterhin wachsenden Streaming-Services.

Ein riesiges Angebot für relativ wenig Geld - damit hat Netflix sein Geschäft
erfolgreich aufgebaut. Jetzt gilt es, die Konkurrenz im Griff zu behalten.
                                                                                              Screengrab Netflix
Im letzten Quartal des Jahres 2019 hatte Netflix weltweit über 167 Millionen zahlende Streaming-Abonnenten sowie mehr als 4,6 Millionen Testkunden, die den Streaming-Service vorerst einmal testen.  61 Millionen dieser Abonnenten sind in den Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: 2011 waren es noch gut 21 Millionen Abonnenten gewesen. Einen grossen Teil des Erfolgs des Streaming-Unternehmens ist auf seine zahlreichen Eigenproduktionen zurückzuführen, die sehr teuer sind. Aber der Aufwand lohnt sich: Netflix-Abonnenten verbringen jeden Tag mehr als 140 Millionen Stunden vor dem Bildschirm, um Netflix-Inhalte anzuschauen.  Was das Internet betrifft, nimmt Netflix 15 Prozent der gesamten globalen Downstream-Bandbreite ein. Am Abend, während der Spitzenzeiten, steigt die Netflixnutzung stark an - bis zu 40 Prozent. Das Geschäft läuft also wie verrückt - und genau das führt nicht nur zu aufwärts schiessenden Aktienkursen, sondern auch zu harter Konkurrenz. Die Mitbewerber, sprich Disney und Co., wollen sich eine fette Scheibe des Geschäfts abschneiden. Ob das gelingen wird, bleibe dahin gestellt. Netflix dominiert das Streaming-Geschäft, aber die zusätzliche Konkurrenz wird das Leben der Kunden etwas schwieriger und teurer machen. Netflix Aktien hätten von 2012 bis 2018 um bis zu 4300 Prozent zugelegt, berichtet die NZZ. Seitdem schwanke der Kurs kräftig – ohne weiteren Trend nach oben. Der Grund sei die wachsende Konkurrenz:
“Netflix sei nicht mehr der einzige preisgünstige Anbieter von Streaming-Dienste. Es gebe inzwischen ein halbes Dutzend Konkurrenten, und im kommenden Jahr werde es weitere glaubwürdige Anbieter mit umfangreichen Filmbibliotheken geben, argumentieren manche Investoren. Nicht jeder Kunde werde alle Dienste abonnieren, so dass es zu schwächerem Wachstum oder gar zu einer Abwanderung der Kunden kommen könne, fürchten sie. Sie verweisen auch darauf, dass Netflix in nächster Zeit die seine beiden beliebtesten Shows verlieren wird und gezwungen ist, massiv in Eigenproduktionen zu investieren. Tatsächlich haben die Aufwendungen dafür in den vergangenen Monaten massiv zugenommen. In diesem Rahmen verbrennt das Unternehmen jährlich mehrere Milliarden Dollar und hat beachtliche Verbindlichkeiten angehäuft.“
Für die Netflix-Kunden und auch die althergebrachten TV-Stationen heisst diese Entwicklung, dass ihr Leben etwas schwieriger werden wird (ausser natürlich für staatlich finanzierten Medien, die sich nicht gross um die Konkurrenz kümmern müssen). Viele Kunden werden sich mit der Auswahl verschiedener Streaming-Dienste nicht zurechtfinden und sind auch nicht bereit, mehrere Abonnements zu bezahlen. Es wird deshalb interessant sein zu verfolgen, wie sich Netflix und Co. weiterentwickeln.

No comments:

Post a Comment