Monday, August 6, 2018

Preise im Onlinehandel: Morgen ist es doppelt so teuer

Was viele von uns schon lange geahnt haben, wurde nun durch eine umfangreiche Konsumentenschützerstudie in Deutschland bestätigt. Preise in vielen Online-Shops ändern sich ständig, die Preise schwanken teilweise massiv. Referenzpreise gibt es praktisch keine mehr, und die Kunden werden verunsichert

Wer weiss, vielleicht kostet das Smartphone morgen viel mehr - oder viel
weniger. Preisschwankungen im Onlinehandel verunsichern die Kunden.
                                                                                     Screengrab mediamarkt.de 
Vor ein paar Wochen bestellten wir uns beim grössten Online-Händler der Welt einen Wanderstab aus Leichtmetall, mit Kamerahalterung und kleinem Kompass auf dem Griff. Das Produkt war günstig, es kostete um die 30 Franken. Als die Sendung eintraf, waren sowohl das Paket als auch der Spazierstock stark beschädigt, so dass wir das Ding umgehend zurücksenden mussten. Das bezahlte Geld wurde sofort wieder gutgeschrieben - aber einen Wanderstab hatten wir leider immer noch nicht (Onlineshopping hat eben nicht nur Vorteile). Die böse Überraschung kam dann aber, als wir das Produkt wieder bestellen wollten: Der Preis war nun plötzlich auf runde 50 Franken angestiegen.
Solche Preisschwankungen scheinen im Onlinehandel durchaus normal zu sein, wie deutsche Konsumentenschützer herausgefunden haben, die 34 Tage lang die Preise von mehr als tausend Produkten bei 16 Onlinehändlern verfolgt haben. Das Resultat ist einigermassen ernüchternd, bestätigt aber die Erfahrungen viele Online-Kunden: 15 von 16 untersuchten Online-Händlern ändern regelmässig die Preise für Teile ihres Sortiments. “Dynamische Preisdifferenzierung“ heissen diese Schwankungen, und sie werden immer verbreiteter eingesetzt. Das Brandenburger Marktwächterteam stiess in seiner Untersuchung bei 37 Prozent der beobachteten Preise auf Schwankungen. Knapp zwei Drittel der variierten Preise änderten sich bis zu dreimalig, 36 Prozent  bis zu 15malig und 4 Prozent sogar häufiger, bis zu 32 Mal, innerhalb der beobachteten 34 Tage. 30 Prozent der Preise wurden teils mehr als verdoppelt. Im Falle eines Handys von Mediamarkt lagen ganze 220 Euro zwischen dem niedrigsten und dem höchsten angebotenen Preis.
Dass solche Preisschwankungen bei Verbrauchern für Verunsicherung sorgen, ist klar. Es gibt keine Preistransparenz mehr. “Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt. Zudem hat er keinen verlässlichen Referenzpreis mehr, an dem er den Wert eines Produkts bemessen kann,“ erklären die Forscher.
Am Ende wird sich der Online-Handel mit diesen Preisschwankungen wohl selber schaden. Die fehlende Transparenz lässt das Vertrauen der Kunden schwinden. Fast ein Drittel der Befragten empfindet einen Händler, der seine Preise ständig ändert, als weniger zuverlässig und kauft beim nächsten Mal woanders.

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